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Dr. Ofner: Sie haben von Nachtarbeit gesprochen. Wie oft trifft es eine Arbeiterin in der Saison, daß sie über Nacht arbeiten muß? — Exv. v. Wagner: Ich bitte, das nicht mißzuverstehen. Es kommt vor, daß vielleicht fünf bis sechs Männer eine Nacht durcharbeiten, welche dann während des Tages nicht arbeiten. Frauen bleiben höchstens bis 9 oder 10 Uhr Abends.
Vorsitzender: Sie haben uns nur von 89 Arbeiterinnen den Lohn angegeben. Nun sind bei Ihnen doch viel mehr Arbeiterinnen? — Exp. v. Wagner: Das ist Salonpersonale; da sind — außer den Directricen — Angestellte, die st. 125 monatlich haben.
Vorsitzender: Das sind wohl Angestellte. Es fehlen aber doch noch eine Anzahl Arbeiterinnen. — Exp. v. Wagner: Ich habe nur einen Theil der Arbeiterinnen aufgezählt, wie ich sie mir heute Abends rasch zusammengestellt habe. Aber auch bei den übrigen Arbeiterinnen sind die verschiedenen Lohnstufen in demselben Ausmaß vertreten, wie bei den angeführten 89. Ich kann auch über das Salonpersonale Auskunft geben. Dieses ist monatlich bezahlt. Da sind zunächst die Verkäuferinnen und Anprobirerinuen. Diese bekommen als geringsten Lohn fl. 35 und fl. 5 für das Essen, weil sie nicht nach Hause gehen können. Manche von diesen bekommen fl. 65 bis 70. Die Aufpasserin hat über fl. 100, die Garnirerin fl. 125 monatlich. Die erste Garnirerin ist die Directrice.
Vorsitzender: Was wird für Ueberstunden gezahlt? — Experte v. Wagner: Die Männer bekommen 50 kr., die Frauen keine höhere Taxe als für andere Stunden. Es wird bei den letzteren nach dem Taglohn berechnet, wie viel auf eine Stunde entfällt.
Vorsitzender: Wenn eine Arbeiterin weniger als die gewöhnliche Arbeitszeit arbeitet, werden da die Stunden abgezogen? — Experte v. Wagner: Ja. Das kommt aber selten vor.
Dr. Schüller: Wie viel von allen 200 Arbeiterinnen in Ihrem Betriebe, nicht blos von den 89, haben einen Taglohn von 60 kr. ? Ist das vielleicht das Doppelte oder das Dreifache der Zahl, welche Sie in Bezug auf die 89 angegeben haben? — Exp. v. Wagner: Es wird vielleicht das Doppelte sein, das Dreifache gewiß nicht, denn es sind bei uns nur sehr wenige, die 60 kr. bekommen. Das Minimum ist bei uns etwa 80 kr., welchen Lohn etwa 40 Frauen haben. Das ist der Lohn für neun Stunden.
Dr. Schüller: Wird bei Berechnung der Ueberstunden der Lohn durch 9 oder 11 dividirt? — Exp. v. Wagner: Durch 9.
Smitka: Gibt es bei Ihnen auch solche Arbeiterinnen, die auf der Maschine nähen? — Exp. v. Wagner: Ja.
Smitka: Wie stehen die im Lohn? — Exp. v. Wagner: Das sind die besser bezahlten, denn es gibt deren nur drei, vier im ganzen Betriebe. Diejenige, welche fl. 2'20 hat, ist eine Maschinnäherin, die jedenfalls schon ziemlich lange im Geschäft ist.
Dr. Schwiedland: Nach welchen Gesichtspunkten richtet es sich, ob Eine im Tag- oder Monatslohn steht? -- Exp. v. Wagner: Die Atelier-Arbeiter stehen im Taglohn; das Personale, das mit den Kunden in Berührung oder in Verkehr tritt, hat Monatslohn.
Vorsitzender: Kommt es vor, daß eine Arbeiterin eine Arbeit z. B. eine Schoß, ganz allein fertig macht? — Exp. v. Wagner: Nein. Es arbeiten immer mehrere, etwa vier bis sechs, in einer Gruppe zusammen.
Dr. Ofner: Sie sagten, daß die Arbeiter 50 kr. für die Ueberstunde bekommen. Das ist wohl viel mehr, als sie sonst bekommen? — Experte v. Wagner: Der billigste Arbeiter bekommt bei uns fl. 3 für neun Stunden, also 33 kr. für die Stunde.
Dr. Ofner: Warum bekommen nicht auch die Frauen für die Ueber-