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haben wir erst im vorigen Jahre bekommen, wie wir nicht gearbeitet haben; früher haben wir von 1000 Extraziegeln nur st. 4'30 bekommen. Im heurigen Winter haben wir da nicht gearbeitet. Wir arbeiten in dem Fabriksbetrieb des einen Herrn, und wenn man dann im Winter zu dem anderen kommt, da heißt es:Ich muß zuerst meine Leute hineinsehen dann erst kommt Ihr!" Von der Blendsteinfabrik sind da sehr viele, alle Extraziegelarbeiter.

Vorsitzender: Sie arbeiten nicht mit der Maschine? Expertin Nr. 90: Nein, mit der Hand.

Vorsitzender: Ist in der Blendsteinfabrik bei der Arbeit eine Besonderheit? Exp. Nr. 90: In dieser Blendsteinfabrik braucht man kein Material früher herzurichten; das wird im Sommer hergenommen, und im Winter arbeiten sie bei einem Anderen.

Vorsitzender: Haben Sie im Winter immer Beschäftigung, alle Jahre? Exp. Nr. 90: Ja.

Vorsitzender: Sind außer Ihnen auch andere Frauen, die dort beschäftigt sind, am Wienerberge geboren? Exp. Nr. 90: O ja, mehrere.

Vorsitzender: Woher kommen die Frauen sonst? Exp. Nr. 90: Aus Böhmen.

Vorsitzender: Wie kommen sie hin? Gibt es da Zubringer? Exp. : Sie kommen halt mit dem Binkel her und gehen um Arbeit fragen. Da wenden sie sich an den Werk- oder Platzmeister, und der nimmt die Leute auf. Es kommt auch größtentheils vor, daß der Werkmeister in der fremden Gegend bekannt ist, und da wird dorthin geschrieben. In Ungarn ist Heuer speciell stark geworben worden. Da wurde in das Leithagebiet geschrieben, und von dort wurden die Leute angeworben.

Vorsitzender: Kann jeder Mensch diese Arbeit gleich am ersten Tage, wie er hinkommt, verrichten, oder muß er das erst lernen? Exp. Nr. 90: Freilich muß ihm erst gezeigt werden, daß das so und so zu machen ist.

Vorsitzender: Bekommen die Leute da weniger Entlohnung? Exp. Nr. 90: Bei dem alten Herrn haben sie 40 kr. bekommen, aber jetzt be­kommen sie nichts. Es sind drei Tage, daß eine Frau lernen muß; da muß sie viel bitten, daß sie etwas bekommt.

Vorsitzender: Welchen Lohn bekommt sie da? Exp. Nr. 90: Täglich 40 kr.

Vorsitzender: Und da dauert die Arbeit vom Tagesbeginn an?

Exp. Nr. 90: Ja.

Vorsitzender: Haben Sie im Sommer und Winter denselben Lohn ?

Exp. Nr. 90: Nein. Im Winter hat der Mann 80 kr. und die Frau 38 kr. Im Sommer wird nach tausend Stück Ziegel gezahlt. Da haben die, welche das arbeiten, vom Tausend drei Gulden und ein paar Kreuzer; und wir, die wir unter der Hütte arbeiten, haben st. 5'15 von 1000 Extraziegeln. Da muß man sich aber anstrengen, bis man das fertig bringt; da muß man das fest schlagen. Auf dem Platz braucht man nicht so zu schlagen, aber bei den Extraziegeln ist es sehr anstrengend.

Vorsitzender: Wie lange brauchen Sie zu 1000 Ziegeln? Exp. Nr. 90: Zwei Tage.

Vorsitzender: Wie viel verdienen Sie in diesen zwei Tagen? Exp. Nr. 90: Ich habe vom Tausend zwei Gulden. Ich und mein Mann haben noch eine Schlägerin dazu, die mitschlägt. Täglich machen wir auf diese Weise 1000 Ziegel, und da müssen wir die Schlägerin selbst auszahlen; die bekommt für 1000 Stück fl. 1'02.

Vorsitzender: Also Sie, Ihr Mann und dann noch die Schlägerin... Exp. Nr. 90: Und die Kinder müssen mithelfen.

Vorsitzender: Also drei Personen mit den Kindern verdienen fl. 5'15 in einem Tage? Exp. Nr. 90: Ja.