Vorsitzender: Ist Ihnen nicht bekannt, daß Arbeiter, welche diesem Betriebe angehören, einer bestimmten Art von Krankheiten, z. B. insbesondere Lungenleiden, ausgesetzt sind? Exp. Scheibe: Davon ist mir nichts bekannt. «Ueber Befragen.) Früher waren meine Arbeiter in der Fachorganisation, aber ich glaube, schon seit September und October sind sie nicht mehr dabei, höchstens einige wenige.

Vorsitzender: Wieso kommt es, daß die Arbeiter seit damals nicht mehr beim Fachverein sind? Exp. Scheibe: Die Sache war so. Einige Tage vor dem 1. Mai 1895 wurde ich ersucht, sämmtlichen Arbeitern und Mädchen den 1. Mai freizugeben. Ich sagte:Wenn es geht, mit Vergnügen, wenn es nicht geht, dann müssen die nothwendigsten Ar­beiten gemacht werden." Die Leute hätten gearbeitet, sie wurden aber nicht hereingelassen, das Haus war früh umzingelt von fremden Leuten, und ich wurde auch von der Polizei gefragt, ob ich Succurs brauche und ob ich arbeiten lassen werde. Ich sagte nein, wenn gearbeitet wird, kommen die Leute. Aber das Haus war umzingelt von fremden Arbeitern, nicht nur von Buchbindern, nein, auch von Eisenarbeitern und anderen, und Niemand wurde hereingelassen. In Folge dessen entließ ich vier bis fünf Rädelsführer, weil sie die Anderen aufgehetzt hatten. Die Leute wurden in Versammlungen einberufen und veranlaßt zu sinken, was aber nicht gelungen ist. Die Arbeiter sagten:Wir verlassen nicht einen guten Platz, um dann einen schlechten zu bekommen." Einige bessere Arbeiter wurden verhöhnt, und auch ich bin durch die Zeitung sehr angegriffen worden. Ich hatte auch einen Ehrenbeleidigungsproceß. Der größte Theil der Leute ist dann aus dem Fachverein ausgetreten ohne mein Zuthun.

Vorsitzender: Glauben Sie, daß die Leute aus Furcht, die Stelle zu verlieren, aus dem Vereine ausgetreten sind? Exp. Scheibe: Ich glaube wegen der vielen Zahlungen, die sie zu leisten haben.

Vorsitzender: Die haben sie bis zum 1. Mai 1895 ja auch ge­leistet. Exp. Scheibe: Nicht Alle, nur der größere Theil. Alle waren niemals dabei. -

Vorsitzender: Sie glauben also, daß sie ausgetreten sind, weil von Seite der Organisationen Forderungen an sie gestellt worden sind, die ihrer Auffassung nicht entsprochen haben? Exp. Scheibe: Ja. Wie sie in die Versammlungen gekommen sind, sind sie von den Leuten beschimpft worden.

Pros. v. Philipp ovich: Halten Sie derartige Organisationen für nützlich, schädlich, gefährlich/ oder stehen Sie ihnen indifferent gegenüber? Exp. Scheibe: Wenn sie mit dem richtigen Verständniß geführt werden, sind sie Vortheilhaft.

Exp. Grünwald: Wir haben ein Interesse, uns über die Frage des 1. Mai auszusprechen. Herr Scheibe hat gesagt, daß einige Leute zu ihm gekommen sind und das Ersuchen gestellt haben, er möge den 1. Mai freigeben. Er hat nun erklärt, er werde es thun, wenn es möglich ist. Ich möchte den Herrn Vorsitzenden ersuchen, Herrn Scheibe zu fragen, ob die Bestellungen, die am 1. Mai effectuirt werden sollten, erst am 30. April

um 6 Uhr Abends kamen. Nachdem er gesagt hat, daß die Leute am

30. April zu ihm gekommen sind und er noch keine bestimmte Auskunft geben konnte, so möchte ich um eine Aufklärung bitten, ob Herr Scheibe das am 30. April noch nicht wissen konnte.

Vorsitzender: Wovon haben Herr Scheibe Ihre Entscheidung abhängig gemacht? Exp. Scheibe: Ich habe früher erwähnt, daß die Leute einige Tage vorher zu mir gekommen sind. Ich habe ihnen gesagt, wenn es möglich sein wird, werde ich ihnen freigeben. Am 30. April hat

der Werkführer gesagt, diese und diese Abtheilung muß arbeiten, weil der

Eonducteur und das Telephonbuch geliefert werden sollen. Dann hatte ich