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Zeit mehr gezahlt? Exp. v. Wagner: Die Männer haben gestrikt und es durchgesetzt, daß sie mehr bekommen.

Vorsitzender: Wie ist es bei Ihnen mit den Strafen und Ab­zügen bestellt? Exp. v. Wagner: Das Znspätkommen wird per Viertelstunde berechnet und die entsprechende Zeit abgezogen. Für ver­dorbene Arbeit gibt es bei uns keine Abzüge.

Vorsitzender: Wird bei Ihnen Arbeit nach Hause gegeben? Exp. v. Wagner: Nein, weder an die im Geschäft Angestellten, noch an Heimarbeiterinnen.

Dr. Verkauf: Wir haben gehört, was Sie für die gewöhnliche Arbeitszeit zahlen. Nun stellt sich heraus, daß die Arbeiterinnen ja mehr bekommen, weil sie oft Ueberstunden machen. Es wäre wünschenswerth fest­zustellen, wie viel sie eigentlich wirklich-verdienen, weil wir dadurch ein Bild über die Lebensweise der Arbeiterinnen erhalten. Würden Sie so freundlich sein, uns das entsprechende Material zur Verfügung zu stellen? Exp. v. Wagner: Ich bin sehr gerne bereit, den Herren Daten zur Verfügung zu stellen. Ich glaube übrigens, daß sich das Plus durch die Ueberstunden und das Minus durch das Aussetzen ausgleichen dürfte.

Dr. Schwiedland: Wenn eine Arbeiterin 80 kr. täglich, also pro Stunde circa 8 kr. hat, so werden ihr wohl, falls sie nur eine Viertelstunde zu spät kommt, 2 kr. abgezogen? Exp. v. Wagner: Wenn eine um eine Viertelstunde zu spät kommt, so wird ihr nichts abgezogen; aber nach einer Viertelstunde wird die Thür geschlossen, und dann wird ihr die erste halbe Stunde abgezogen, also 4 kr. Während dieser Zeit muß sie vor der geschlossenen Thür im Stiegenhause warten.

Dr. Ofner: Ist das Stiegenhaus, wo die Mädchen warten müssen, gewärmt? Exp. v. Wagner: Nein, aber es kommt selten vor, daß die Leute nicht zur Zeit da sind, weil sie ja ohnehin um eine Viertelstunde später kommen dürfen.

Vorsitzender: Kommen die Näherinnen mit den Kunden in Be­rührung ? Exp. v. Wagner: Nein.

Vorsitzender: Haben Sie vielleicht solche Arbeiterinnen aus besseren Kreisen, die nur in den Salon gehen, um etwas zu lernen oder um sich ein Taschengeld zu verdienen? Exp. v. Wagner: Wir haben nur ausgelernte Arbeiterinnen, die ein Arbeitsbuch haben. Es genügt nicht, wenn sie einen mehrmonatlichen Curs durchgemacht haben.

Dr. Verkauf: Grnppiren sich nicht Mädchen aus besseren Kreisen in den ersten Reihen der Löhne oder ist das verschieden? Experte v. Wagner: Ganz verschieden.

Dr. Verkauf: Wir haben von einem anderen Salon gehört, daß diese Mädchen, offenbar weil sie es nicht nöthig haben, auf den niedrigsten Lohnstufen stehen. Exp. v. Wagner: Bei uns ist das nicht der Fall.

Vorsitzender: Haben Sie nicht neulich in einer Zeitnngs- erklärung von Lehrmädchen gesprochen, die 40 kr. erhalten? Experte v. Wagner: Das muß ein Irrthum sein, denn ich habe in derNeuen Freien Presse" gesagt, daß die Lehrmädchen mit 60 kr. Lohn anfangen.

Dr. Schwiedland: Der Lohn von 40 kr. wurde von einer Ex­pertin angegeben.

Exp. v. Wagner (über Befragen): Keine Näherin hat Kost oder Wohnung im Hause; alles Materiale wird von uns gegeben.

Vorsitzender: Wie sind die Arbeitsräume? Exp. v. Wagner: Wir haben deren ungefähr 20, darunter viele größere Säle. Diese werden während der Mittagspause nicht gesperrt. Manchmal bleiben Arbeiterinnen zu Mittag in den Vocalen, wenn während der Mittagspause gearbeitet werden muß, weil viel zu thun ist. Dadurch wird die Pause gekürzt, weil sie dann nur eine Viertelstunde zum Essen haben, diese Zeit wird ihnen