Dr. Schwiedland: Auch fl. 2 50, mir sind solche Fälle bekannt. Exp. Nr. 53: Ich weiß es nicht.

Dr. Schwiedland: Die bestentlohnten Hausschneiderinnen sollen Gehilfinnen mitnehmen und fl. 2-50 bekommen. Exp. Nr. 53: Das weiß ich nicht. Jedenfalls wird es nicht viele solche geben.

Dr. Schwiedland: Sie dürsten allerdings der Gehilfin 80 kr. bis fl. l zahlen. Exp. Nr. 53: Wahrscheinlich.

Dr. Schwiedland: Verköstigt werden dann Beide. Expertin Nr. 53: Jedenfalls.

Dr. Frey: Wie groß ist der durchschnittliche Lohn? Expertin Nr. 53: fl. 1.

Dr. Ofner: Werden Ihnen für das Verderben von Sachen Abzüge gemacht? Exp. Nr. 53: Mir ist der Fall überhaupt noch nie passirt.

Vorsitzender: Wie steht's also mit Ihrer Arbeit in der flauen Zeit? Exp. Nr. 53: Da habe ich für eine Firma M. Jersey - Tricot­taillen gearbeitet und habe pro Woche fl. 3'50, äußerst selten fl. 4 verdient. Da habe ich von 0 Uhr Früh bis oft um halb 10 Uhr Abends, auch länger gearbeitet. Wenn wenig zu thun war, habe ich um 5 Uhr Nachmittag auf­gehört, und da ist es oft vorgekommen, daß ich erst am nächsten Tag wieder Arbeit bekommen habe.

Vorsitzender: Haben Sie dort, wo Sie gelernt haben, ein Lehr­geld zahlen müssen? Exp. Nr. 53: Nein; ich habe aber separat Schnitt­zeichnen gelernt, bei G. am Hohen Markt, und dafür habe ich fl. 25 gezahlt.

Vorsitzender: Waren Sie dort, wo Sie gelernt haben, in Ver­pflegung und hatten Sie einen Lohn? Exp. Nr. 53: Ich war immer zu Hause bei meiner Mutter; ein Jahr lang habe ich gar keinen Lohn bekommen.

Exp. Nr. 54 (über Befragen des Vorsitzenden): Ich bin in einem Salon am Ring seit Mai, vorher war ich in einem ersten Salon in der inneren Stadt. In meinem jetzigen Geschäfte sind, wenn es gut geht, 20 Arbeiterinnen und zehn Arbeiter, sonst nur drei oder vier Arbeiterinnen und zwei Arbeiter beschäftigt. Die Saison ist im Frühjahr, bis Juni; die Herbstsaison von October bis Weihnachten. Wir erzeugen feinere Toiletten; die Arbeiter machen Jacken und Mäntel. In der Saison müssen wir bis zehn und elf Uhr Nachts arbeiten, außerdem noch Arbeit nach Hause nehmen. Thut's eine nicht, so ist sie am anderen Tag entlassen. Wir haben zwei Lehrmädchen aus besseren Häusern; die werden recommandirt und sind auch besser behandelt. Die anderen Lehrmädchen sind nicht bezahlt, werden zu Gängen verwendet und kommen vor einem Jahre überhaupt nicht zu Arbeit. Die Lehrzeit dauert zwei Jahre. Sie lernen nur theilweise, entweder Schöße oder Leiber nähen. Einen Lohn bekommen sie nicht.

Vorsitzender: Haben Sie eine Arbeitsvermittlung? Ex­pertin Nr. 54: Die Arbeit finden die meisten durch Annoncen.

Dr. Schwiedland: Was ist Ihre Beschäftigung, und wer macht die englischen Costüme? Exp. Nr. 54: Ich bin Schoßarbeiterin und nähe mit der Hand. Die englischen Costüme machen die Arbeiter. (Ueber Befragen.) Die recommandirten Lehrmädchen werden mehr berücksichtigt. Die nicht recommandirten müssen auch mit Schachteln gehen. Die recommandirten aber haben nur Einkäufe zu besorgen. Die Diener gehen dann mit den Schachteln. Die Arbeit zu Hause dauert zwei bis drei Stunden; der Vorgang ist so, daß man jeder Arbeiterin eine Partie Arbeit übergibt und sagt: Morgen Früh wird probirt, es muß also fertig sein. Wer's nicht mitgenommen hat, ist dafür nicht so berücksichtigt worden. (Ueber Befragen des Dr. Brezina.) Es kommt auch vor, daß die Lehrmädchen Dienstbotenarbeit verrichten, wenn sie nicht recommandirt sind. Die Behandlung ist ziemlich gut; minder gut, wenn die Arbeiterin nicht so lange dableiben oder sich nichts bieten lassen will.

11 *