148

148

Tr. Schiff. Ist die Zahl der Mitglieder die gleiche geblieben? Exp. Smitka: Sie ist wohl gestiegen, doch nur sehr gering. Es find am 31 . December 1893 4938 und im Jahre 1894 4975 weibliche Mitglieder ausgewiesen. Doch dürfte, da die Saison 1894 viel schlechter war als im Jahre 1893 und somit viel weniger Arbeiterinnen beschäftigt waren, die Steigerung der Erkrankungen eine bedeutendere gewesen sein. Im Jahre 1893 hatten wir 36 Sterbesälle weiblicher Mitglieder, davon 22 an Tuber­kulose, also 61 Percent; im Jahre 1894 waren 25 Sterbesälle, davon 18 an Tuberkulose, das ist 72 Percent. Das Verhältniß variirt stets zwischen 60 und 70 Percent. Den nächftgrößten Percentsatz weist dann das Wechsel­fieber in der Krankenstatistik auf. Die übrigen Fälle vertheilen sich aus die verschiedensten Krankheiten; in Folge Lungenentzündung haben wir z. B. im Jahre 1893 und ebenso im Jahre' 1894 je einen Todesfall.

Vorsitzender: Haben Sie sonst noch etwas in dieser Richtung hervorzuheben? Exp. Smitka: Höchstens die Zahl der Entbindungen nach dem Altersaufbau. Im Jahre 1893 hatten wir die meisten Entbindungen mit 22 Fällen von Mädchen, die 24 Jahre alt waren. Das jüngste Mädchen hatte das 14 . Lebensjahr noch nicht überschritten. Wir haben eine Straf­anzeige nicht gemacht. Die Aelteste, die entbunden ist, war 43 Jahre alt. Im Jahre 1894 war das Verhältniß fast dasselbe. Die meisten Entbindungen fanden mit dem 23 . Lebensjahre statt, und zwar 23 Fälle; die jüngste Wöchnerin war 16 Jahre, die älteste 38 Jahre alt; unter 20 Jahren begaben sich 68 Fälle. Die Zahl steigt von: Jahre 1864 , als Geburtsjahr der Mutter, angefangen. Anormale Entbindungen waren im Jahre 1894 15 , im Jahre 1893 5 .

Bardors: In welchem Alter waren die Verstorbenen? Experte Smitka: Das kann ich heute nicht sagen, doch bin ich in der Lage, dies nachzutragen, denn wir kennen das Durchschnittsalter der Verstorbenen. Es ist im Ausweise genau specificirt; es ist ähnlich wie bei den Geburten. Im Jahre 1894 war die Aelteste, die gestorben ist, im Jahre 1818 geboren, Eine ist im Jahre 1827 geboren und Zwei im Jahre 1829 . So steigt es successive; die meisten Todesfälle der Frauen im Jahre 1894 kommen mit dem Geburtsjahre 1869 und 1872 , also in jungen Jahren vor.

Vorsitzender: Wir schreiten nun zur Vernehmung der erschie­nenen Expertinnen und ich bitte zuerst Frau Exp. Nr. 50 uns die an sie gestellten Fragen zu beantworten. Exp. Nr. 50 (über Befragen) : Im jetzigen Betriebe bin ich drei Jahre, in dem früheren war ich zehn Jahre; im Ganzen bin ich zwölf Jahre bei der Branche. Wir erzeugen Kleider, Confection und Alles, was zur Damenmode gehört, und zwar sowohl gegen Bestellung als für Geschäfte. Die Zahl der Beschäftigten variirt, jetzt sind wir sechs, denn jetzt ist keine Saison. In der Saison sind wir zehn bis zwölf Arbeiterinnen und drei, auch vier Lehrmädchen, wenn die Tochter des Herrn dazu gerechnet wird, also im Ganzen sechzehn Personen. In der schlechten Zeit, nach der Saison, beschäftigt der Herr ein Mädchen, welches in ganzer Verpflegung steht. Dieses eine Mädchen ist die ganze Zeit dort und macht die Hausarbeit für die Kinder, Kleider, Schürzen und was sonst im Hause benöthigt wird. Ich mache keine häuslichen Ar­beiten. Männer sind keine beschäftigt, und der Unternehmer arbeitet nur hie und da mit; er hat es nicht nöthig. Der Herr ist gelernter Kleidermacher und leitet das Geschäft. Die Frau hilft nicht mit, sie besorgt das Häus­liche. Es sind Nähmaschinen in Verwendung, und es werden keine Arbeiten nach Hause gegeben. Die Mädchen sind zumeist solche, welche Eltern oder Geschwister haben, denn von dem Verdienste allein können nur die besser Qualisicirten leben. Die Mädchen sind zumeist aus bessersituirten Arbeiter­kreisen oder aus Handwerkerkreisen. Viele werden in der Zwischensaison entlassen und müssen, wenn sie nicht warten können, wenn sie also keine