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Bogen gezahlt, und zwar ich glaube 18 oder 19 kr. mit der Heftmaschine per Tausend. Die Preissätze sind hier auch je uach dem Format von 18 bis 25 kr., ich weiß es nicht genau und hatte keine Ahnung, daß ich darüber besragt werde. Bei ausgeschnittenen Bogen kann die Arbeiterin, die ausschließlich bei der Heftmaschine ist, sl. 1'20 bis 1/50, bei un- aufgeschnitteneu Bogen aber kann sie bis sl. 2 verdienen. Bei den auf­geschnittenen Bogen, wie z. B. bei Meyer's Lexikon, wird die Arbeiterin eben aufgehalten, denn sie muß die Mitte suchen bei den unauf- geschnittenen Bogen, wie z. B. bei Lehmann's Wohnnngsanzeiger, greift sie die Mitte viel rascher. Für jede Arbeit einen anderen Preis zu machen, geht aber nicht an, weil die Controle mehr kosten würde als dabei zu ersparen wäre, und deshalb ist ein gleicher Lohnsatz festgesetzt. Dieser Lohn ist bis 40 Bogen der gleiche; von 40 Bogen an ist er bei aufgeschnittenen Bogen höher, doch wird der Unterschied dadurch ausgeglichen, daß die Arbeit stets gleich vertheilt ist und daß Alle daran arbeiten. In der Regel schicke ich in der schlechten Zeit Niemand weg, außer er geht selbst; in der schlechten Saison wird die Arbeit gleich vertheilt.

Vorsitzender: Wird nicht ausgesetzt? Exp. Scheibe: Es kommt da allerdings vor, daß Mädchen manchmal einen halben oder einen Tag warten müssen, wenn keine Bestellungen da sind. Wenn das Mädchen nichts zu arbeiten hat, wird es da nicht bezahlt; ich entlasse aber auch keinen Wochenarbeiter in der schlechten Saison. «Ueber Befragen.) In der Regel wird zehn Stunden im Tag gearbeitet, von 7 Uhr Früh bis halb 7 Uhr Abends, davon gehen ab eine Stunde Mittagspause, eine Viertel­stunde Frühstücks- und eine Viertelstunde Jausenpaufe. Die meisten Mädchen gehen Mittags zum Essen nach Hause, ein großer Theil bleibt aber im Hause: ich habe ein kleines Zimmer, wo sie essen können. Ueberstnnden gibt es nicht, in der starken Saison, zwischen September und December, lasse ich aber elf Stunden arbeiten. Die Accordarbeiterinnen verdienen dann mehr, und die Wochenarbeiter bekommen nach dein Maße ihrer Löhne per Lohn- gulden 2 kr. für diese Stunde mehr, z. B. wer fl. 15 wöchentlich hat, bekommt 30 kr. für die Stunde. Nach Hanse kann keine Arbeit genommen werden; früher war das bei mir der Fall, doch habe ich es eingestellt, weil man die Arbeit nicht überwachen kann, und dann könnten Bogen abhanden- kommen oder es könnten Flecke hineingemacht werden. Für Mängel oder Flecke in der Arbeit werden die Mädchen bestraft, je nachdem, ob es ab­sichtlich oder unabsichtlich geschehen ist, was der Werkführer, der die Sache verstehen muß, zu entscheiden hat. Alan kann durch Unvorsichtigkeit z. B. beim Falzen gleich 20 bis 30 Bogen einreisten, und ein derartiger Schaden läßt sich nicht immer ausbessern. Die Abzüge find von 10 bis 20 kr., im schlimmsten Falle 30 kr.

Vorsitzender: Per Tausend? Exp. Scheibe: Nein, bei Beschädigung von 20 bis 30 Bogen. Auch bei sonstigen Arbeitsordnungs­widrigkeiten wird gestraft, z. B. wegen Zuspätkommens. Wenn es geläutet hat, wird die Thür geschlossen. Wer zu spät kommt, muß durch das Comptoir- gehen. Dem Mädchen werden in diesem Falle 3 kr., dem Arbeiter 6 kr. abgezogen. Diese Strafgelder werden am Samstag abgezogen und in's Buch eingetragen, und bei Erkrankungen werden sie je nach den Umständen an Kranke verabfolgt.

Meine Leute sind sämmtlich bei der Krankenversicherung eingetragen, aber bei längerer Krankheitsdaner kommt so ein Betrag sehr zu Gute. Ein kranker Arbeiter erhielt einmal fl. 50 bis 00 zu Weihnachten, ein andermal war wieder Niemand krank.

Vorsitzender: Wie groß ist beiläufig die Summe, die in einem halben Jahre oder einem Jahre an Strafgeldern eingeht ? Exp. Scheibe: Ich habe das Buch hier «überreicht dasselbe dem Vorsitzenden).