219

Mädchen arbeiten, die sich also höchstens von der Mutter oder den Schwestern helfen lassen. Wir erzeugen ganze Ausstattungen, Herrenhemden, Bettwäsche, kurz Alles auf dem Gebiete der Weißnäherei. Auch manchmal färbige Stickerei und Häcklerei. Im Hause arbeiten sieben Mitglieder, im Ganzen haben wir 59 Mitglieder. Diese sind aber nicht das ganze Jahr beschäftigt, viele von ihnen arbeiten sehr wenig.

Bardorf: Wie wird die Arbeit an die einzelnen Mitglieder zu­getheilt? Exp. Pletzl: Die Hausarbeiterinnen kommen und holen sich die Arbeit, die sind im Stücklohn.

Dr. Ofner: Wie viel kann sich eine Arbeiterin in neunstündiger Arbeitszeit verdienen? Exp. Pletzl: Wenn sie nicht geschickt ist, kann sie sich auch nicht mehr verdienen als fl. 5. Die Besseren können sich fl. 10 bis 15 verdienen. Es ist aber nicht ausgeschlossen, daß sich eine bessere Arbeiterin, wenn weniger zu thun ist, nur fl. 6 bis 7 verdient. Wir haben ein Verkaufslocal, liefern aber auch anderwärts Waare, jedoch nur für bessere Geschäfte. So haben wir ein Geschäft in Linz, das uns aber nur bestellte Arbeit gibt. Wir arbeiten meist nur auf Bestellung, nur im Sommer, wenn wenig zu thun ist, auf Vorrath. Wir haben nämlich einen sehr schlechten Absatz, weil wir in einer entlegenen Gasse, in der Lindengasse, das Local haben.

Dr. Riedl: Wie theilen Sie das Arbeitsquantum auf die Mit­glieder auf? Exp. Pletzl: Die im Hause sind, haben das ganze Jahr Arbeit, die außer Haus sind, haben Arbeit, je nachdem sie rascher oder langsamer vorwärts kommen. Einige unserer Mitglieder arbeiten auch für andere Geschäfte, die arbeiten natürlich für uns weniger. Wir haben jetzt eine Arbeiterin, die sich bei uns nicht mehr als fl. 7 verdient, während sie sich früher fl. 10 verdiente. Das kommt daher, daß wir die neunstündige Arbeitszeit eingeführt haben; während sie früher täglich 18 Hemden machte und bis 1l, 12 Uhr Nachts arbeiten mußte. Eine Heimarbeiterin kann bei uns täglich sechs Damenhemden machen; dafür bekommt sie fl. 2-10, bei den Wäsche-Confectionären bekommt sie nur 20 kr. per Stück. Bei uns hat eine Heimarbeiterin für die schlechtesten Hemden fl. 2'50 per Dutzend. Sie kann ganz leicht sechs Stück machen, also fl. 1'25 verdienen.

Dr. Ofner: Wie prosperirt Ihr Verein seit seiner Begründung? Exp. Pletzl: Seit dem Jahre der Gründung, 1888, hat sich die Mit­gliederzahl nicht vergrößert, wir haben schon bedeutend mehr Mitglieder gehabt als jetzt. Was der Grund hievon ist, weiß ich nicht; theils sind sie weggegangen, weil sie die Arbeit nicht leisten konnten. Unsere Arbeit ist sehr heikel, es wird sehr genaue Arbeit verlangt.

Dr. v. Fürth: Haben Sie für alle Arbeiterinnen regelmäßige Arbeit? Exp. Pletzl: Für die im Hause immer, denn wenn wir nicht genügend Kundenarbeit haben, so arbeiten wir auf Lager. Aber die außer Haus sind nicht permanent beschäftigt, sie sind deshalb nicht sicher, fl. 7 bis 10 zu verdienen. Das ist auch ein Grund, warum der Zuspruch zum Verein nicht so groß ist; wir können nicht mehr Mitglieder haben, weil wir eben nicht einmal für die Vorhandenen vollkommen ausreichende Arbeit haben.

Dr. Riedl: Liegt vielleicht die Ursache, warum Sie nicht mehr Arbeit haben, darin, daß Sie theuer verkaufen? Exp. Pletzl: Ja, wir sind theuer; es ist uns schon der Vorwurf gemacht worden, daß wir ebenso theuer sind wie die in der Stadt, welche doch bedeutend höhere Regiespesen haben.

Vorsitzender: Könnten Sie uns sagen, wie groß Ihr jährlicher Umsatz ist? Exp. Pletzl: 16.000 Gulden.

Bardorf: Ich glaube, die Hauptursache, warum die Genossenschaft nicht prosperirt, liegt darin, daß die Verwaltungskosten im Verhältniß zu