krank sind, fl. 3-50 bekommen. Sie melden sich einfach krank, der Arzt kann ja nicht hineinschauen. Sehr viele Arbeiterinnen sind tnberculos. Das kommt davon, weil sie zu frühzeitig zur Arbeit kommen und da gleich 13, 14 Stunden arbeiten müssen. Dadurch werden sie schwach aus der Brust. Es ist sogar eiu Fall vorgekommen, daß ein Mädchen bei der Arbeit verhungert ist. In der Fabrik, wo das Mädchen gearbeitet hat, werden 26 kr. für das Dutzend gezahlt und für die Hausarbeit 12 kr. Das Mädchen mußte eine große Partie mit nach Hause nehmen. Diese wollte sie fertigmachen und dabei ist sie verhungert.
Vorsitzender: Gibt es im Großbetriebe Maschinen? — Experte Weiß: Es gibt nur Wachelmaschineu. Früher hat man mit der Hand gewachst. Es ist das eine Maschine, auf welcher die Federn zum Trocknen befestigt werden, sie steht in einem sehr warmen Zimmer, und da werden die Federn herumgedreht, damit sie trocknen.
Dr. Verkauf: Zur Erzeugung der Gestelle werden aber Maschinen verwendet. — Exp. Weiß: Ja, die Gestelle werden von kleinen Meistern erzeugt, die sie den großen Fabrikanten liefern.
Dr. Verkauf: Wie viel Erkrankungen der Frauen haben Sie im Jahre 1895 constatirt? — Exp. Weiß: Das kann ich nicht genau sagen, aber ich kann sagen, daß wir in jeder Woche 16, 17 und 18 Kranke bezahlen, wovon nur 2 oder 3 Männer sind.
Dr. Verkauf: Sind unter den Arbeiterinnen viele ältere Frauen ? — Exp. Weiß: Sehr wenige. Man kann sagen, daß die Arbeiterinnen durchschnittlich kein höheres Alter erreichen, als 30 Jahre. Wohin die anderen kommen, ob sie sterben oder von der Branche weggehen, weiß ich nicht. Ueber die Sterblichkeit habe ich keine Daten. — Exp. Nr. 35 (über Befragen des Vorsitzenden): Ich bin in einem Mittelbetriebe beschäftigt. Wir sind 12 Arbeiterinnen und 3 Lehrmädchen. Wir erzeugen nur Federnfächer. Die Saison dauert vom September bis Ostern. Bei uns sind in dieser Branche auch 3 Männer beschäftigt. Diese schneiden die Federn zu und montiren. Wir arbeiten nur mit der Hand. Am Abend bekommen wir auch Arbeit mit nach Hause. Wir werden dazu gezwungen, denn wenn wir das nicht thun, würden wir in der Zeit, wenn nichts zu thun ist, ganz entlassen werden. Die Arbeiterinnen recrutiren sich meist aus Handwerkerkreisen. Es gibt auch Lehrmädchen. Die Arbeit wird durch Umfrage bei den Gewerbe- Inhabern vermittelt. Die Lehrmädchen werden ordnungsmäßig aufgedungen und freigesprochen. Die Lehrzeit dauert zwei Jahre. Sie sind außer Hause und haben auch nicht die Kost. Sie bekommen fl. 1 . Ich bin nicht aufgedungen worden; der Herr hat gesagt, ich muß zwei Jahre lernen, und wie diese zwei Jahre vorüber waren, bin ich nicht freigesprochen worden.
Dr. Verkauf: Da sind Sie ja eigentlich eine Hilfsarbeiterin. Sind Sie deshalb schlechter bezahlt? — Exp. Nr. 35: Nein. Jetzt kommt das aber nicht mehr so häufig vor wie früher.
Dr. Verkauf: Warum ist das geschehen? — Exp. Nr. 35: Der Herr hat das einfach nicht gethan. — Exp. Weiß: Das ist heute noch ärger als früher. Wenn ein Mädchen in einer Fabrik aufgenommen wird, macht der Fabrikant den Eltern vor, daß das Mädchen nur 1 oder 1'/-> Jahre zu lernen braucht. Das Mädchen wird nicht aufgedungen und kann auch nicht freigesprochen werden. Es bekommt fl. 1 oder fl. U50 und ist Hilfsarbeiterin.
Dr. Verkauf: Gibt es eine Vorschrift im Statut, wie viele Lehrmädchen gehalten werden dürfen? — Exp. Weiß: Nein.
Dr. Niedl: Ist mit dem Aufdingen und Freisprechen eine gewisse Gebühr verknüpft? — Exp. Weiß: Ja. Wenn man drei Jahre lernt, so muß man das Aufdingen und Freisprechen selbst zahlen, wenn aber der