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Vorsitzender: Was bekommt denn der Unternehmer für einen Cape, und wie nimmt er an der Arbeit Theil? Exp. Nr. 56: Ich glaube, er bekommt fl. 2 40 bis 2'50. Er schneidet das Stück zu und richtet's her und gibt mir's dann in die Hand; dann bekümmert er sich nicht weiter, bis es fertig ist. Er schneidet gewöhnlich zweimal in der Woche zu, einmal am Sonntag Vormittag, wenn Niemand da ist.

Tr. Bi-ezina: Was macht er während Ihrer Arbeitszeit? Exp. Nr. 56: Tann näht er auch.

Tr. Brezina: Dieselben Stücke? Exp. Nr. 56: Ja.

Wittelshöfer: Wie lange arbeitet er an einem solchen Cape oder Mantel? Exp. Nr. 56: Das könnte ich nicht genau sagen; auch drei Tage manchmal.

Vorsitzender: Wie steht es denn mit den anderen Artikeln, die dort hergestellt werden? Exp. Nr. 56: Für ein Stück Kragen zahlt er 20, 60, 80 kr., für einen Sammtkragen, der geputzt ist, 50 kr.

Vorsitzender: Herr Experte, es wird wichtig sein, etwas über diese Unterscheidung zu sagen. Exp. Klusäöek: Die Krägen sind viel leichter zu machen als Capes. Sie werden vom Tuch herausgeschnitten und rund eingesäumt, es kommen Börtel darauf, aufgesteppte Streifen. Der Cape gibt mehr Arbeit. Aber es kommen auch schwerere Krägen vor, und deshalb ist die Lohndifferenz.

Wittelshöfer: Können Sie sich, Frau Expertin, mit den Krägen dasselbe verdienen wie mit den Capes? Exp. Nr. 56: Wenn ich fünf Krägen zu 20 kr. im Tage mache, muß ich schon froh sein.

Wittelshöfer: Was haben Sie hauptsächlich zu machen? Exp. Nr. 56: Capes, weil ich das vorziehe; da muß das andere Mädchen die Krägen machen.

Dr. Ofner: Wie viel verdienen Sie im Tage bei den Capes, wenn Sie bis l Uhr Nachts arbeiten? Exp. Nr. 56: Ueber fl. 2. (Ueber Be­fragen seitens des Vorsitzenden und des Herrn W i tt el s h ö s ero Ueber den ganzen Sommer habe ich nichts zu thun, das sind drei Monate ; die zweite Saison beginnt im Herbst und dauert bis Jänner, dann bin ich wieder zwei Monate ohne Beschäftigung. Im Jahre bin ich fünf bis sechs Monate ohne Beschäftigung. Eine Zeit, wo ich nur theilweise beschäftigt bin, gibt es nicht; die Arbeit bricht plötzlich ab. Während der ganzen vier Jahre war der Wechsel immer gleich. «Ueber Befragen seitens des Dr. Bl-ezina.) In der Zeit, wo ich im Geschäfte nichts zu thun habe, arbeite ich in Häusern, welche ich durch Bekannte bekomme, und bekomme da fl. 1'50 und die ganze Kost. Diese Arbeit ist aber sehr ungleich. Man hat in der Woche drei bis vier Tage zu thun und dann acht bis vierzehn Tage gar nichts. Annoncirt habe ich noch nie.

Vorsitzender: Das dürfte wohl nicht üblich sein, weil man Leute, die man in's Haus nimmt, kennen will. Exp. Nr. 56: Ja.

Vorsitzender: Kommt es vor, daß die Mädchen bei solchen kleineren Stückmeistern Kost und Bett haben? Exp. Nr. 56: Nein.

Vorsitzender: Haben Sie es nicht von Anderen erfahren? Exp. Nr. 56: Nein; ich könnte das auch nicht erfahren.

Vorsitzender: Wie ist das Local beschaffen? Exp. Nr. 56: Es ist ein Zimmer mit zwei Fenstern, Parterre, und wird rein gehalten.

Wittelshöfer: Wird es nur als Arbeitsraum verwendet, nicht auch als Wohnung? Exp. Nr. 56: Nur als Arbeitsraum.

Vorsitzender: Gebügelt wird dort? Exp. dir. 56: Ja, das muß ich sogar selbst. (Ueber Befragen seitens des Vorsitzenden, des Tr. Bi-ezina und des Dr. Osn er:» Ich und meine Collegin haben die Kost, wo wir wohnen, und gehen Mittags nach Hause. Das Mittagessen, Suppe, Fleisch und Gemüse, manchmal Mehlspeise, kostet 25 kr., das Früh-