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Frl. Fickert: Wann haben Sie zn arbeiten angefangen? — Expertin Nr. l13: Mit 13 Jahren bin ich in den Dienst gegangen. Ich habe nur. sieben Classen gemacht, und weil ich sehr gut gelernt habe, so hat mir der Lehrer gesagt, ich soll auslernen und Lehrerin werden. Ich aber habe gesagt: „Ich kann nicht, ich will meine Eltern unterstützen", und bin fortgegangen.
Vorsitzender: Hatten Sie Geschwister, die jetzt schon gestorben sind? — Exp. Nr. 113: Wir waren früher acht Geschwister; fünf davon sind in ganz jugendlichem Alter gestorben.
Dr. Niedl: Können Sie in der guten Zeit die rückständigen Schulden vollständig tilgen? — Exp. Nr. 113: Ja.
Frl. Fickert: Haben Sie, als Sie noch in die Schule gingen, Ihrem Vater bei der Hausweberei helfen müssen? — Exp. Nr. 113: O ja, ich habe schon mit sieben Jahren spulen müssen; aber ich habe dabei doch nichts vom Schulunterricht versäumt.
Exp. X: Ich habe noch folgenden Fall zn erzählen vergessen. Als die Tochter des Herrn heiratete, waren so unverständige Mädchen da, die eine Sammlung für einen Blumenkorb einleiteten; jede hat 40 bis 50 kr. hergegeben, sie haben st. 10'40 zusammengebracht und ihr den Korb überreicht.
Dr. Schwiedland: Hat sich der Bräutigam dafür.revanchirt? — Exp. Eiue kleiue Verbeugung hat er gemacht.
Schluß der Sitzuug 12 Uhr 30 Minuten.
24. Sitzung, Mittwoch, 25. Würz, Nachm.
Vorsitzende: Baronin Vogelfang.
Beginn 3 Uhr 30 Min.
Vorsitzende: Ich werde zuerst den Experten aus dem Bäckergewerbe vornehmen.
Experte Joses Tobola (über Befragen der Vorsitzenden): Ich weiß aus Erfahrung, daß bei den meisten Bäckern die Verschleißerinnen um 4 Uhr Früh aufstehen müssen, um das Gebäck, welches in der Nacht gebacken wurde, einzuzählen. Dasselbe wird dann in Körben zu den Kunden getragen. Jene Arbeit der Mädchen ist keine continuirliche, aber diese müssen den ganzen Tag da sein, bis das Geschäft gesperrt wird, was Abends zwischen 9 und 10 Uhr geschieht. Eine freie Zeit würde den Mädchen ebenso wie den Gehilfen gebühren, aber die Mädchen sind unwissend, und so werden sie wie die Dienstboten behandelt und können vielleicht alle Monat zweimal fortgehen, und das müssen sie sich erst auskitten; dann haben sie am Nachmittag fünf bis sechs Stunden frei.
Vorsitzende: Haben sie bezüglich des Gebäcks eine Verantwortung? — Exp. Tobola: Nein, nur in Filialen.
Vorsitzende: Sind diese häufig? — Exp. Tobola: Nein, nur größere Meister haben Filialen. Sie häufen sich aber schon in Wien. Auch hiese Filialen werden um 5 Uhr geöffnet und werden erst um 9 oder 10 Uhr gesperrt.
Vorsitzende: Hat sie auch dafür zu sorgen, daß nichts gestohlen wird? — Exp. Tobola: Da muß sie eben aufpassen; sie hat nur für das Gebäck, das ihr gegeben wird, einzustehen.