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und zur Jause. Zum Nachtmahl kocht die Mutter, und zu Mittag haben wir täglich Fleisch. Von den fl. 4'20 gebe ich fl. 3 zu Hause her, und das klebrige bleibt mir. Unser Arbeitslocal ist groß. Der Fußboden ist von Holz und wird von uns gekehrt. Jede Woche kehrt eine Arbeiterin von uns, und zwar fünf Minuten vor 6 Uhr Abends. Der Abort wird vom Hausmeister gereinigt, dafür müssen wir ihm nichts zahlen. Wir haben keinen Raum, wo wir essen können. Ein Mädchen bekommt das Essen von zu Hause ge­schickt, und da muß sie auf dem Marktplatz sitzen, ob es regnet und schneit, und essen. Als Vorgesetzten haben wir eisten Magazineur/ der uns immer zur Arbeit treibt. Schon vor 7 Uhr sagt er, es ist schon Zeit zum Arbeiten. Aber nach 12 Uhr sagt er nicht, daß es schon Zeit zum Aufhören ist. In der Fabrik sind 70 Personen beschäftigt. Ich gehöre der Organisation an. Ich lese dieArbeiter-Zeitung" ; die haben wir zu Hause und im Verein. Der Vater und wir Kinder gehören der Organisation an, die Mutter nicht. Wir bewohnen Zimmer, Küche und Cabinet. Das letztere ist vermischet. Wir zahlen fl. 14 monatlich und bekommen sl. 6 für das Cabinet. In dem

Zimmer und in der Küche wohnt Vater, Mutter und wir vier Kinder.

Die Mutter arbeitet nicht. Sie ist zu Hause in der Wirthschaft. Ich bin in der allgemeinen Krankenversicherung und zahle dafür 17 kr. wöchentlich, für die Unfallversicherung zahle ich nichts.

Frl. Fickert: Sie sind durch Ihren Vater in die Organisation ge­kommen. Sind die Anderen, die keinen Vater oder Bruder in der

Organisation haben, nicht dabei? Exp. Nr. 100: Nein. Von den vier Arbeiterinnen ist keine dabei, außer mir. Wenn eine Versammlung ist, und ich frage sie, warum sie nicht hingehen, sagen sie:Ja, die Mutter erlaubt es nicht."

Schluß der Sitzung l Uhr 15 Minuten.

21. Sitzung, Sonntag, 22. März» Nachmittag.

Vorsitzender: Vardorf.

Beginn 3 Uhr.

Vorsitzender: Wir haben heute Experten aus der Brauche der Handschuh- und Bandagenmacher und im Nachtrag Experten aus der Hutmacherbranche zu vernehmen. Leider haben wir soeben erfahren, daß die Expertinnen aus der Handschuhmacherbranche, aus Furcht, ihre Plätze zu verlieren, bisher zum Kommen nicht zu bewegen waren. Wir beginnen trotzdem mit der Vernehmung des Experten Herrn D o b r o v oj ev i cs, und hoffen, daß uns nachträglich Experten zur Verfügung gestellt werden. (Zum Experten D o b r o v o j e v i cs.) Wollen Sie die Güte haben, uns über das Technische der Handschuhmacherbranche Auskunft zu geben, inwieweit und wie die weiblichen Arbeitskräfte dabei beschäftigt sind.

Experte Dobrovojevics: Es werden in dieser Brauche die Frauen ausschließlich beim Nähen der Handschuhe beschäftigt, das Zuschneiden besorgen ausschließlich Männer. Es wird fast ausschließlich auf der Maschine genäht; nur das Tambouriren mit der Tambourirnadel wird mit der Hand gemacht. Die Mädchen sitzen bei dieser Arbeit gebückt und strengen sich deshalb sehr an. Es kommt vor, daß besonders flinke Arbeiterinnen sechs Dutzend pro Tag tambouriren. Es geht fast so geschwind wie mit der Maschine.