397

aber entlohnt, oder die Arbeiterinnen gehen später weg und halten dann die Pause. Das Salonpersonal bleibt stets über Mittag da; sür dieses wird das Essen geholt. Sie haben einen eigenen Saal, wo sie essen, bleiben oft eine oder anderthalb Stunden bei Tisch. Die Arbeitszeit für das Salon­personal ist von halb 9 Uhr Früh bis 8 Uhr Abends.

Vorsitzender: Kommt es nicht vor, daß bestimmte Damen immer bestimmte Mädchen znr Bedienung haben wollen? Was geschieht, wenn eine solche Dame gerade dann kommt, wenn das Mädchen beim Essen ist? Exp. v. Wagner: Dann wird sie abberufen; aber von 12 Uhr ab kommen die Damen selten in's Geschäft. (Ueber Befragen.) Die Näherinnen essen nicht im Hause und lassen sich auch nichts holen. Wenn sie nicht nach Hause gehen, so haben sie in der Nähe Bierhallen, wo sie essen.

Vorsitzender: Könnten Sie uns sagen, was die Arbeiterinnen essen? Exp. v. Wagner: Das weiß ich nicht; das Salonpersonal hat einen guten bürgerlichen Mittagstisch.

Dr. Maresch: Muß das Salonpersonal auch eine zweijährige Lehrzeit haben? Exp. v. Wagner: Nein, die haben ihre Vorbildung in besseren Schulen genossen. Wir haben auch Verkäuferinnen, die kauf­männisch gebildet sind; die müssen aber vorher in anderen Geschäften gewesen sein. Auch im Comptoir werden drei Frauen beschäftigt, die in Buchhaltungsschulen waren.

Dr. Ösner: Wie ist es bei Ihnen mit der Reinigung der Locali- täten? Exp. v. Wagner: Jeden Morgen werden alle Locale aus­gewischt, und allwöchentlich werden die Fußböden, Fenster, Tische, kurz Alles gewaschen. Dazu haben wir sechs Frauen. Die Reinigung der Arbeits­räume und Salons kostet uns fl. 250 monatlich. Auch die Aborte sind sehr gut unterhalten; wir haben deren wenigstens acht, sie sind sür Männer und Frauen vollkommen getrennt. Jedes zweite Zimmer hat einen Abort, der in sehr gutem Zustande ist, denn die Räumlichkeiten waren früher eine Privatwohnung.

Dr. Maresch: fl. 250 sür sechs Weiber, die das Reinigen besorgen, scheint mir etwas viel zu sein. - Exp. v. Wagner: Die sechs Frauen sind fix angestellt und reinigen den ganzen Tag; am Sonntag kommen aber dazu noch Hilfspeösonen.

Dr. Schwied land: Gehören auch die höheren Kategorien der Angestellten der Krankencasse an? Exp. v. Wagner: Ja, alle.

Dr. Schwied land: Sind bei den Anprobirerinnen Sprachen- kenntnisse erforderlich? Exp. v. Wagner: Erforderlich nicht, aber die meisten sprechen zwei Sprachen. Wir haben zwei Kategorien von An­probirerinnen. Die Probirmamsells, welche die Kleider anziehen helfen, müssen Sprachen kennen, die sogenanten Manequins, welche die Kleider selbst anziehen und vor den Kunden hernmspazieren, damit sie sehen, ob die Sachen gut sitzen, brauchen das nicht so sehr. Die Verkäuferinnen aber müssen wenigstens drei Sprachen sprechen.

Vorsitzender: Sind Ihre Arbeiter und Arbeiterinnen in der Organisation? Exp. v. Wagner: Die Arbeiter sind, glaube ich, so ziemlich alle in der Organisation; wie viele der Arbeiterinnen dabei sind, weiß ich nicht.

Vorsitzender: Ist es Ihnen angenehm oder unangenehm, daß sie dabei sind? Exp. v. Wagner: Es äst mir gleichgiltig.

Vorsitzender: Können Sie über das Verhalten der Arbeiter in Folge dessen, daß sie der Organisation angehören, klagen? Experte v. Wagner: Nein.

Vorsitzender: Wären Sie dafür, daß auch die Arbeiterinnen sich der Organisation anschließen? Exp. v. Wagner: Ich würde es nicht für nützlich, aber auch nicht sür schädlich halten.