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lehr ungünstige Arbeit bezeichnet. Exp. Löwit: Ich habe Leute, die schon sieben bis acht Jahre bei dieser Arbeit sind, und habe nie wahr­genommen, daß das für ihre Gesundheit nachtheilig wäre.

Pros. v. Philippooich: Bezieht sich die Angabe des Gewerbe- Jnspectors vielleicht aus eine andere Maschine? Exp. Löwit: Das ist die Ritzmaschine, die bei mir nicht in Verwendung ist.*)

Vorsitzender: Was erzeugen Sie? Exp. Löwit: Patronen- cartons für die Armee, dann mit Zugmaschinen gezogene Röhren aus Pappe für Kalodont. Diese Röhren werden zuerst gummirt und dann durch die Maschine gezogen. Das Gummiren geschieht mit der Hand. Tann werden sie mit einem Schwamm befeuchtet, einer anderen Arbeiterin gereicht, und die legt sie in den Dorn, und die Maschine zieht es durch. Das Zusammen­kleben besorgt die Maschine, welche mit Gas erwärmt wird.

Vorsitzender: Wird noch bei anderen Arbeiten geklebt? Exp. Löwit: Bei den gewöhnlichen Cartons. Da ist eine große Blech- tafel, die mit Leim beschmiert ist. Da wird das Papier aufgelegt. Das nennt man das Ueberziehen. Ein drittes Mädchen befestigt das an den Rändern. Die Ecken werden aneinander genäht. Früher wurden die Ecken mit Papierstückchen oder Leinwandstreifen zusammengehalten. Das hat seit Jahren aufgehört.

Vorsitzender: Es wurde hier von mehreren Expertinnen erklärt, daß man ihnen nicht gestattet, die Befeuchtung des gummirten Theiles mittelst Schwammes oder eines Fetzens vorzunehmen. Exp. Löwit: In andere Betriebe komme ich nicht. Was aber meinen Betrieb betrifft, so habe ich dem Werksührer aufgetragen, daß er das Befeuchten mit dem Munde nicht gestatten soll. Wo überhaupt Heftmaschinen sind, kommen solche Arbeiten mit Gummi wenig vor.

Mittels höfer: Sie haben aber in Ihrem Betriebe schon bemerkt, daß mit dem Munde befeuchtet wird? Exp. Löwit: Ich habe es nur ein einziges Mal bemerkt.

W itt el s h ö f er: Wo Heftmaschinen sind, kommen keine Fleckerln vor? Exp. Löwit: Nur wenn sehr starke Cartons sind; die werden mit Leinwandstreifen verbunden.

Wittelshöfer: Kommt es regelmäßig vor, daß da Fleckerl ver­wendet werden? Exp. Löwit: Ich habe die Einrichtung getroffen, daß sie das befeuchten können. Die Leute haben Wasser und Leinwand.

Wittelshöfer: Sie sagten aber früher, daß seit Jahren das auf­gehört hat. Also kommt es doch vor? Exp. Löwit: Ja, wo nicht mit der Maschine geheftet wird.

Vorsitzender: Womit wird bei Ihnen befeuchtet? Experte . Löwit: Das kann ich momentan nicht sagen. Wie ich es einmal bemerkt habe, daß mit dem Munde befeuchtet wird, habe ich es untersagt.

Vorsitzender: Wie wird es sonst gemacht? Exp. Löwit: Das weiß ich nicht.

Dr. Verkauf: Was geht rascher: das Schlecken oder die Arbeit mit dem Schwamm? Exp. Löwit: Im Allgemeinen werden, wo Leinwandstreifen zur Verstärkung des Cartons dienen, größere Streifen ver­wendet, die man unmöglich über den Mund ziehen kann.

Dr. Verkauf: Bitte, geht es mit dem Mund rascher oder mit dem Schwamm? Exp. Löwit: Ich glaube, es geht mit dem Schwamm ebenso rasch.

*) Die betreffende Aeußerung des Gewerbe-Jnspectors findet sich im Bericht pro 1889, Seite 51, für den Aussichtsbezirk Wien, und lautet: (Zu den Fällen des Einschreitens»gehören einige Cartonageiabriken, wo Frauenspersonen die für Fußbetrieb eingerichteten Schlagheftmaschinen bedienen mußten eine nach meinem Erachten für weibliche Hilfskräfte nicht passende Arbeit".