Hunger, wenn sie nach Hause kommen? Exp. Nr. 98: Hunger haben sie schon.

Vorsitzender: Es sind wahrscheinlich befreundete Leute, bei denen Sie sie in Kost haben? Exp. Nr. 98: Nein, es sind ganz fremde Leute.

Tr. Ofner: Wie lange haben Sie gearbeitet vor der Entbindung?

Exp. Nr. 98: Bis zum letzten Tage. (Ueber Befragen des Vorsitzenden.) Das Arbeitslocal ist un zweiten Stock. Das Zimmer, in welchem die Gießerei ist, hat auf jeder Seite sechs Fenster, und es sind darin 80 Personen beschäftigt. Das Zimmer, wo ich bin, hat zwei Fenster, und es sind darin acht Personen. Bei der Arbeit entwickelt sich viel Metallstaub. Ventilation haben wir keine; das Fenster können wir nur im Sommer aufmachen, denn im Winter zieht es ohnehin stark von den Thüren her. Im Winter wird auch nicht immer geheizt, weil uns ohnehin von der Arbeit warm ist. Das Local ist während der acht Jahre erst einmal geputzt worden. Es war früher eine Waschküche. Die Wände sind natürlich auch staubig und schmutzig. Der Fußboden ist aus Stein. Wenn uns kalt ist, so legen wir uns ein Brett unter die Füße. Den Fußboden müssen wir selbst reinigen. Er wird täglich gekehrt und am Samstab ausgewaschen. Für das Reinigen be­kommen wir keine besondere Entschädigung. Wir hören etwas früher von der Arbeit auf. Auch müssen wir zu Ostern, Allerheiligen, Weihnachten und Pfingsten, und zwar unentgeltlich, die Fenster putzen.

Tr. Verkauf: Kommt der Dunst aus der Gießerei auch in Ihr Arbeitslocal hinein? Exp. Nr. 98: Ja, weil die Thür offen ist: da sammelt sich viel Rauch an.

Dr. Verkauf: Wie sind die Aborte? Exp. Nr. 98: Anständig. Sie liegen ebenerdig, und es ist einer für Männer, einer für Frauen.

Äaronin Vogelfang: Ich sehe aus dem, was Sie sagen, daß Sie sehr auf Ihre Kinder schauen. Warum sind Sie nicht verheiratet? Exp. Nr. 98: Weil ich das Geld nicht habe.

Baronin Vogelfang: Für die Trauung oder für die Documente?

Exp. Nr. 98: Erst hat er lange Zeit kein Geschäft gehabt, und da habe ich mir keinen Heimatschein verschaffen können, sondern ich mußte Schulden machen und meine Sachen versetzen. Jetzt habe ich den Heimatschein, und jetzt muß ich noch für das Uebrige sparen.

Dr. Schwied land: Ist Ihnen nicht bekannt, daß in Wien ein Verein existirt, der in solchen Fällen intervenirt? Exp. Nr. 98: Nein.

Tr. Riedl: Haben Sie in Ihrem Local Waschvorrichtnngen? Exp. Nr. 98: Nein. Wir müssen bei der Wasserleitung die Hände waschen. Wir waschen uns gewöhnlich am Abend, und da nehmen wir uns Seife und Handtuch mit. (Ueber Befragen des Vorsitzenden.) Die Mehrzahl der Franen ist ledig. Meine Wohnung besteht aus Zimmer und Küche; sie ist im zweiten Stock, und zwar im zehnten Bezirk. Wir zahlen dafür fl. 9-50 monatlich. Außer für meine Kinder habe ich für Niemand zu sorgen.

Dr. Verkauf: Haben Sie einen Bettgeher? Exp. Nr. 98: Nein.

Vorsitzender: Was machen Sie am Sonntag? Exp. Nr. 98: Da muß ich zu Hause aufräumen und waschen.

Tr. Schwiedland: Wann wird der Zins gezahlt? Expertin Nr. 98: Am Ersten. Da muß mein Mann das Geld, wie er es bekommt, gleich für den Zins verwenden. Es wird alle 14 Tage ausgezahlt.

Tr. Riedl: Sind Sie gegenwärtig beim Greißler schuldig? Exp. Nr. 98: Ja, fl. 15.

Tr. Riedl: Da zahlen Sie wohl immer ab, aber die große Schuld schleppt sich doch immer weiter? Exp. Nr. 98: Ja, so ist es. Ich werde diese Schuld nicht früher abzahlen können, als bis wir mehr verdienen.

Tr. Schwiedland : Sie und Ihre Kinder find nach Wien zuständig;