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Dr. Schwiedland: Es ist mir aus eigener Erfahrung bekannt, daß ehemalige Wirkermeister ihre eigenen Stuhle zu Hause haben und für die Fabrik arbeiten. Kommt es auch vor, daß die Fabriken den Hausarbeitern Stühle nach Haufe geben? — Exp. Nr. 118: Meines Wissens nicht.
Dr. Frey: Was verdienen Sie jetzt? — Exp. dir. 118: fl. 7.
Dr. Frey: Was verdienen die anderen Arbeiterinnen? — Expertin dir. 118: fl. 7 ist der höchste Lohn; die Winderinnen haben fl. 4'50 bis 5. Im Winter wird ihnen oft fl. 1 bis 1/50 abgezogen.
Dr. Rauchberg: Mit welcher Begründung wird ihnen im Winter abgezogen? — Exp. Nr. 118: Der Herr sagt einfach: „Mein Geschäft geht nicht, ich muß Ihnen abziehen; wenn Sie nicht wollen, können Sie gehen." Da bekommen wir einfach einen geringeren Taglohn.
Dr. Rauchberg: Von welchem Geschäft hat Ihr Vater die Arbeit?
— Exp. Nr. 118: Von demselben Herrn, wo ich vier Monate arbeitete. Er war früher Webermeister.
Dr. Rauchberg: Worin besteht feine Arbeit? — Exp. Nr. 113: Er bekommt die Kette und muß sie selbst aufbäumen; das Garn bekommt er in Strähnen und muß es aufspulen. Er wird nach Stück bezahlt. Den Schuß muß er nicht selbst beistellen, sondern er bekommt ihn vom Herrn. (Ueber Befragen des Vorsitzenden.) Es arbeiten bei uns zn Hause fünf Personen, die zusammen fl. 21 verdienen; drei weben und zwei spulen. Wir haben auch drei Stühle und zwei Spulräder zu Hause. Es arbeiten mein Vater und zwei Hilfsarbeiter beim Webstuhl, und die Mutter und ein Bub spulen. Mein Vater kann sich nicht mehr wie fl. 7 verdienen. Er bekommt für vier Shawls 60 kr. Die Hilfsarbeiter bekommen das Gleiche, nur müssen sie den dritten Theil ihres Verdienstes als Platzgeld zahlen. Bei meinem Vater wird von 7 Uhr Früh bis 7 Uhr Abends gearbeitet. Die Arbeiter haben keine Mittagspause, sondern sie essen ein Stück Brot und arbeiten wieder weiter. Das Spulen besorgt außer meiner Mutter ein Bub, der in die Schule geht, dann spulen kommt und dann wieder in die Schule geht. Jetzt ist er, glaube ich, schon von der Schule frei.
Dr. Verkauf: Ist bei Ihrem Vater gleichmäßige Beschäftigung?
— Exp. Nr. 118: Wenn keine Kette da ist, so muß der betreffende Arbeiter aussetzen; das ist erst vorige Woche vorgekommen.
Dr. Verkauf: Muß er das nicht später nachholen? — Expertin Nr. 118: Nein, der Vater läßt es nicht zn, daß länger gearbeitet wird. Dr. Verkauf: Auf wessen Namen geht das Geschäft Ihres Vaters ?
— Exp. Nr. 113: Auf den Namen des Fabrikanten.
Dr. Verkauf: Wer nimmt die Arbeiter aus, und wem werden die Arbeitsbücher übergeben? —Exp. Nr. 113: Der Vater nimmt die Arbeiter aus, und die Bücher werden dem Fabrikanten übergeben.
Dr. Verkauf: Fertigt der Fabrikant auch das Arbeitsbuch aus, wenn ein Arbeiter fortgeht? — Exp. Nr. 118: Ja.
Dr. Verkauf: Ihre Mutter bekommt nichts bezahlt? — Expertin Nr. 118: Nein.
Dr. Verkauf: Was bekommt der Bub? — Exp. Nr. 118: fl. 1 wöchentlich.
Dr. Verkauf: Was verdienen die beiden Gesellen? — Expertin Nr. 118: fl. 7, 7'30; sie verdienen sich auch nicht weniger wie der Vater. Früher waren sie nach der Woche bezahlt, da hatte der Eine fl. 6, der Andere fl. 7.
Dr. Verkauf: Es liegt hier ein Ausnahmsfall vor, indem Ihr Vater die Gesellen nicht über die Arbeitszeit arbeiten läßt. Ich weiß aber, daß sonst bei diesen Hauswebern die Arbeitszeit sehr unregelmäßig ist; Montag und Dienstag wird zum Beispiel nicht gearbeitet, dafür wird von Mittwoch bis Sonntag durchgearbeitet u. s. w.