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Lohnes. Und wenn mir dann ein Arbeiter wegbleibt, der schon die Hälfte seines Lohnes im Boraus hat, so kann ich nicht zum Gericht gehen.

Vorsitzender: Tritt die männliche Arbeit auch bei Ihnen allmälig in den Hintergrund? Exp. Newiklus: In der Cartonagebranche hat es nie männliche Arbeiter gegeben. Ich mache eine specielle Sorte von Cartons. Dazu wird eine Holzvorrichtung verwendet. Diese Holzgestelle machen nur Männer. Das gehört aber nicht zur Cartonagebranche. Die Löhne der Männer gehen von fl. 5'50 bis 12. Die meisten haben fl. 7'50.

Dr. Schwiedland: Knüpft sich an Ihren Betrieb eine Haus­industrie? Exp. Newikluf: Das ist bei uns ausgeschlossen. Die Waare ist zu voluminös, als daß man sie hin- und herschaffen könnte.

Dr. Schwiedland: Ist es aber richtig, daß bei den kleinen Schachteln die Hausindustrie blüht? Exp. Newikluf: Dort ist es möglich.

Vorsitzender: Wie ist es mit den Ueberstunden bei Ihnen? Exp. Newikluf: Ich lasse in der Saison, das ist vier Wochen vor Ostern, eine Stunde länger, also elf statt zehn Stunden arbeiten. Diese Stunde zahle ich den Leuten mit 25 Percent Lohnerhöhung.

Dr. Schwiedland: Ueber andere Betriebe hören wir von Arbeite­rinnen, daß die ganze Nacht durchgearbeitet wird. Exp. Newikluf: Ich weiß einen derartigen Fall. Die Schuld liell lediglich 'an der mangelhaften Controle. Unsere Gewerbegesetze sind ja gut, aber in den mittleren Be­trieben wird ihre Handhabung viel zu wenig controlirt. In unserer Branche kommt das eben häufig vor: wenn es Einem paßt, gibt er sich für einen Fabrikanten aus und das anderemal für einen Kleingewerbetreibenden.

Dr. Schwiedland: Haben Sie unter der Concurrenz der Provinz zu leiden? Exp. Newikluf: Ich habe früher ein großes Geschäft nach Trieft gemacht. Auch nach Graz u. s. w. Dort wird jetzt überall in den Strafhäusern gearbeitet. Der Director von Stein hat mich sogar zweimal besucht und eingeladen, ich möchte dort arbeiten lassen. Ich habe ihm begreiflich gemacht, daß das nicht möglich ist, denn die Fracht ist zu theuer.

Dr. Schwiedland: Es ist angeführt worden, daß ein Fabrikant, welcher ohne Motor arbeitet, in einer Strafanstalt einen zwölfpferde- kräftigen Motor hat. Exp. Newikluf: Im Militärstrafhaus in der Alser- kaserne in Wien selbst ist ein Motor, und die Leute arbeiten billiger als ich.

Dr. Frey: Aus Ihrer Lohnliste geht hervor, daß Sie Lehrmädchen beschäftigen. Wie viele? Exp. Newikluf: Zwei, manchmal drei.

Dr. Frey: Wie lange müssen die lernen? Exp. Newikluf: Je nach ihrer Geschicklichkeit. Im Durchschnitt werden sie sechs Wochen zum Tisch gestellt. Dann bekommen sie st. 3'80 bis 4.

Vorsitzender: Wie sind die Arbeitsräume? Exp. Newikluf: Ich habe drei Räume, von denen jeder ungefähr 25 bis 30 Meter lang und etwa 12 Meter breit ist. In einem Saal ist Doppellicht, in den anderen Vorderlicht. Ventilationen sind bei uns vorhanden.

Vorsitzender: Welche Pausen sind eingeführt? Exp. Newi­kluf: Nachdem wir eine zehnstündige Arbeitszeit haben, sind Vor- und Nachmittagspausen nicht nothwendig. Es wird von 7 bis 12 Uhr und von 1 bis 6 oder 7 Uhr gearbeitet. Die Pausen werden den Arbeitern dadurch vergütet, daß sie eine Viertelstunde früher aufhören können und den vollen Tag bezahlt bekommen.

Vorsitzender: Haben das die Arbeiterinnen gewünscht? Exp. Newikluf: Ja, weil sie dadurch früher nach Hause kommen.

Vorsitzender: Sind die Arbeiterinnen während der Mittagspause im Werkraume? Exp. Newikluf: Ja. Mehrere gehen nach Hause. Frühstück und Jause nehmen sie während der Arbeit. Ich habe nichts da­gegen, weil ich keine so heikle Arbeit habe.

Vorsitzender: Was nehmen die Leute zu sich? Experte