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dem Umsatz zu hoch sind, viel höher als etwa bei einer großen Fabrik? Exp. Pletzl: Das wohl nicht, denn kleiner als das Personal derzeit ist, kann es nicht mehr werden; allerdings haben wir ein großes Local und bedeutende Steuern. Exp. Keßler (über Befragen des Vorsitzenden): Ich bin Handlungsgehilfe und kann daher über die eigentlichen Arbeiter­verhältnisse nicht Auskunft geben, wohl aber über die Löhne, welche die Herren den Zwischenmeistern zahlen. Wir bezahlen für Herrenhemden an die Zwischenmeister per Dutzend fl. 1'40 bis fl. 4 und 5; da muß die Waare vollständig fertig in das Geschäft abgeliefert werden, nur geputzt brauchen die Hemden von: Zwischenmeister noch nicht zu werden. Für Ar­beiterhemden zahlen wir 90 kr. bis fl. 1'15. Für Streichwaare wird für die billigsten Sorten fl. 1 per Dutzend, für die anderen Sorten 10 bis 23 kr. per Stück bezahlt. Für Beinkleider, und zwar für die deutschen Hosen zum Binden, werden fl. 1, für die französischen fl. 2'30, für die Mollino, die Arbeiterhosen 72 kr. per Dutzend gezahlt.

In der Damenconfection zahlen wir für Schürzen 35 kr. bis fl. 5 per Dutzend, für Blousen 18 kr. bis fl. 1'20 per Stück, für Damenhemden 70 kr. bis fl. 5 per Dutzend das ist aber nur die gewöhnliche Lagerwaare, es kommt vor, daß bessere Sorten verlangt werden und für Corsets fl. 1'50 bis fl. 3 per Dutzend.

Aus diesen niedrigen Löhnen der Zwischenmeister können Sie sich ein Bild machen, wie viel die eigentlichen Arbeiter bekommen. Die Zwischen­meister selbst stehen sich nicht schlecht, denn sie haben eine Masse Arbeiter in ihren Betrieben beschäftigt, und wenn sie auch beim einzelnen Stück nur einen minimalen Nutzen haben, so macht das doch im Großen einen be­deutenden Gewinn aus. Wir haben einige Zwischenmeister, die Hausbesitzer sind; die arbeiten nicht nur für uns, sondern auch für andere Geschäfte. Die Zwischenmeister arbeiten nicht nur bei sich, in ihren Betrieben, sondern geben auch Arbeit außer Hause. Da kommt es auch vor, daß von dem Zwischenmeister noch ein zweiter Zwischenmeister die Arbeit übernimmt. Die Zwischenmeister besorgen das Zuschneiden nur bei den Arbeiterhemden, die Herrenhemden werden schon im Geschäft zugeschnitten.

Dr. Ofuer: Wir möchten überhaupt die Differenz zwischen den Löhnen der Zwischenmeister und denen der Arbeiter wissen, und was die Zwischenmeister selbst dafür leisten, daß sie diese Differenz einstecken. Exp. Keßler: Die Zwischenmeister besorgen lediglich das Zuschneiden. Exp. dir. 68: Das ist keine Kunst, so ein Arbeiterhemd zuzuschneiden.

Herrdegen: Sie haben früher erwähnt, daß sich diese Zwischen­meister gut stehen. Sind die Geschäfte nicht insbesondere bei den besseren Sorten gewissermaßen an die Zwischenmeister gebunden? Exp. Keßler : Ja. Bei den feineren Sorten müssen wir froh sein, wenn die Leute zu uns kommen.

Herrdegen: Ist in den Betrieben der Zwischenmeister Arbeits­theilung? Exp. Keßler: Ja.

Herrdegen: Ist Ihnen bekannt, ob die Zwischenmeister viel mit Lehrmädchen arbeiten? Exp. Keßler: O ja, es sind überall viele Lehrmädchen, aber sie werden nicht aufgedungen. Die Zahl der Arbeiterinnen wird in unserer Branche auf 11.000 geschätzt; irgend eine bestimmte Con- statirung dieser Ziffer ist aber nicht möglich, weil ein sehr großer Theil davon in der Hausindustrie beschäftigt ist. Bei der Genossenschaft sind nur 3000 angemeldet, und der Vorsteher hat gesagt, er kann sich nicht mit den Zwischenmeistern und Hausindustriellen herumstreiten.

Herrdegen: In der Genossenschaft sind blos 452 Lehrmädchen angemeldet; es dürfte also in Wirklichkeit deren viel mehr geben? Exp. Keßler: Mindestens zehnmal so viel. Ich möchte noch aufmerksam machen, daß die Löhne in Wien, speciell für Arbeiterwäsche, viel besser sind