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Richtung die Concurrenz kommt, sind das die großen oder die kleinen Be­triebe? Exp. Löwit: Das ist verschieden.

Pros. v. PhilipPovich: Haben Sie keine Möglichkeit einer Ver­einbarung oder Verbindung? Exp. Löwit: Ich würde mich nicht darauf einlassen.

Baronin Vogelfang: Sie sagen, es gibt Unternehmer, die arbeiten, ohne etwas verdienen zu wollen. Warum thun sie das? Exp. Löwit: Das kann ich nicht sagen. Ich thue es nicht.

Baronin Vogelfang: Haben Sie keine Vermuthung? Experte Newikluf: Ich glaube, die Leute können nicht rechnen, Sie haben keine commercielle Bildung. Sie glauben, wenn sie 10 Percent Verdienst haben, so ist das ihr Verdienst, und vergessen, daß sie 10 Percent Regie haben.

Vorsitzender: Gehören Ihre Leute der Organisation an? Exp. Löwit: Ich habe es nicht bemerkt, würde es aber nicht verbieten. Vor dem 1. Mai kamen die Leute zu mir, ob ich ihnen den 1. Mai freigebe. Ich habe ihn immer freigegeben.

Vorsitzender: Würden Sie es nicht für bedenklich halten, wenn sie einem Fachverein angehörten? Exp. Löwit: Ich würde es nicht verhindern.

Exp. Newikluf: Wir erzeugen sogenannte Postcartons und commer­cielle Cartons. Ich arbeite mit einer Dampfkraft von acht bis neun Pserde- krästen und mit Werkzeugmaschinen. Arbeiterinnen sind bei den Maschinen, die an den Dampf angehängt sind, nicht. Die Arbeiterinnen besorgen nur das Kleben und Ueberkleben der Schachteln. Es sind circa 40 Arheiterinnen. Vorn Zuschneider holen sie sich die zugeschnittenen Cartons. Die eine Partie nennt man Einreiberinnern Sie legen eine Anzahl gleicher Cartons hin, streichen mit einem Pinsel Leim aus und geben sie der zweiten Partie. Diese stellen die angestrichenen Cartons zusammen, und eine dritte Partie faßt sie mit Leinwand ein. Eine vierte Partie überzieht dann die Cartons mit Papier. Alles ist Handarbeit. Die Arbeiterinnen stehen in einem Alter von 10 bis 50 Jahren, die meisten zwischen 20 und 30 Jahren.

Vorsitzender: Könnten Sie uns Ihre Ansicht darüber mittheilen, warum die meisten Arbeiterinnen in diesem verhältnismäßig kleinen Zeitraum von 20 bis 30 Jahren am meisten vorkommen? Exp. Newikluf: Wenn eine Arbeiterin 20, 22 Jahre alt ist, heiratet sie, und zwar meist einen Arbeiter. Sie bekommt Kinder und kann dann nicht mehr in die Arbeit gehen. Wenn die Kinder sterben, ist sie gleich wieder in der Arbeit. Ich glaube, die Leute heiraten zu unüberlegt; das mag die Ursache sein.

Vorsitzender: Glauben Sie nicht, daß sie im Betriebe liegt? Exp. Newikluf: Bei der Cartonarbeit nicht, denn die ist nicht gesund­heitsschädlich und auch nicht aufregend. «Ueber Befragen.) In meinem Be­triebe stehen die Mädchen größtentheils. Denn bei den großen Cartons können sie nicht sitzend arbeiten. Sonst möchte ich sagen, daß die Leute bei mir geradezu ideale Zustände haben. Zum Beweise dessen habe ich den Herren die Löhne bekannt gegeben. Bei mir hat eine Anfängerin fl. 3'50 bis fl. 3'80 nach 14 Tagen. Von den Arbeiterinnen haben zwölf fl. 4'40, zwölf fl. 4'50, dann haben sie fl. 4'75, 5, 5'20, 5'50, 0'20 und 7 fixen Wochenlohn bei zehnstündiger Arbeitszeit. Stücklohn hat es bei mir nie gegeben. Strafen kommen auch nicht vor. Wenn Eine zu spät kommt, und fie gibt einen plausiblen Grund dafür an, so lasse ich sie eintreten. Kommt sie nach einer halben Stunde erst, so wird ihr ein entsprechender Theil des Lohnes abgezogen, um die Disciplin ausrecht zu halten. Ein Drittel meiner Arbeiterinnen sind schon 12 bis 15 Jahre im Hause, ein weiteres Drittel sechs bis acht Jahre und die übrigen zwei bis drei Jahre. Bei mir hat weiters jeder Arbeiter das Recht, am Dienstag ein Drittel seines Wochen- lohnes als Vorschuß zu nehmen. Leider nehmen sie zumeist die Hälfte ihres