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Darum tragen sich die Leute auch um jeden Preis an, wenn sie nur ein paar Kreuzer verdienen können, ohne daß sie außer Hanse gehen müssen.

Dr. Btezina: Bestand immer das Verhältniß von zweieinhalbmal so viel Männern als Frauen, oder besteht die Tendenz, daß die weiblichen Hilfsarbeiterinnen zunehmen? Exp. Grosch: Die Zahl der weiblichen Hilfsarbeiterinnen ist im stetigen Zunehmen begriffen. Noch vor 30 Jahren gab es überhaupt keine weiblichen Hilssarbeiterinnen in der Branche.

Dr. BLezina: Ist gleichzeitig ein dadurch veranlaßtes Zurückgehen des Lohnes bei den männlichen Arbeitern veranlaßt? Exp. Grosch: Das ist speciell in den Vocalen der Fall, wo weibliche Kräfte verwendet werden.

Dr. Bi-ezina: Wie viel kann diese Drückung des Lohnes ungefähr aus­machen? Exp. Grosch: Innerhalb dieser 30 Jahre ungefähr zehn bis zwölf Percent.

Dr. Ofner: Sie sagten, daß Lehrmädchen in dieser Branche nicht vorkommen? Exp. Grosch: In einem Betriebe, wo Lehrmädchen aus­genommen werden, müssen sie drei Wochen lernen. Da bekommen sie aber eine ganz geringe Bezahlung oder nichts.

Dr. Ofner: Werden sie nicht aufgedungen? Exp. Gr osch: Nein.

Dr. Ofner: Aber die Lehrjungen werden aufgedungen? Experte Grosch: Ja. Die Genossenschaft nimmt wahrscheinlich keine Lehrmädchen auf, und es hat sich auch in der That noch Niemand gemeldet. Die Arbeit des Einziehens ist ja an und für sich leicht zu erlernen, und es kommt nur einzig und allein darauf an, daß man durch die Uebung eine gewisse Finger­fertigkeit bekommt.

Dr. Ofner: Warum meldet sich Keine zum Herrichten? Experte Grosch: Diese Arbeit ist sehr schwer und ungesund und erfordert eine Lehrzeit von ein bis anderthalb Jahren.

Vorsitzender: Geschieht die Arbeit des Einziehens in einem separirten Vocale? Exp. Grosch: Bei größeren Betrieben ist dies der Fall. In kleineren, wo nur zwei Arbeiterinnen sind, sitzen sie direct im Staub, wo hergerichtet wird.

Herrdegen: Werden die Löcher in den Bürsten von den Gehilfen gemacht oder kommen diese Holz-, Bein- und Metallbürsten von den Zwischen- ^ meistern? Exp. Grosch: Theils werden sie von den Gehilfen gemacht, theils und das ist der größte Theil kommen sie aus Fabriken, die sich meist in der Provinz, hauptsächlich in Böhmen, befinden.

Herrdegen: Wenn also heute ein Lehrjunge in den Betrieb kommt, was lernt er außer dem Herrichten der Borsten? Exp. Grosch: Auch noch das Einziehen, weiter nichts. Das Bohren der Löcher lernt er sehr selten.

Herrdegen: Die Arbeit in Bein lernt er auch nicht? Experte Grosch: Das ist eine besondere Specialität. Darüber könnte ich keine Auskunft geben. Es sind nur zwei, die Beinarbeit machen. Das Meiste wird von Frankreich importirt.

Herrdegen: Und lernt er auch nicht in Holz arbeiten? Experte Grosch: Das macht überhaupt kein Bürstenmacher. Das macht der Tischler. In größeren Betrieben sind Tischler dazu angestellt.

Herrdegen: Nach dieser Aufklärung kommt es mir vor, als ob der Gehilfe eigentlich sehr wenig gewerblicher Fertigkeit bedürfte, wenn er nichts Anderes als das Herrichten der Borsten besorgt, das eigentlich zumeist in einem Reinigungsproceß besteht. Exp. Grosch: Das ist aber ein ziemlich complicirter Proceß. Man muß die verschiedenen Gattungen der Haare sehr gut kennen, weil jede derselben eine besondere Art der Behandlung bei der Herrichtung erfordert. Abstauber, Beseu werden mit Pech gearbeitet. Das ist wieder eine besondere Arbeit. Dann lernt er Drehwaare, Cylinder- und Gläserwischer. Tann gibt es Fabriksarbeit, Walzen w., was sehr schwer ist.

Herrdegen: Wann werden die Borsten geschnitten ? Wenn sie ein-