und Jausenpause von je einer Viertelstunde. Ueberstunden machten wir höchstens zwei. Im Winter, wenn es sehr stark geht, haben einzelne Arbeiter und Arbeiterinnen auch am Sonntag gearbeitet, aber höchstens zwei oder drei; Sonntag Nachmittags wurde nie gearbeitet. An Feiertagen wurde meist bis Mittag gearbeitet. Kündigungsfrist hatten wir keine. Wir hatten eine Arbeits­ordnung, welche ich gelesen habe. Ich habe im Accord gearbeitet und bessere Arbeit gehabt; da bin ich auf st. 7 gekommen ; es ist aber selten, daß eine Arbeit so gut gezahlt wird. Wenn eine Arbeiterin anfängt, so hat sie einen Wochen- lohn von st. 4'80; in der zweiten Woche kommt sie in Accordlohn, verdient aber dabei oft weniger als im Wochenlohn, bis sie sich eben eingearbeitet hat. Der Akkordsatz bleibt sich während der Saison und der stillen Zeit gleich. Auch für Ueberstunden wird der gleiche Accordlohn gezahlt; nur die, welche nicht im Accord arbeiten, bekommen für die Ueberstunde um 2 kr. mehr. Die Mädchen, welche beim Lackiren sind, haben sich Cartons znm Nähen nach Hause genommen, und auch wir haben uns Mechaniques nach Hause genommen; aber nur, wenn es sehr stark gegangen ist. Es war gerade kein Zwang, aber es hätte einen unangenehmen Eindruck gemacht, wenn wir uns geweigert hätten. Wenn wir übrigens bei Tag fleißig waren, mußten wir keine Hausarbeit mitnehmen, sonst wären wir zu hoch gekommen, und der Herr hätte uns Abzüge gemacht. Der Lohn der Männer, der Bronzearbeiter, Kunstschlosser und Graveure, war höher wie der unserige. Wenn eine Arbeiterin dort etwas beschädigt, so wird es ihr nur dann nicht abgezogen, wenn sie sofort weggeht, bleibt sie aber, so muß sie es ersetzen. So hat eine Arbeiterin vor einigen Monaten eine Stanze zerbrochen, die, glaube ich, fl. 2 gekostet hat. Strafen waren keine; wenn Eine zu spät kommt, so muß sie bis 8 Uhr warten und darf dann erst hinein. Wir hatten keine Heimarbeiterinnen, die nicht in der Fabrik sind. Es kommt nicht vor, daß Arbeiterinnen Wohnung oder Kost vom Unternehmer hätten. Wir haben Frauen als Vorgesetzte gehabt. In unserem Zimmer wurden seit ein oder zwei Jahren den Vorgesetzten keine Geschenke mehr gegeben; eine Arbeiterin hat ihr vorgeworfen, daß sie Geschenke annimmt, es ist ein Streit entstanden, und seither wurde das abgeschafft. In dem Zimmer im zweiten Stock werden aber der Vorgesetzten noch immer Geschenke gemacht. Das letzte Geschenk war ein Waschtisch; es sind damals, wenn ich nicht irre, fl. 16 dafür gesammelt worden. Die Behandlung seitens der Vorgesetzten hängt von ihrer Laune ab. Wenn die Vorgesetzte in unserem Zimmer in Zorn war, hat sie Ausstellungen gemacht, die nicht am Platze waren.

Vorsitzender: War das nur Launenhaftigkeit oder hat man viel­leicht Veranlassung gegeben? Exp. Nr. 102 : Das hängt davon ab, wie sie eine Arbeiterin leiden kann. Sie hat einmal eine Arbeiterin in einer höchst unanständigen Weise beschimpft. Diese Arbeiterin ist gleich gegangen, denn wenn sie erwidert hätte, wäre sie entlassen worden.

Vorsitzender: Vielleicht ist diese Vorgesetzte eine nervöse Person, der das nur so herausrutscht; wenn so etwas einer Arbeiterin herausrutscht, macht es vielleicht auch nichts. Exp. Nr. 102: O nein, eine Arbeiterin darf nicht nervös sein und sich derartige Keckheiten erlauben. (Ueber Befragen seitens des Vorsitzenden.) Ich wohne bei meinen Eltern; der Vater ist Ge­schäftsdiener und die Mutter Hausarbeiterin. Ich habe zu Mittag nicht zu Hause gegessen, sondern mir im Gasthaus Suppe, Gemüse, Brot und Bier geben lassen. Zum Frühstück habe ich zu Hause Kaffee gegessen, zum Gabel­frühstück Wurst oder Brot, manchmal auch mit einer Anderen zusammen Würstel oder Gulyas vom Gasthaus. Zur Jause habe ich Kaffee gegessen und Abends zu Hause, was die Mutter gekocht hat. Unser Arbeitslocal war im ersten Stock; es war ein Eckzimmer und hatte zu beiden Seiten acht Fenster. In diesen: Localewaren32 Personen. Die Luft wird durch den Geruch von Lack und Aether verunreinigt. Die Wände wurden von den Lehrmädchen ein paarmal im Jahre gereinigt und der Fußboden täglich gekehrt. Wie der Herr von der Reise