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zu versetzen und sich zu meiner Kundschaft zu bemühen. Emballage ist ein todter Conto im Geschäfte meiner Kunden.

Pros. v. Philippovich: Wir hörten, daß der Wochenlohn von fl. 5 als ein sehr hoher gilt. Speciell eine Expertin hat ausgesagt, daß die Arbeite­rinnen, die fl. 5 verdienen, sich weniger zu schinden brauchen als in anderen Betrieben jene, die nur fl. 3 verdienen. Das scheint darauf hinzuweisen, daß die Organisationsbestrebungen gerade von jenen Unternehmern unter­stützt werden sollten, welche höhere Löhne zahlen, um ihre Concurrenten zu zwingen, auch höhere Löhne zu zahlen. Exp. Newikluf: Die Organi­sationen werden zu anderen Zwecken mißbraucht. Ich habe bei mir einen Maschinenwärter gehabt, ^ er Vorstand eines solchen Vereines war. Der Mann hat in der Mittagspause die Leute zu sich gerufen und hat ihnen Vortrüge gehalten. Eines Tages kommt die Dampfkeffeluntersuchungs-Commission. Die Herren haben die Hände zusammengeschlagen und gesagt:Ja, wie sieht denn der Kessel aus!" Ich habe zu dem Manne gesagt:Haben Sie gehört, was die Commission gesagt hat? Jeden Tag halten Sie Predigten und vernachlässigen den Kessel. Es kann ja das größte Unglück geschehen. Sie werden Ihre 14 Tage machen." Der Mann war vier Jahre bei mir, und ich habe ihn ungern weggegeben. Nach drei Tagen bekomme ich eine Zuschrift:Mein Herr! Sie haben sich erlaubt, unserem Obmann zu kündigen. Wir machen Sie darauf aufmerksam, daß, wenn unser Obmann entlassen wird, wir Alle in drei Tagen in Strike treten. Sie dürfen überhaupt Niemanden mehr ent­lassen, sondern wir werden ein Comits bilden, und dieses wird entscheiden, ob Sie Jemanden entlassen dürfen oder nicht." Ich habe diese Zuschrift noch zu Hause.

Vorsitzender: Wer hat den Brief unterschrieben? Experte Newikluf: Alle Arbeiter. Es ist selbstverständlich, daß ich den Leuten darauf keine Antwort gegeben habe, und sie sind richtig in Strike getreten. Das hat sechs bis acht Tage gedauert. Ich habe andere Arbeiter bekommen. Dann sind sie zur Einsicht gekommen, daß sie doch keine besseren Plätze be­kommen, und haben sich wieder angeboten. Ich habe sie auch alle wieder aufgenommen bis auf den einen Stänkerer.

Prof. v. Philippovich: Es ist mir werthvoll, daß Sie principiell die Organisation für nützlich anerkennen. Exp. Newikluf: Gewiß.

Experte Anton ZoPpoth:Jch habe einen kleinen Betrieb. Ich beschäftige ' nur zwei Arbeiterinnen, erzeuge Cartons für Cylinder und für Muffe. Es ist ein reiner Handbetrieb. Handmaschinen gehören allerdings dazu, und zwar eine Ritz- und eine Schneidemaschine. Die runden Arbeiten müssen mit der Hand zugeschnitten werden. In größeren Betrieben gibt es auch Rund- schneidemaschinen. Ich war in einem Betriebe, wo das Zuschneiden der Cylinderschachteln mit einer Bandsäge versucht worden ist, das hat sich aber nickst bewährt. Meine Arbeiterinnen haben fl. 6 Wochenlohn bei tll/sttündiger Arbeitszeit, von 8 bis 12 Uhr und 1 bis ' s? Uhr. Meine Arbeit ist sehr heikel, da Glanzpapier verwendet wird, das sehr empfindlich ist. Wenn die Mädchen ein Butterbrot oder Speck essen, so müssen sie sich gehörig die Hände waschen.

Dr. Ofner: Ist bei den Ritzmaschinen ein Mädchen? Experte ZopPoth: Nein, nur ich.

Vorsitzender: Haben Sie Frühstücks- und Jausenpausen ? Experte Zoppoth: Wenn sie wollen, können sie etwas essen. (Ueber Befragen.) Lehrmädchen habe ich nicht. Auch gebe ich keine Arbeit nach Hause mit.

Vorsitzender: Wie bekommen Sie die Arbeiterinnen? Experte Zoppoth: Durch die Zeitung. Bei der Genossenschaft sind keine Arbeiter zu bekommen.

Herrdegen: Müssen Ihre Arbeiterinnen besonders gute sein, und welche Schulung müssen sie haben? Exp. Zoppoth: Sie müssen gute