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Arbeiterinnen sein. Wenn eine weggeht, muß ich eine neue erst langsam heranbilden, muß ihr aber gleich den vollen Lohn zahlen. Natürlich wird man trachten, daß man eine bekommt, die leicht begreift, so daß sie in fünf bis sechs Wochen selbstständig arbeiten kann.

Vorsitzender: Gibt es mehrere solcher Betriebe? Experte Zoppoth: Der größte ist im zwölften Bezirke. Dort sind etwa 15 Mädchen und drei Zuschneider. Dann sind noch einige kleinere.

Vorsitzender: Haben Sie eine Saison? Exp. Zoppoth: Zu Allerheiligen hört sie auf, und die stille Zeit dauert bis zur Beendigung der Inventuren. Heuer hat sie bis Ende Februar gedauert. Im Februar beginnt die Arbeit für die Hutmacher und zu Pfingsten die für die Kürschner. Das dauert dann drei bis vier Monate. Die zwei Arbeiterinnen habe ich ständig. Wenn sehr viel zu thun ist, muß auch meine Frau mitarbeiten. Wenn früher Herr Scheibe gesagt hat, daß das Bronziren nicht schädlich ist, so muß ich das Gegentheil behaupten. Ich war in einem Betriebe, wo Cartons für Zuckerpackete erzeugt wurden; die mußten bronzirt werden. Da ist es sehr oft vorgekommen, daß die Mädchen, denen der Staub in die Nase und in den Mund geflogen ist, ohnmächtig geworden sind.

Vorsitzender: Sie haben keine Arbeit außer Hause? Experte Zoppoth: Nein. Die Kündigung ist bei mir achttägig. Äbzüge, wenn etwas verdorben wird, werden nicht gemacht.

Vorsitzender: Arbeiten Sie an Sonntagen? Exp. Zoppoth: Ich manchmal, die Arbeiterinnen nie. Die beiden Arbeiterinnen sind ver­heiratet und haben Kinder.

Vorsitzender: Wo arbeiten Sie? Exp. Zoppoth: Ich habe Zimmer, Cabiuet und Küche. Es ist ein altes Haus, wo die Wohnungen noch sehr groß sind. Im Zimmer wird gearbeitet. Es hat etwa 5, 51s Meter im Quadrat und zwei Fenster. Am Samstag wird um 4 Uhr Feierabend gemacht und gereinigt. Ich habe zwei Kinder mit zehn und sechs Jahren. Wir schlafen Alle im Cabiuet.

Vorsitzender: Was essen die Arbeiterinnen? Exp. Zoppoth: Sie gehen nach Hause.

Vorsitzender: Sind sie versichert? Exp. Zoppoth: Bei der Genossenschasts-Krankencasse. Meine Arbeiterinnen sind nicht in der Organisation, weil sie keine Zeit dazu haben. Die eine hat ja vier Kinder. Ich hätte natürlich nichts dagegen.

Dr. Ofner: Sie waren selbst Arbeiter? Exp. Zoppoth: Ja.

Expertin Frau Marie Kleinmayer, Präsidentin des Centralver- eines zur Vermittlung von Lehrstellen an Mädchen: Wir haben einen Verein zur Vermittlung von Lehrstellen für Mädchen gegründet. Am meisten melden sich Kleidermacherinuen, Modistinnen und Federnschmückerinnen. Die Vermitt­lung geschieht unentgeltlich.

Dr. Verkauf: Wie ist die Organisation des Vereines? Wie kommen Sie mit den Mädchen in Berührung? Exp. Kleinmayer: Die Mädchen kommen zu uns und bitten um Lehrstellen. Wir stehen nun mit Geschäftsleuten in Verbindung und vermitteln dann die Plätze.

Dr. Verkauf: Wie erforschen Sie, ob es ein guter Platz ist? Exp. Kleinmayer: Das Mädchen muß eine gute Behandlung haben.

Dr. Verkauf: Was machen Sie, bevor sie hinkommt? Expertin Kleinmayer: Da gehen wir hin und schauen uns das Geschäft an. Dann erfahren wir, wie lange sie lernen muß und was sie erhält.

Dr. Verkauf: Und wenn sich das Mädchen beklagt, daß es kein guter Platz ist? Exp. Kleinmayer: Dann wird sie weggenommen.

Dr. Verkauf: Das kann nur in bestimmten Fällen sein. Expertin Kleinmayer: Wenn sie keine gute Behandlung hat oder sonst etwas vorkommt, kann man sie nicht dort lassen.