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verschnitten und durcheinandergebeutelt. Dann muß die Arbeiterin die einzelnen Borsten herausziehen und so einziehen, daß sie gespitzt d'rin stehen, damit die Borsten in die Haare eingreifen und den Staub aus denselben entfernen.

Vorsitzender: Wie ist es bei den weichen Haaren ? Exp. Grosch: Da geht es nicht so schlecht; nur bei den kurzen, die verschnitten sind, weil sie da die Arbeiterin nicht in der Hand halten kann.

Vorsitzender: Wie viel macht Ihre Frau pro Tag, um 25 kr. zu verdienen? Exp. Grosch: Wenn sie den ganzen Tag fleißig ist, kann sie es auf 3 bis 3 ',2 Tausend Löcher bringen. Es gibt aber besonders Talentirte, die es auch auf 4000 Löcher bringen. Da muß sie aber eine Gattung Bürsten haben, die sehr gut zum Einziehen gehen, z. B. Glanz­bürsten. Bei Kopfbürsten ist es nicht möglich; 2500 bis 2700 bei zehnstündiger Arbeitszeit sind die gewöhnliche Leistung. Meine Frau zieht nie so viel ein, weil wir drei kleine Kinder haben und sie auch häusliche Arbeiten verrichten muß. Da kann sie täglich nur 1500 bis 2000 zu Stande bringen. Meine Kinder werden hiezu nicht herangezogen, weil sie noch klein sind.

Vorsitzender: Wie alt sind sie? Exp. Grosch: Bis zu drei Jahren. Man hört auch nicht, daß Kinder dazu verwendet werden.

Dr. Ofner: Wird in großen und kleinen Betrieben dieselbe Art von Bürsten gemacht? Exp. Gr 0 sch: Ja.

Dr. Ofner: Wird vielleicht in den größeren Betrieben den Arbeite­rinnen gleichmäßigere Arbeit gegeben? Exp. Grosch: Gerade das Gegentheil ist der Fall.

Vorsitzender: Haben die kleinen Betriebe nicht auch einen Bürsten- handel unmittelbar an die Kunden, während die großen Unternehmer ihre Waaren an die Zwischenhändler absetzen, so daß sie den Frauen deshalb bessere Löhne zahlen? Exp. Grosch: Das ist theilweise zutreffend. Aber die kleinen Meister können auch nicht Alles im Geschäft verkaufen sie müssen auch an die Zwischenhändler verkaufen.

Dr. Biezina: Sie haben gesagt, daß bei den größeren Meistern das Angebot von Arbeitsleistung stärker ist und die niedrigere Bezahlung in Folge der größeren Concnrrenz der Arbeitsuchenden zu Stande kommt. Woraus schließen Sie das? Exp. Grosch: Gerade in den Gegenden, wo die Arbeitsviertel sich befinden, in Meidling u. s. w., befinden sich auch die größeren Betriebe, wogegen in die anderen Bezirke, wie z. B. in die Leopoldstadt, die Arbeiterinnen nicht gehen würden, weil ihnen der Weg zu weit wäre, und hinüberziehend will auch keine. Expertin Nr. 89 (über Befragen): Ich bin etwas über 1(2 Jahre in einem Großbetriebe. Es sind dort ungefähr 30 Personen. Weil das Geschäft sehr schlecht geht, so sind Mehrere entlassen worden. Wir sind zehnEinzieherinnen und drei Politirerinnen.

Vorsitzender: Waren Sie vorher auch in derselben Branche? Exp. Nr. 89: ^Nein, das ist der erste Betrieb, in den ich eingetreten bin. Bei den Einzieherinnen gibt es eine Lehrzeit von drei Wochen. Da bekommen die Lehrmädchen in der ersten Woche fl. 1, in der zweiten fl. 1'50, in der dritten fl. 2. In den folgenden Wochen bekommt sie so viel, als sie sich verdient.

Vorsitzender: Wie wird der Lohn berechnet? Exp. Nr. 89: 25kr.per 1000 Bürstenlöcher, was sich aber nur auf die Kleider-, Glanz-und Schmierbürsten bezieht. Für Kopfbürsten wird man per Dutzend entlohnt. Da gibt es verschiedene Größen. Für die siebenreihigen bekommt man 35 kr. per Dutzend; es gibt aber auch Bürsten mit 15 Reihen, für die man fl. 1 per Dutzend bekommt. Je größer die Bürste ist, desto mehr Arbeit hat man natürlich. Für achtreihige Bürsten bekommt man 45 kr., für neunreihige 55 kr., und dann geht es so weiter aufwärts.

Vorsitzender: Ist das eine schwere Arbeit? Exp. Nr. 89 : Ja.

Vorsitzender: Da ist die Entlohnung eine schlechte? Expertin