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Theilung der Arbeit existirt. Die Arbeiter machen nämlich die Kleider in den Werkstätten fertig, bis auf die Knopflöcher und das Annähen der Knöpfe. Diese fertige Ware kommt zu einem anderen Zwischenmeister, der die Knopflöcher mackit und die Knöpfe annäht. Die Leute fagen, daß bei diesem Verfahren die Arbeit besser und billiger wird. Die Zwischenmeisterin, mit der ich zuletzt gesprochen habe. hat nicht mehr als vier Arbeiterinnen, und auf meine Frage, warum sie sich keine größere Werkstätte hält, um auch die Knopflöcher in der Werkstätte machen zu lassen, hat sie mir geantwortet: „Bevor ich eine große Werkstätte übernehme, verzichte ich lieber auf das Geschäft." Das ist dieselbe Antwort, die der größte Confectionär in Deutschland, Mannheimer, gegeben hat. Für jede Arbeiterin braucht sie nämlich eine Nähmaschine. Sie hat also für vier Arbeiterinnen vier Maschinen. Nun findet sich in Wien nicht leicht ein Haus, in dem sie eine Wohnung bekommt, wenn eine Anzahl von Maschinen benützt wird, wenn nicht in diesem Haufe ein Gasthaus ist. In dem Gasthaus wird nämlich viel Lärm gemacht, und da macht es den Parteien nichts, wenn auch noch das Lärmen der Maschinen dazukommt. Ich möchte noch auf eine Bemerkung zurückkommen. Es ist gesagt worden, daß die Löhne der Frauen durch die schlechten Verhältnisse in der Herren-Confection leiden. Mit meiner Erfahrung stimmt das nicht. Ich glaube, daß der Verdienst der Schneidergesellen ein im Durchschnitte größerer sein dürfte und daß die Arbeiter in der Herren-Confection besser daran sind als jene in der Frauen-Confection, mit Ausnahme derjenigen, die in der sogenannten englischen Confection arbeiten. Ich glaube daher auch nicht, daß die Arbeiter von der Herren-Confection weggehen, um bei der Frauen-Confection bessere Arbeit zu finden, schon aus dem Grunde, weil in der Herren-Confection eine eigentliche todte Saison gar nicht existirt.
Dr. Schwiedland: Werden Knopflochmaschinen nicht verwendet?
— Exp. Mayer: Für diefe Arbeit nicht.
Dr. Schwiedland: Auch Zuschneidemaschinen nicht? — Experte Mayer: Nein.
Dr. Schwiedland: Woher kommt das? — Exp. Mayer: Weil die Artikel nicht in solchen Massen hergestellt werden, daß sich eine Maschine auszahlt. Unsere Erzeugung ist mehr oder weniger individualisirt. — Exp. Smitka: In der Tamen-Confection werden die Knopflöcher in der Werkstätte gemacht.
Dr. Schwiedland: Das erklärt aber nicht, weshalb Knopflochmaschinen seitens der Specialistinnen nicht verwendet werden. — Experte Mayer: Dagegen besteht kein technisches Hinderniß.
Dr. Schwiedland: Sonach dürfte hier der Geldmangel der Arbeiterin mitspielen!
Wittelshöfer: Stehen Sie mit den Arbeiterinnen in directer Verbindung? — Exp. Mayer: Nur mit den Zwischenmeisterinnen.
Vorsitzender: Liefern Sie den Zwischenmeisterinnen den Stoff?
— Exp. Mayer: Ja; sie bekommen die Waare zugeschnitten und eingerichtet, das heißt mit Futter und Knöpfen. Den Zwirn müssen sie dazugeben.
Vorsitzender: Kann der Zwischenmeister nicht in die Lage kommen, etwas zu verderben? — Exp. Mayer: Das kommt äußerst selten vor.
Wittelshöfer: Der Zwischenmeister bekommt Alles zugeschnitten und allen Zugehör außer Zwirn, was hat er sonst zu leisten und wofür erhält er seinen Gewinn? — Exp. Mayer: Er leitet die Arbeit, es ist sein Unternehmergewinn.
Exp. Nr. 48 (über Befragen seitens des Vorsitzenden): Ich bin bei der Confectionsbranche. Das ganze Stück wird von mir fertiggemacht. Gegenwärtig bin ich in keinem Betriebe, denn seit Weihnachten gehe ich in's Haus nähen. Ich war inclusive meiner Lehrzeit sechs Jahre bei der
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