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Newikluf: Die verheirateten Frauen bringen Kaffee oder Milch in Flaschen mit. Mittags lassen sie sich von der nahen Restauration Suppe, Gemüse, mitunter auch Fleisch holen. Fleisch dürfte aber nicht oft vor­kommen. Die Ledigen gehen in die Volksküche. Dort bekommen sie für 20 kr. ein Mittagessen. (Ueber Befragen.) Ja, die Leute haben es bei mir doch besser als in anderen Betrieben, denn wenn Einer weggeht, kommt er bald wieder und bittet um Aufnahme.

Dr. Frey: Sie glauben, daß es in anderen Betrieben schlechter ist? Exp. Newikluf: Das nicht, aber die Leute sind eben gern bei mir. Deshalb haben mich die Aussagen der Expertinnen so consternirt. Unsere Kunden haben uns gesagt:Wenn Ihr Euren Arbeitern 50 kr. oder fl. 1 zahlt, dann müßt Ihr ja unglaublich viel verdienen."

Vorsitzender: Haben Sie eine Kündigung? Exp. Newikl u s: Wir haben eine vierzehntägige Kündigung. Jene, die nicht der Genossenschaft angehören, können am Schluß der Woche gehen oder entlassen werden, für die ist also keine Kündigung.

Vorsitzender: Wie kommt es, daß ein Theil nicht der Genossen­schaft angehört? Exp. Newikluf: Zu meiner Branche kommen alle möglichen Arbeiter, Uhrmacher, Sattler, Tapezierer u. s. w. Die kann ich nur als Hilfsarbeiter beschäftigen.

Dr. Verkauf: Sie gehen von der Ansicht aus, daß nur die aus­gekernten Arbeiter der Genossenschaft angehören? Exp. Newikluf: Ja.

Dr. Verkauf: Das ist nicht richtig. Wo versichern Sie die Anderen? Exp. Newikluf: Alle sind bei der Allgemeinen Arbeiter-Krankencasse. Ich bin Genossenschaftsmitglied.

Dr. Verkauf: Nach dem Gesetze haben Sie das Recht, aus der Genossenschaft auszutreteu. Aber so lange Sie der Genossenschaft angehören, müssen Sie die Arbeiter bei der Genossenschafts-Krankencasse versichern. Exp. Newikluf: Ich bin in der Unfallversicherung wieder gesteigert worden, so muß ich mir eine Krankencasse aussuchen, die etwas billiger ist.

Dr. Ofner: Wie ist es mit den Aborten? Exp. Newikluf: Wir haben vier Aborte für circa 100 Personen, nach den Geschlechtern ge­trennt. Wenn meine Aussagen meinen Arbeitern zu Ohren kommen sollten, so möchte ich sie hier um etwas mehr Reinlichkeit gebeten haben. Der Fuß­boden wird vor Ostern, Pfingsten und Weihnachten gründlich gerieben. Waschvorrichtungen sind auch vorhanden.

Dr. Ofner: Ist Ihnen etwas über die Sittlichkeitsverhältnisse be­kannt? Exp. Newikluf: In meiner Fabriksordnung ist eine Be­stimmung, daß derartige Sachen nicht vorkommen dürfen; ich weiß auch nichts davon.

Vorsitzender: Viele Expertinnen haben sich insbesondere über das Verhalten der°Werkführer beschwert. Exp. Newikluf: Mir ist bekannt, daß mein Werksührer so viel als möglich die Interessen der Mädchen vertritt.

Dr. Ofner: Werden an ihn Geschenke gegeben? Experte Newikluf: Nein.

Vorsitzender: Sind die Arbeiterinnen in einem Fachverein? Exp. Newikluf: Sie waren dabei bis vor zwei Jahren. Da sind sie vielleicht selbst darauf gekommen, daß das zu nichts führt, und ich glaube, daß sich der Verein aufgelöst hat.

Vorsitzender: Halten Sie eine Organisation für unzweckmäßig? Exp. Newikluf: Ich Halte sie für zweckmäßig, nur muß sie etwas Ver­nünftiges anstreben.

Vorsitzender: Darüber sind eben die Meinungen getheilt.

Dr. Ofner: Wenn sie z. B. bei fl. 4-50 Lohn eine Erhöhung des­selben anstreben? Exp. Newikluf: Ich bitte, sich nur au meine Stelle