307

Dr. Schwab: Auf einem vierrädrigen Wagen? Exp. -I: Auf einer Scheibtruhe.

Dr. Schwab: Bei einigen Betrieben werden Maschinen verwendet, bei anderen nicht? Ist es da so, daß die größeren Betriebe Maschinen haben, die kleineren nicht? Exp. 3: Es ist nur der Unterschied, daß die größeren Betriebe diese Maschinen bauen können. Die kleineren Betriebe können nicht ein solches Quantum liefern.

Pros. Grub er: Getreten wird der Lehm bei Ihnen nicht? Exp. 4: Nein, er wird durchgepeitscht und dann mit der Hand umgesetzt.

Dr. Verkauf: Wie steht es mit der Krankenkasse? Exp. -I: Ich kann nur so viel sagen, es ist nicht zu glauben, wie die Leute be­handelt werden. Früher einmal haben sich die Werke eine Krankenkasse an­gelegt, für welche sie per Gulden 2 kr. abzogen. Vom Jahre 1890 sind diese Easi'en successive verschwunden. In jeder solchen Casse ist ein riesiges Eapital gelegen, und das ist verschwunden. Es weiß bis zum heutigen Tage Niemand zu lagen, wer das Geld bekommen hat. Im Jahre 1891 ist speciell für den Betrieb der Wienerberger Gesellschaft eine Betriebs-Krankencasse gegründet worden.

Dr. Verkauf: Ist das Vermögen der alten Krankenkasse auf die neue Casse übergegangen? Exp. 4: Es ist dann eine Pensionscasse ge­gründet worden ; aber da weiß kein Einziger, was für ein Vermögen da ist; es darf Niemand fragen. Es wird kein Bericht herausgegeben.

Dr. Verkauf: Hat der Betrieb zu diesem Fonde etwas beigetragen? - - Exp. 4: Nichts. Das sind lediglich Arbeitergelder.

Dr. Verkauf: Haben Sie sonst etwas bezüglich der Krankencasse zu bemerken? Exp. 3: Früher haben die Arbeiter 2 kr. gezahlt; später, wo die Krankencasse nach dem Gesetz organisirt werden mußte, ist man auf l kr. heruntergegangen; heute sind es 0'5 kr. Die Betriebs-Krankencasse ist jetzt im Sinne des Gesetzes so gefaßt, daß der Unternehmer eine Majorität von 50 Stimmen hat.

Dr. Verkauf: Das widerspricht ja dem Gesetze. Exp. 3: Es heißt aus dem Titelblatt:im Sinne des Gesetzes", und er hat 50 Stimmen Majorität. Ich war Heuer in einer Generalversammlung, und da hat uns der Tirector der Fabrik mit 50 Stimmen niedergestimmt. Ich könnte es beweisen. Die Arbeiter sollen allerdings zwei Drittel Stimmen haben, während dem Unternehmer nur ein Drittel zusteht, so lautet es in den Statuten. Aber der Unternehmer versteht es sehr gut, dem Arbeiter zu sagen:Du wirst den wählen und den nicht!" Da sind die Arbeiter immer übervortheilt.

Expertin Nr. 90: Ich bin am Wienerberg geboren. Meine Mutter hatte 12 Kinder, welche alle dort zur Welt gekommen sind. Schon meine Eltern haben dort gearbeitet, und dann erhielten sie eine Pension von 70 kr. wöchentlich. Aber da mußten wir größeren Kinder schon mithelfen. Als ich sieben Jahre alt war, mußte ich schon Ziegel einreihen; wenn sie trocken waren, mußten wir zugreifen und sie zur Mutter tragen, daß der Vater im Lehm sein kann. So haben wir also der Mutter geholfen, die Ziegel früher einzubringen. Ich bin noch aus dem Werke, das jetzt einer Aktiengesellschaft gehört und der größte Betrieb auf dem Wienerberge ist. Im vorigen Jahre sind die Leute Früh um 3 Uhr ausgestanden, die Männer wie die Frauen; sie haben ein bissel Kaffee gekocht, und wie sie fertig waren, sind sie im Sommer um 4 Uhr hinausgegangen. Wir arbeiten die schweren Extraziegel, die man so schlagen muß. Da müssen wir den Schlamm auf einem Wagerl herführen, und dann ist so eine Rein, ein Bassin, da wird er hineingeworfen. Und dann muß ich meinem Mann wieder beim Stechen helfen. Zuerst sticht man es, dann muß man Wasser hineingehen, dann muß man den Lehm machen, nämlich man muß ihn umwerfen, damit keine Bröckchen darin sind, sonst sind die Ziegel nichts werth. Wenn man sich damit Mühe gibt, so ist die Arbeit nicht bezahlt. Wir haben von 1000 Stück nur st. 5'15, und das

20 *