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noch einen Bruder, der ist jetzt zn Hause, und wir müssen ihn während seiner Lehrzeit erhalten. Der Vater wär Gas-Installateur.
Exp. Wenzel Wawruschka (über Befragen des Vorsitzenden): Ich arbeite für Confectionsgeschäste und habe auch eigene Kunden. Ich beschäftige Arbeiter und Arbeiterinnen. Jetzt sind bei mir sechs Arbeiterinnen beschäftigt, es kommt aber auch vor, daß ich deren acht beschäftige. Arbeiter sind jetzt vier oder fünf bei mir. Bis jetzt habe ich zehn Wochen mit meiner Frau ganz allein gearbeitet, und erst seit vierzehn Tagen beschäftige ich wieder Arbeiter. Bei mir werden Kleider, Jacken, Blousen und Costüme erzeugt. Ich bekomme den Stoff vom Geschäfte, schneide dann zn und vertheile die Arbeit an die Arbeiter. Den Zwirn muß ich geben. Futter, Aufputz und Knöpfe bekomme ich vom Geschäfte. Auch Werkzeuge muß ich beistellen. Zwirn n. s. w. haben die Arbeiterinnen nicht beizustellen. Oft werden in solchen Geschäften von Frauen Arbeiten verlangt, die nicht einmal ein Mann machen kann. Ich lasse die schwere Arbeit von den Männern machen.
Vorsitzender: Welchen Lohn zahlen Sie? — Experte Wawruschka: Ich zahle nach der Zeit. Es wird von 8 Uhr Früh bis 7 Uhr Abends gearbeitet. Mittagspause ist eine Stunde. Die Arbeiterinnen haben eine halbe Stunde mehr. Vor- und Nachmittag ist keine Pause. Ich erlaube ihnen aber, etwas zu essen. Der Lohn wird pro Tag berechnet. Die besten Arbeiter verdienen sich bei mir fl. 1'60 pro Tag, die mindesten 70 kr. Eine billige Arbeiterin kann ich nicht beschäftigen. Es gibt aber auch Arbeiterinnen, die um 40 kr. pro Tag arbeiten, aber bei mir nicht. Ich arbeite für Vorstadtgeschäfte. Die „todte Saison" dauert drei Monate im Sommer und drei Monate im Winter. Bei mir hat es etwa um die Mitte December aufgehört und seit Mitte Februar wieder angefangen. Im Sommer ist die Pause acht oder vierzehn Tage nach Pfingsten.
Vorsitzender: Haben Sie Kündigung? — Exp. Wawruschka: Das wird vereinbart. Gewöhnlich wird ausgemacht, daß man gleich geben kann. Bei mir ist das so eingeführt: Wenn ich weiß, daß ich wenig Arbeit habe, so frage ich den Arbeiter: Wollen Sie sich um etwas umschauen oder wollen Sie aussetzen oder soll ich Ihnen kündigen? Wenn bei uns die Saison aufhört, so beginnen die Engrossisten auf Lager zu arbeiten. Es ist aber nicht viel.
Vorsitzender: Sie haben also in der todten Saison zu thun? — Exp. Wawruschka: Ja, aber nicht für das Geschäft, sondern nur für die Kunden.
Vorsitzender: Wird etwas abgezogen, wenn eine Arbeiterin etwas verdirbt? — Exp. Wawruschka: Bei mir nicht, aber sonst ist es überall so eingeführt, daß die Arbeiterin es ersetzen muß. Wenn ihr beim Stoff etwas Paffirt, so muß sie allerdings den Stoff ersetzen. Ob Strafen vorkommen, weiß ich nicht. Wenn sie zu spät kommen, wird ihnen vom Lohne abgezogen, oder sie müssen länger dableiben.
Vorsitzender: Können Arbeiterinnen auch Arbeit mit nach Hause nehmen? — Exp. Wawruschka: Bei mir nicht. In anderen Werkstätten kommt das sehr häufig vor. Ich sehe sehr oft Arbeiterinnen mit großen Winkeln nach Hause gehen. Als Arbeiter habe ich das auch gethan, weil ich dazu gezwungen war.
Vorsitzender: Wird in solchen Fällen nach Stück bezahlt? — Exp. Wawruschka: Ja. Dort ist dann kein Zeitlohn.
Wittelshöfer: Ist Ihnen bekannt, daß für dieselbe Arbeit den Männern mehr gezahlt wird als den Frauen? — Exp. Wawruschka: Der Mann wird immer besser bezahlt. Man baut nämlich darauf, daß er besser arbeitet, oder man verlangt es wenigstens von ihm. — Für eine Umhülle werden 50 und 60 kr. gezahlt, da muß der Herr die Zugehör dazugeben; für einen Kragen 60 kr. Da muß er der Arbeiterin 35 kr. zahlen.