Wittelshöfer: Ist Ihre Arbeit sehr anstrengend? Expertin Nr. 100: Ja, man spürt es in den Händen und auf der Brust, und dabei herrscht ein ungeheuerer Dunst. Das Zinn kocht förmlich, und da athmen wir den Dampf ein. Wir müssen öffnen, weil sonst der Dunst zu stark wäre.

Vorsitzender: Haben Sie keine Ventilation? Exp. Nr. 100: Ja, wir haben große Ventilationen, aber die können wir im Winter nicht aufmachen, weil sich sonst der Dunst zurückschlagen würde.

, Dr. Ofner: Wie lange haben Sie vor der Niederkunft gearbeitet? Exp. Nr. 100: Bis zum letzten Tag.

Dr. Ofner: Wie lange nach der Entbindung sind Sie zu Hause geblieben? Exp. Nr. 100: Sechs Wochen.

Dr. Ofner: Haben Sie noch mehrere Kinder gehabt? Exp. Nr. 100: Ich hatte im Ganzen drei Kinder, davon ist eines mit sieben Monaten, das andere mit drei Jahren gestorben.

Dr. Ofner: Woran ist das dreijährige Kind gestorben? Expertin Nr. 100: An Gehirnerschütterung.

Dr. Schiff: Kühlen die Kessel zu Mittag aus? Exp. Nr. 100: Wir müssen so viel d'rauflegen, daß das Zinn die regelmäßige Hitze behält.

Dr. Schiff: Müssen Sie unter der Arbeit hinausgehen, um Material zu holen? Exp. Nr. 100: Ja, wir müssen alle Tage hinausgehen, um die Kohlen vom Schupfen zu holen. Da gehen wir in den großen Hof hinaus. Draußen ist es natürlich im Winter sehr kalt und d'rinnen fürchterlich heiß. (Ueber Befragen des Vorsitzenden.) Wir tragen bei der Arbeit ein anderes Gewand, weil wir in dem Straßengewand nicht arbeiten können. Wir müssen uns in der Werkstätte umziehen; da steht ein Kasten, in den dringt der Dampf hinein und verdirbt die Kleider. Die Aborte sind im vorderen Hof. Da müssen wir von ganz rückwärts bis nach vorne hinaufgehen. Es sind vier Aborte, von welchen zwei versperrt sind, weil sie für die Werkführer sind. Für die Gürtler, Schleifer u. s. w. sind im ersten Stock eigene Aborte. Diese werden vom Hausbesorger gereinigt, sie sind aber nicht besonders rein.

Baronin Vogelfang: Holen Sie die Kohlen vor der Arbeit oder während derselben? Exp. Nr. 100: Wenn gerade keine Kohlen da sind, so müssen wir sie mitten in der Arbeit holen. (Ueber Befragen des Vor­sitzenden.) Jede Arbeiterin hat ihr Waschgeschirr. Dort, wo eingespannt wird, rinnt das Wasser herunter, und da muß Sie ein Geschirr haben, wo das Wasser hineinlauft. Dieses Geschirr benützen wir zum Waschen. Hand­tücher müssen wir uns selbst mitbringen. Ich habe eine Wohnung im XVI. Bezirke, welche aus Zimmer und Küche besteht und für welche ich st. 10'60 monatlich zahle. Ich habe eine Arbeiterin in der Aftermiethe, die zahlt mir monatlich st. 2. Ich gehöre der Krankencasse an. Es heißt zwar, daß der Herr die Unfallversicherung bezahlt, aber da bei uns noch kein schwerer Unfall vorgekommen ist, so weiß ich nicht, ob es wirklich gezahlt wird. Ich habe für Niemand zu sorgen, als für meine Tochter. Am Sonn­tag habe ich keine Zeit und kein Geld, Vergnügungen mitzumachen. Da muß ich häusliche Arbeit verrichten.

Vorsitzender: Kommt das nicht einmal im Jahre vor, daß Sie eine kleine Landpartie machen? Exp. Nr. 100: Nein, das kann ich nicht.

Frau Schlesinger: Kocht Ihre Tochter selbst? Exp. Nr. 100: Ja; das kann sie schon, aber so viel trägt's mir nicht, daß die zu Hause extra kochen könnte. Aber es ist im Hause eine Frau, die hat keine Kinder, und die gibt ihr aus Gutmütigkeit zu essen.

Vorsitzender: Was ist diese Frau? Exp. Nr. 100: Ihr Mann ist Briefträger.

Vorsitzender: Es muß constatirt werden, daß wir jetzt schon den so und so dielten Fall haben, daß die Unterstützungen, welche diese Leute

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Frauen-EnquZte.