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Leute eingewirkt wird. Die Leute fühlen sich ganz glückselig, wenn sie vielleicht mit ihren Vorgesetzten an einem Tische sitzen dürfen.
Vor sitzend er (zur Exp. Nr. 108): Sind Sie in Ihrer Abtheilung vor dem Feste angegangen worden, daß Sie Karten nehmen müssen? — Exp. Nr. 108: Nein.
Vorsitzender: Waren Sie beim Kränzchen? — Exp. Nr. 108: Ich habe keine Zeit dazu.
Vorsitzender: Es waren vier Expertinnen geladen. Können Sie uns nicht sagen, warum es so schwer ist, aus den verschiedenen Fabriken Expertinnen herzubekommen? — Exp. Humitsch: Ich habe bereits das letzte Mal constatirt, daß, wenn es verrathen wird, daß eine Arbeiterin hier ist, sie fürchtet, ihren Posten zu verlieren. Von der St. Veiter Fabrik können wir absolut keine Expertin bekommen, und von dort wären sehr interessante Sachen zu berichten. Die Staffirerinnen zum Beispiel müssen in der Saison die halbe Nacht in der Fabrik arbeiten, oft auch die ganze Nacht. Es sind dann in den Fabriksräumen Strohsäcke, damit sie sich ein paar Stunden niederlegen können.
Vorsitzender: Gerade bezüglich solcher Betriebe wäre es nothwendig, die Verhältnisse zu constatiren. —Exp. Humitsch : Ich habe diese Zustände öffentlich in der Presse gegeißelt. Es ist aber von der Fabriksleitung keine Entgegnung gekommen. Wenn ich nicht unwiderlegliche Thatsachen eonstatirt hätte, so würden mich die Unternehmer gewiß beim Kragen gepackt haben.
Schluß der Sitzung 5 Uhr 45 Minuten Nachmittags.
22. Sitzung, Dienstag, 24. März 1896.
Vorsitzender: Wiiielshöfer.
Beginn 7 Uhr 15 Minuten Abends.
Vorsitzender: Wir vernehmen zuerst eine Expertin aus der Fabrikation von künstlichem Fischbein. — Exp. Nr. 110 (über Befragen): Der technische Vorgang ist folgender: Die Hörner kommen in die Fabrik, werden gereinigt, mit der Maschine durchgeschnitten und hierauf zwei bis drei Minuten in heißem, siedendem Wasser ausgeweicht, hierauf gepreßt, damit sie glatt werden. Dann werden sie von Männern gehobelt und von Frauen gestutzt. Beim Stutzen werden Handmaschinen verwendet, welche die Frauen selbst mit dem Fuß in Betrieb setzen. Das ist eine anstrengende Arbeit. Man muß dabei mit dem Centimetermaß messen und hierauf mit den: Messer stutzen. Dann wird das Fischbein nach der Länge sortirt, dann kommt es zum Vorrichten, wo Packete zu einem Viertel- und einem halben Kilogramm gemacht werden, und dann wird es expedirt. In der Fabrik sind über 100 Leute, und zwar mehr Frauen als Männer beschäftigt. Ich bin vor dem 14. Lebensjahre hineingekommen und schon einige Jahre dort. Es wird das ganze Jahr gearbeitet. Nur vor den großen Feiertagen ist etwas weniger Arbeit. Es wird auch Arbeit nach Hause gegeben, und zwar das Großbinden. Es werden dabei immer je zwölf Stück Fischbein zusammengebunden. Diese Arbeit wird von den Frauen der Werkführer gemacht, von welchen zwei in der Fabrik und einer außerhalb wohnt. Es ist nicht schwer, das Stutzen zu lernen; man braucht dazu zwei bis vier Wochen. Es gibt bei uns viele