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Mir ist für eine Schoß fl. 2 angetragen worden. Da kann auf die Arbeiterin nicht mehr kommen als fl. l'10.
Wittelshöfer: Was verdient der Meister, wenn er fl. 2 für eine Schoß bekommt? —Exp. Wawrufchka: Wenn das in der Masfe wäre, daß man in der Woche ein paar hundert hinausbringt, könnte man viel verdienen. 40 kr. muß der Herr auslegen, fl. I'IO bekommt die Arbeiterin, so bleiben 50 kr. für ihn.
Dr. Ofner: Haben Sie eine Arbeitsvermittlung? — Experte Wawrufchka: Ich habe mich einmal an die Genossenschaft gewendet. Meistens kommen aber die Leute selbst, wenn man annoncirt.
Dr. Ofner: Lehrmädchen haben Sie nicht? — Experte Wawrufchka: Nein.
Vorsitzender: Aus welchen Kreisen kommen die Arbeiterinnen? -- Exp. Wawrufchka: Meist aus Arbeiterkreisen.
Vorsitzender: Verköstigen Sie Ihre Arbeiterinnen selbst? — Exp. Wawrufchka: Nein.
Vorsitzender: Was essen sie gewöhnlich? —Exp. Wawrufchka: Das weiß ich nicht. Es gibt Arbeiterinnen, welche nicht aus Wien sind, die müssen für die Wohnung zahlen, und wenn sie nur 40 oder 50 kr. haben, so können sie ja nichts Anderes essen als Kaffee.
Vorsitzender: Kommt es nicht vor, daß Arbeiterinnen bei den Meistern wohnen? — Exp. Wawrufchka: Das ist selten.
Vorsitzender: Wie ist das Arbeitslocal ? — Exp. Wawrufchka: Ich habe zwei Zimmer. In dem einen großen Zimmer mit zwei Fenstern wird gearbeitet.
Vorsitzender: Wird auch gebügelt? — Exp. Wawrufchka: Ja; das ist aber nicht mein Wohnraum. Ich habe auch eine Küche, in dieser wird gegessen. Die Wohnung wird jeden Tag zusammengeräumt und jeden Samstag gewaschen. Gelüftet wird täglich. Es sind aber hier sehr viele Werkstätten, wo den ganzen Tag und auch Abends nicht gelüftet wird. In einem solchen Raum sind oft 20 bis 25 Personen zusammengepreßt. Auch ich habe schon unter solchen Umständen gearbeitet und ordentlich geschwitzt. Ich möchte mir zwar gerne ein eigenes Bügelzimmer herstellen, aber die Wohnung kostet ja ohnehin schon sehr viel. Ich zahle fl. 95 vierteljährig. Da ist es nicht leicht, den Zins zu erschwingen, nachdem die Preise immer mehr zurückgehen. Für ein Costüm, für das vor zwei Jahren noch fl. 7 bezahlt worden sind, will mir der Confectionär nur mehr fl. 4 zahlen.
Vorsitzender: Was müssen Sie von den fl. 4 Wegzahlen? — Exp. Wawrufchka: Das ist ungleich. Für Arbeitslohn rechne ich fl. 3. So bleibt mir fl. 1 für das Zuschneiden, Zwirn, Wohnung u. s. w. — Die Arbeiter sind bei der Krankencasse versichert. Die Arbeiterinnen essen zu Mittag nicht im Arbeitsraum. Sie gehen alle fort. Die Arbeiter gehen in's Wirthshaus, wohin die Arbeiterinnen gehen, weiß ich nicht. Wenn eine etwas weiter nach Hause hat, bleibt sie eine halbe Stunde länger aus und muß das am Abend einholen. Der Arbeitsraum wird Mittags zwar nicht gesperrt, er ist aber leer.
Dr. Riedl: Werden Ihnen Abzüge gemacht, wenn Sie dem Confectionär ein fehlerhaftes Stück liefern? — Exp. Wawrufchka: Das muß von mir ersetzt werden.
Dr. Mare s ch: In welchem Alter befinden sich die meisten Arbeiterinnen? — Exp. Wawrufchka: Die jüngsten Arbeiterinnen, die ich gehabt habe, waren l6 Jahre alt, die ältesten 35. Es gibt aber auch ältere. Die sind aber selten.
Dr. Maresch: Was geschieht mit den älteren Arbeiterinnen? - - Exp. Wawruschka: Das ist mir nicht bekannt.