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zurückgekommen ist, wurde ihm zu Ehren ausgegeben. Wir hatten englische Aborte in genügender Zahl, die ziemlich gut gehalten waren; es waren deren in jedem Stock zwei. Zu Mittag wird das Arbeitslocale gesperrt. Da gehen nur die Wenigsten in's Gasthaus, sondern wenn sie nicht zu Hause essen können, gehen sie in die Volksküche oder zum Greißler. Früher, als ich Lehrmädchen war, bin ich auch in die Volksküche gegangen; es hat mir dort nicht besonders gut geschmeckt, wiewohl ich ein ganz junges Mädchen war, dem jedes Essen gemundet hat. Wir arbeiten mit männlichen Arbeitern, den Schlossern u. s. w., zusammen. Da werden oft Zoten gerissen und Unan­ständigkeiten begangen; die Mädchen, die charakterfest sind, weisen das zurück, die aber leichtsinnig sind, nehmen es nicht so genau. Wenn Eine energisch auftritt, so wird das von den Männern respectirt. Meine Eltern haben eine eigene Wohnung in Ottakring in: ersten Stock, bestehend aus Eabinet und Küche; wir zahlen glaube ich sl. 9 monatlich. Wir haben keine Aftermiether, es sind nur meine Eltern und ich in der Wohnung. Wir haben drei Betten. Ich war in der Krankenversicherung und bin es auch jetzt noch.

Vorsitzender: Sie haben keine Sorge für andere Personen? Exp. Nr. 102: Nein.

Vorsitzender: Wie sieht es mit Ihren Lebensfreuden aus? Exp. Nr. 102: Die sind so ziemlich gut gestellt.

Wittelshöfer: Wo haben Sie warten müssen, wenn Sie zu spät gekommen sind? Exp. Nr. 102: Manche gehen gern in die Kirche oder in die Capelle vis-^-vis; Andere, die eine Abneigung dagegen haben, gehen spazieren. Im Hause selbst können sie nicht warten, auch nicht wenn schlechtes Wetter ist.

Wittelshöfer: Sind Sie aufgedungen worden, oder sind Sie Hilfsarbeitern:? Exp. Nr. 102: Ich bin Hilfsarbeitern:.

Vorsitzender: Wie viel Lehrmädchen waren in Ihrem Betriebe? Exp. Nr. 102: Verschieden. Ich möchte darauf aufmerksam machen, daß vor eineinhalb Jahren die Commission in unserer Fabrik war und gesagt hat, daß der Steinfngboden mit Brettern belegt und verschiedene weibliche Arbeiten durch Männer versehen werden sollen; beides ist bis heute noch nicht geschehen. Auch wurde daraus aufmerksam gemacht, daß eine Fabriks­ordnung in die Schleiferei kommen soll, was auch noch nicht geschehen ist.

Vorsitzender: Gehören Sie der Organisation an? Expertin Nr. 102: Den: Fachverein der Metallarbeiter. In der letzten 8 ^-Ver­sammlung habe ich meine Stellung aufs Spiel gesetzt, weil ich in die Mädchen gedrungen habe, daß sie beitreten sollen.

Vorsitzender: Ich habe schon oft in: Fachverein der Metall­arbeiter Vortrüge gehalten, und da waren immer massenhaft Frauen und Mädchen da. Exp. Nr. 102: Aus unserer Fabrik betheiligen sich die allerwenigsten. Montag vor acht Tagen war eine ß 2-Versammlung aus der Fabrik, wo ich früher war, einberufen, da waren in: Ganzen acht Mädchen und drei Männer dabei, wiewohl in der Fabrik 80 Personen beschäftigt sind. Ich bin als Vertrauensmännin aufgestellt worden, habe aber mein Mandat niedergelegt, weil ich nicht mehr in der Fabrik bin.

Wittelshöfer: Sie haben schon eine andere Stellung, also hat Ihnen diese Geschichte insofern nicht geschadet, als Sie ja wieder einen Posten gesunden haben. Exp. Nr. 102: Ich bin durch einen Schlosser recommandirt worden, der auch aus dem Grunde entlassen worden ist, weil er der Organisation angehört.

Schluß der Sitzung 11 Uhr.