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Tr. Verkauf: Haben Sie schon eine aus der Lehre genommen? Exp. Kkeinmal) er: Ja, da hat sich ein Mädchen zweimal etwas zu Schulden kommen lassen.

Dr. Verkauf: Das ist etwas Anderes. Exp. Kleinmayer: Sonst hat sich noch kein Mädchen beschwert.

Dr. Verkauf: Trotzdem Sie keine Nachforschungen anstellen? Da haben Sie also sehr viel Glück gehabt.

Vorsitzender: Woher beziehen Sie Ihre Vereinsmittel? Expertin Kleinmayer: Durch die Mitgliedsbeiträge und Spenden. Es sind unge­fähr 150 Mitglieder.

Vorsitzender: Nun, die Idee dieses Vereines ist in gewissem Sinne dankenswerth und erfreulich. ^

Schluß der Sitzung 11 Uhr 25 Minuten Nachts.

17. Sitzung. Dienstag. 17. Wär; 1896.

Vorsitzender: Abgeordneter Dr. Raizl.

Beginn 7 Uhr 30 Minuten Abends.

Ueber Befragen des Vorsitzenden gibt der Experte Herr .1 Aus­künfte über die Technik des Betriebes der Ziegel-Industrie, die in Fol­gendem in den wesentlichsten Punkten mitgetheilt werden: Der Lehm wird im Winter für den Sommer vorbereitet und zu den Trockenplätzen, den Sammelplätzen geführt. Der Lehm am Wienerberge liegt manchmal an der Oberfläche, meistens sind aber die Gruben, aus denen er herausgeführt wird, 18 bis 20 Meter tief und 500 bis 1000 Meter vom Platze entfernt. Die Frau hat den Lehm, den der Mann herunterschlägt, in Truhen zu fassen und zuführen zu helfen. Diese Truhen laufen manchmal auf Schienen, manchmal blos auf Pfosten. Die Brücken, die über den Canal führen, sind ohne Geländer, aber 1'5 bis 2 Meter breit; sie schwingen etwas, doch wäre dies ohne Bedenken. Gefährlich ist es blos, wenn der Wind geht, dann kommen auch Unfälle vor. Bei dem Wegführen des Lehmes werden den Frauen die leichteren Wege zugewiesen. In einigen Betrieben wird der Lehm mittelst einer Drahtseilbahn herausgeführt, dabei sind aber Frauen nicht be­schäftigt. Im Winter wird zu Partien von 60 bis 100 Leuten gearbeitet, bei sehr schlechtem Wetter wird ausgesetzt. Wenn der Lehm im Winter tüchtig durchgefroren war, wird er im Frühjahre hergerichtet, nämlich eingewässert, tüchtig durchgepeitscht und mit der Hand umgesetzt. Das ist Arbeit des Mannes. Wenn der Lehm entsprechend vorbereitet ist, beginnt die Arbeit der Frau. Sie macht die Ziegel, d. h. sie bricht den Lehm, schlägt ihn in die Modeln, legt ihn sodann zum Trocknen unter die Hütte. Diese Arbeit geschieht im Freien, weshalb bei starkem Regen nicht gearbeitet werden kann. Die getrockneten Ziegel werden von dem Mann und der Frau abgetragen, doch wird dazu hauptsächlich die Frau verwendet, da diese Arbeit wenig lohnend ist. Die getrockneten Ziegel kommen dann zum Ofen, wo nur Männer, die sogenanntenEinschieben beschäftigt sind. Beim Ausladen der fertigen Ziegel werden auch Frauen be­schäftigt, und zwar in der Weise, daß eine Frau auf dem Wagen steht und eine unten. Bei der Ziegelerzeugung werden auch Maschinen verwendet, bei denen ebenfalls Frauen beschäftigt sind. Der Vorgang ist dabei der, daß der Lehm, der aus der Maschine in Ziegelform herauskommt, noch in die Presse

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Frauen-Enquöte.