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Maschine können Unglücksfälle vorkommen, hauptsächlich bei den Scheeren und den Stanzen. Es ist vorgekommen, daß sich die Leute die Fingerspitzen weggezwickt haben. Mir sind solche Fälle bekannt, ich kann aber nicht sagen, daß es oft vorkommt.

Dr. Ofner: Ist diese Arbeit früher von Männern gemacht worden ?

Exp. Drechsler: Es waren auch früher schon Frauen dabei. Die größte Umwälzung ist durch die Gulyasbüchsen herbeigeführt worden.

Dr. Ofner: Wie ist das numerische Verhältniß von Männern und Frauen? Exp. Drechsler: In größeren Betrieben sind oft die Hälfte Frauen, während in den kleineren Betrieben sehr wenig Frauen sind. Der Zuwachs an Frauen ist kein großer, weil durch die neuen Maschinen über­haupt sehr viele Arbeitskräfte erspart worden sind. In gewissen Zweigen sind die Männer von den Frauen total verdrängt worden. So gibt es in einer Werkstätte, wo Tabaksdosen u. dergl. erzeugt werden, 40 Frauen, die unter der Leitung eines Spenglers stehen. Insbesondere dort, wo die Galanteriespenglerei eingreift, sind hauptsächlich Frauen auch in kleinen Be­trieben, es kommt aber auch vor, daß ein Spenglermeister mit vier oder fünf Arbeitern und ein paar Lehrlingen arbeitet. Dann ist nur eine oder zwei Hilfsarbeiterinnen, welche zu putzen haben.

Dr. Osner: In welcher Stellung machen die Frauen die Arbeit bei den Maschinen? Exp. Drechsler: Hauptsächlich stehend. Beim Pressen und Stanzen können sie sitzen. Es kommt darauf an, wie die Maschine angebracht ist; meistens müssen sie vorgebeugt sein.

Dr. Osner: Müssen sie dann den ganzen Tag stehen? Experte Drechsler: Ja.

Dr. Osner: Ist Ihnen bekannt, ob die Entwicklung der Gase Er­krankungen zur Folge hat? Exp. Drechsler: Einzelne Fälle sind mir nicht bekannt. Es kommt aber sehr häufig vor, daß die Mädchen unwohl werden und fortgehen müssen.

Bardorf: Werden nicht einzelne Mädchen auch in der Lackirerei verwendet? Exp. Drechsler: Ja, hauptsächlich in den größeren Fabriken.

Vorsitzende: Sind in den Betrieben auch schwangere Frauen? Exp. Drechsler: Das kommt häufig vor.

Vorsitzende: Haben Sie eine Erfahrung, ob diese Arbeiten auf die Kinder schädlich eingewirkt haben? Exp. Drechsler: Darüber könnte ich keine Auskunft geben. Das, was die Frauen da an den Bade­wannen u. s. w. zu arbeiten haben, kann ihnen nicht förderlich sein.

Dr. Ofner: In welchem Alter sind die Arbeiterinnen? Experte Drechsler: Fast ausschließlich nur bis zu 30 und 40 Jahren. Die älteren Arbeiterinnen bekommen geringere Arbeiten und werden meist schlechter bezahlt als die jüngeren. Sobald die Frauen 40 bis 45 Jahre alt sind, sieht sie der Unternehmer nicht mehr gern in seinem Betriebe.

Dr. Ofner: Ist die Arbeit der Frauen sehr anstrengend? Exp. Drechsler: Ja, besonders das Putzen von Badewannen und auch die Arbeit bei den Maschinen.

Dr. Ofner: Wie verhält sich der Lohn, welchen früher die Männer hatten, zum Lohne der Frauen? Exp. Drechsler: Der Lohn der Männer betrug zwischen st. 10 und 14, während die Frauen nur fl. 3 und in der guten Saison vielleicht fl. 0 bis 7 erhallen. Der Lohn schwankt gewöhnlich zwischen fl. 2 und 6. Dabei müssen die Frauen ebensoviel leisten als die Männer.

Dr. Hainisch: Treibt man die Maschinen selbst mit der Hand?

Exp. Drechsler: Ja. Die Arbeit ist je nach der Größe des Be­triebes eine mehr oder weniger getheilte. Oft haben sie in einer Fabrik drei bis vier Tage einen Artikel zu machen, dann bekommen sie wieder