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worden, daß keine Arbeit ist, und daß ich nicht zu kommen brauche. So sagt man das immer:Jetzt ist nichts zu thun, Sie können zu Hause bleiben." Eine Kündigung ist nicht erfolgt.

Vorsitzender: Haben Andere auch nur so lange aussetzen müssen oder länger? Exp. Nr. 55: Die zuletzt gekommen sind, haben zuerst ausgesetzt. In der flauen Zeit sind von zehn bis zwölf Beschäftigten fünf bis sechs geblieben.

Dr. Ofner: Wie war es denn, wenn Sie zu spät gekommen sind?

Exp. Nr. 55: Da habe ich um das länger arbeiten müssen, abgezogen ist nichts worden.

Dr. Schwab: War am Sonntag derselbe Stundenlohn wie an Wochentagen? Exp. Nr. 55: Ja.

Wittelshöser: Haben Sie in gar keinem Geschäfte Arbeit nach Hause genommen? Exp. Nr. 55: Nein. (Ueber Befragen seitens des Vorsitzenden.) Eine Kündigung ist nirgends, auch in den größeren Geschäften nicht üblich; es wird nur ausgesetzt. Die gewöhnliche Arbeitszeit, für die der bestimmte Lohn gezahlt worden ist, war 9's bis 10 Stunden. Ueber- stunden waren sehr häufig; da wurde von 7 Uhr Früh bis 8, 9 Uhr Abends gearbeitet, an Samstagen ist es auch ^ ZO Uhr geworden. Die Ueberstunden waren immer so bezahlt wie die gewöhnlichen, auch in dem großen Geschäfte.

Wittelshöser: Wie waren die Arbeitspausen? Exp. Nr. 55: Mittags 1' s Stunden, auch für Frühstück und Jause.

Vorsitzender: Die Mädchen haben alle außer dem Hause gewohnt?

Exp. Nr. 55: Ja.

Vorsitzender: Sind Geschenke vorgekommen, an Vorgesetzte oder den Herrn? Exp. Nr. 55: Nein.

Vorsitzender: Wie war es mit der Ernährung? Exp. Nr. 55: Die meisten waren zu Hause bei den Eltern; wenn sie länger gebraucht haben als 1' -- Stunden, sind sie später gekommen. Die nicht zu Hause gegessen haben, sind in das Kaffeehaus gegangen und haben dort Kaffee und Gebäck für 11 kr. verzehrt. «Ueber Befragen seitens des Dr. Brezina.) Am Abend habe ich zu Hause bei den Eltern gegessen. Zur Jause am Nachmittag hat man sich holen lassen können, was man gewollt hat, und das ist während der Arbeit geschwind gegessen worden, Kaffee oder Wurst, und dann hat man weiter gearbeitet. (Ueber Befragen seitens des Dr. Brezina.) Wenn ich erst um 10 Uhr Abends nach Hause gekommen bin, habe ich auch erst zu Hause gegessen. (Ueber Befragen seitens des Herrn Wittelshöser.) Bei der Aus­nahme wird man nicht gefragt, ob man bei den Eltern wohnt, ob man also nach Hause gehen kann. (Ueber Befragen seitens des Vorsitzenden.» Das Arbeitslocal war im ersten und im zweiten Stock. In meinem Zimmer waren sechs Mädchen und fünf oder sechs Herren, im anderen Zimmer waren die Schoßnäherinnen, in der Saison vielleicht acht. Der Lohn der Männer war sl. 3, N75 und 2'50; dieselben haben Jacken, Mäntel und englische Taillen gearbeitet, die ganz glatten Leiber haben die Männer gemacht. Wir haben auch mit Roßhaar und Leinwand gearbeitet wie die Männer. Die Schoßnäherinnen waren in einem größeren Cabinet mit einem Fenster, der andere Raum war ein Zimmer mit zwei Fenstern. Für Ventilation war nicht gesorgt. Unter Mittag, wenn wir fort waren, ist gelüftet worden. Der Fußboden ist gereinigt, die Wände sind auch geweißt worden. Der Abort, gemeinsam für Männer und Frauen, war in Ordnung. In dem Local hat Niemand geschlafen. Gebügelt ist im Zimmer worden, das hat einen merkbaren Dunst verbreitet.

Wittelshöser: Also in dem Zimmer, wo zwölf Personen waren, ist auch gebügelt worden? Exp. Nr. 55: Ja. Im Sommer war es dort sehr heiß.