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Dr. Riedl: Waren in dem Locale nur Staffiererinnen? — Expertin Nr. 34: Nur die Reisenden sind dort durchgegangen und haben auch dort mit den Waaren manipulirt.
Dr. Riedl: Hat eine Stepperin oder Staffirerin vermöge ihrer Handfertigkeit während der Zeit, wo sie im Hutmachergewerbe nicht verwendet wird, Gelegenheit, als Näherin unterzukommen? — Exp. Nr. 34: Ich glaube nicht. Sie können höchstens zur Strohhutbranche gehen.
Dr. Riedl: Findet zwischen diesen beiden Branchen ein regelmäßiger Wechsel statt? — Exp. Nr. 34: Nein, es sind nur sehr wenige, die das thun.
Exp. Humitsch: Bei den anderen Arbeiterinnen sind die Verhältnisse weit schlechter als bei dieser; in der größten Fabrik gibt es eine große Masse von Arbeiterinnen, circa 300, die im Tageslohn arbeiten; dort gibt es auch jugendliche Arbeiterinnen mit 14, 15 Jahren, die 50 kr. pro Tag bekommen.
Dr. Ofner: Könnten Sie uns von dieser Branche nicht andere Expertinnen bringen? — Exp. Humitsch: Ich habe mir die größte Mühe gegeben, sie sind aber nicht dazu zu bewegen, denn sie fürchten, entlassen zu werden.
Vorsitzender: Gibt es auch viele ältere Staffirerinnen? — Experte Herr Karl Sekirnjak: Wenige, die Arbeitstheilung hat auch hier sehr überhand genommen, da viele Mädchen nur einen Theil der Arbeit lernen. Die Eine lernt einledern, die Andere binden, die Dritte Futtermachen. Wenn sie entlassen werden, können sie anderwärts nicht leicht Arbeit finden. Dann gibt es Staffirerinnen, welche von der Fabrik, wohin sie arbeiten, soviel Arbeit bekommen, daß sie zu Hause auch wieder Mädchen beschäftigen; diesen zahlen sie natürlich viel weniger. Auch diese sprechen die Mädchen frei. Sie können das nicht selbst thun, weil sie nicht der Genossenschaft angehören, aber gewöhnlich lassen sie das durch die Fabrikanten besorgen.
Vorsitzender: Wir gelangen nun zur Branche der Kamm- und Fächermacher. — Exp. Alois Weiß: Bei uns machen die Frauen nur eine bestimmte Arbeit. Die Gestelle werden von Männern erzeugt. Der Fabrikant bezieht die Federn im rohen Zustande, sie werden gebündelt, dann gewaschen und gefärbt. Dann werden sie genäht, kommen zum Krausen und dann ist die Feder fertig. Sie werden geschnitten und auf das Gestell montirt.
Vorsitzender: Es gibt aber auch Hornfächer und dergleichen.
— Exp. Weiß: Dort kommen keine Frauen vor, auch bei den dämmen sind keine Frauen beschäftigt.
Dr. Verkauf: Wie viele Frauen sind in Ihrem Berufe beschäftigt?
— Exp. Weiß: Etwa 600 bis 700, je nach der Saison, davon sind 300 bis 350 bei der Genossenschaft angemeldet, beziehungsweise bei der Kranken- casse angezeigt. Diejenigen, welche nicht bei der Krankenkasse sind, sind lauter Hausarbeiterinnen. Die Fabrikanten geben die Arbeit sehr gerne außer Hause, um Zins und Licht zu ersparen. Die Arbeit ist in der Fächerbranche immer ziemlich bedeutend, auch heute noch, so daß auch die Heimarbeiterinnen Hilfskräfte beschäftigen, und es sind dies meist junge Mädeln unter 14 Jahren. Es gibt große und kleine Betriebe. Im Ganzer: sind etwa 200 Kamm- und Fächermachermeister. Fächermacher im Ganzen 120, davon 20 Großbetriebe. Dazu gehören auch die kleinen Federnsctzmückerinnen, welche außer Hause arbeiten. Solcher kleiner Betriebe sind 50 bis 60. Die anderen sind Mittelbetriebe. In allen Betrieben sind Frauen beschäftigt. Als Obmann der Krankencassa muß ich leider constatiren, daß sich sehr Viele daraus verlegen, in den Sommermonaten, das heißt in der Zeit, wo wenig Arbeit ist, sich von der Krankenkasse unterstützen zu lassen. Es gibt Frauen, die da nnr fl. 1'50 oder fl. 2 verdienen, während sie, wenn sie