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Dr. Sch w iedland: Ist aber die Kost in der Volksküche gut? Exp. Nr. 98: Manchmal ist sie nicht besonders gut.

Dr. Schwiedland: Wie viel Kaffee und Milch brauchen Sie zum Kaffee? Exp. Nr. 98: Wir sind drei Personen. Da nehmen wir um 5 kr. Kaffee, 1 kr. Feigenkaffee, 5 kr. Milch, 2 kr. Zucker und jedes eine Semmel um 1 kr.

Frau Schlesinger: Sind diese Semmeln um 1 kr. nicht altgebackene Semmeln? Exp. Nr. 98: Nein, sie sind frisch, aber klein.

Dr. Rauchberg: Nehmen Sie sich Sonntag Arbeit mit nach Hause? Exp. Nr. 98: Nein.

Wittelshöser: Sie sagten, daß Sie Vormittags 35, Nachmittags 25 Dutzend Löffel machen, das sind zusammen 60 Dutzend. Nun haben Sie gesagt, daß Sie täglich 70 bis 80 Dutzend machen können, das wäre also ein Widerspruch. Exp. Nr. 98: Ich habe ja gesagt, daß es auf die Sorten ankommt.

Dr. Maresch: Wie verhält es sich, wenn Sie aussetzen müssen? Exp. Nr. 98: Wenn keine Arbeit da ist, so sagt der Herr: Sie können nach Hause gehen, ich habe keine Arbeit, und nach ein paar Tagen kommt die Betreffende wieder und fragt sich an. (Ueber Befragen des Vorsitzenden.) In unserer Fabrik wohnt keine Arbeiterin und es bezieht auch keine die Kost vorn Unternehmer.

Vorsitzender: Wenn Sie zu Hause arbeiten, müssen Sie natürlich Licht verbrennen. Haben Sie vom Herrn Ersatz dafür verlangt? Expertin Nr. 98: Da würden wir einfach nichts mitkriegen, wenn wir so keck wären. Wir haben eine Frau als Vorgesetzte. Früher war es Sitte, daß Geschenke gegeben werden, jetzt aber nicht mehr. Wenn die Frau schlecht aufgelegt ist, so wird man sehr sekirt. und sie macht allerhand Aussetzungen an der Arbeit. Beschimpfungen und dergleichen kommen aber nicht. In der Früh esse ich zu Hause Kaffee, zum Frühstück Brot, zu Mittag Kaffee, am Nachmittag Brot, und Abends wieder Kaffee.

Vorsitzender: Also lauter Kaffee? Exp. Nr. 98: Ich kann eben nicht anders. Wenn man sich eine Zuspeise kauft, so ist es eigentlich keine Zuspeise, sondern nur so ein gerührter Teig. Auch am Sonntag esse ich höchstens eine Suppe. Fleisch kaufe ich mir höchstens einmal um 15 kr. für vier Personen. Ich habe nämlich zwei Kinder und meinen Mann.

Dr. Schwiedland: Wie viel geben Sie für die Ernährung am Tage aus? Exp. Nr. 98: 12, 14 kr. Da rechne ich das nicht mit, was ich zu Hause esse. Es bleiben mir also circa 60 kr. täglich übrig. Da habe ich die zwei Kinder davon zu ernähren. (Ueber Befragen des Vorsitzenden.) Mein Mann verdient 98 kr. täglich. Er ist auf der Bahn im Magazin be­schäftigt. Von den Kindern ist eines zwei Jahre, das andere sechs Monate alt. Die habe ich untertags bei einer Familie in der Nähe in Kost und zahle dafür 40 kr. täglich.

Dr. Ofner: Das Feilen der Löffel dauert verschieden lang. Macht vielleicht die Vorgesetzte einen Unterschied, daß sie der Einen leichtere, der Anderen schwerere Arbeiten gibt? Exp. Nr. 98: Nein. Es theilen sich die Arbeiterinnen selbst die Arbeit untereinander auf.

Dr. Schwiedland: Haben Sie Ihre Kinder selbst genährt und wie lange? Exp. Nr. 98: Das eine vier, das andere sechs Wochen.

Dr. Schwiedland: Was bekommen die Kinder für die 40 kr. Kost? Exp. Nr. 98: Das weiß ich nicht, weil ich nicht zu Hause bin. Sie bekommen halt das, was die Leute selbst essen. Es sind auch arme Leute. Die Frau hat drei Kinder.

Dr. Schwiedland: Die Kinder sind freilich noch zu klein dazu, um Ihnen sagen zu können, was sie essen, aber haben sie nicht manchmal