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Vorsitzender: Ist die Schlägerin nicht vom Herrn aufgenommen?

Exp. Nr. 90: Das schon. Das müsten wir ja wissen, für den Fall, daß ihr etwas passirt.

Pros. v. Philippovich: Früher haben Sie gesagt, daß Sie in zwei Tagen 1000 Ziegel machen? Exp. Nr. 90: Nun ja, eine Frau. Die Frau verdient in zwei Tagen st. 2. Also auf die 1000 Ziegel, für die sie fl. 2 bekommt, muß sie zwei Tage arbeiten. Wenn wir in der Partie arbeiten, bekommen wir nicht so viel, da bekommen wir nur 38, 40, 45 kr. täglich.

Pros. v. Philippovich: Sie machen jeden Tag ein solches Tausend fertig? Exp. Nr. 90: Manchmal auch nicht, z. B. wenn der Lehm schlecht, vielleicht zu weich ist, und wenn es nicht gleich trocken wird. Da muß man sich Plagen.

Pros. v. Philippovich: Wie viel machen Sie in der Woche? Exp. Nr. 90: 4- bis 5000.

Pros. v. PhilipPovich: Da bekommen Sie also bei 4000 Stück fl. 2060 und bei 5000 Stück fl. 25'75. Und da zahlen Sie der Mitarbeiterin, die da geholfen hat, auch nach dem Tausend? Exp. Nr. 90: Ja, die bekommt für 1000 Stück fl. 1'02, also für 4000 Stück fl. 4'08. Die Frau bekommt dasselbe wie die Schlägerin, und das Uebrige bekommt der Mann. Das ist, wie gesagt, im Sommer; im Winter wird pro Tag gezahlt. Da kommt der Herr mit dem Meter, und es wird gemessen, und darnach wird ausgezahlt. Je nachdem die Partie zusammengestellt ist, kommt die Frau auf 38, 40, 45 kr., das ist nicht gleich.

Pros. v. Philippovich: Wie Viele sind in einer solchen Partie?

Exp. Nr. 90: In mancher Partie 100 oder über 80. Man kann rechnen, daß es 600 bis 800 Meter weit ist, und 1000 Meter auch, daß sie fahren müssen.

Pros. v. Philippovich: Da werden die 80 alle gleich bezahlt? Exp. Nr. 90: Die Männer bekommen das Doppelte.

Pros. v. Philippovich: Aber die Frauen bekommen alle das Gleiche? Wenn die Frau in der Woche so viel Meter macht, bekommt sie 37 kr., wenn sie mehr macht, 38 und 40 kr. ? Exp. Nr. 90: Ja.

Pros. v. Philippovich: Wie aber, wenn schlechtes Wetter ist, wenn es z. B. schneit? Exp. Nr. 90: Wenn es nicht viel schneit oder regnet, machen sich die Leute nichts daraus, weil sie sich zwingen müssen wenn sie nicht arbeiten, gibt es kein Brot. Manchmal sind sie schon naß und bleiben noch da und arbeiten, nur um zu verdienen.

Pros. v. Philippovich: Wenn es nun zwei Tage in der Woche so geschneit hat, daß Sie nicht arbeiten konnten, bekommen Sie da gar nichts für diese Tage? Exp. Nr. 90: Gar nichts.

Pros. v. Philippovich: Und wenn Sie den halben Tag ge­arbeitet haben? Exp. Nr. 90: Da bekommen wir für den halben Tag und nichts mehr.

Pros. v. Philippovich: Werden Sie immer am Samstag aus­bezahlt? Exp. Nr. 90: Ja.

Pros. v. Philippovich: Haben Sie ein Buch ? Exp. Nr. 90: Nein.

Pros. v. Philippovich: Wie ist da der Vorgang bei der Auszahlung am Samstag? Da wird Ihnen gesagt, daß Sie z. B. drei, vier Tage ge­arbeitet haben, und das wird verrechnet? Exp. Nr. 90: Wenn der Jnspector kommt, so ist Einer dabei, der Partieführer, der mißt mit dem Meter. Es weiß Niemand früher als am Samstag, was er in die Hand bekommt. Jeder wird in der Kanzlei extra verlesen, zuerst die Männer und dann die Frauen. Das Geld bekommt nur eine Person, der Mann, in die Hand, und er bezahlt dann die zwei Schlägerinnen.

Vorsitzender: Bekommt er in das Büchel eingeschrieben, was er verdient hat? Exp. Nr. 90: Ja.