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eine andere Arbeit. Es kommt auch vor, daß die Frauen an mehreren Maschinen beschäftigt sind, bald an dieser, bald an jener. In größeren Betrieben sind aber meistens Motoren vorhanden.

Dr. Schiff: Wie groß ist die Zahl der Betriebe in Wien? Exp. Drechsler: Zwischen 550 und «100. Davon sind 500 kleine Be­triebe und die anderen fabriksmäßige.

Dr. Schiff: Besteht in den kleinen Betrieben auch Arbeitstheilung?

Exp. Drechsler: Es gibt kleine Werkstätten, die nur einen Artikel erzeugen und die in diesen Artikeln mit den großen Fabriken coneurriren. In den großen Fabriken ist die Arbeitstheilung fortgeschritten, und da werden die Frauen zu ganz speciellen Arbeiten verwendet.

Dr. v. Fürth: Ist nicht auch die Manipulation beim Lackiren eine sehr gesundheitsschädliche? Exp. Drechsler: Allerdings, hauptsächlich das Bronziren, Versilbern und Vergolden, denn da muß man immer den Staub einathmen. Schutzvorrichtungen sind da keine vorhanden. Man kann höchstens ab und zu auf die frische Luft gehen, wenn der Artikel gut be­zahlt ist.

Dr. v. Fürth: Kommt auch Terpentin in größerer Menge vor?

Exp. Drechsler: Ja, welche Wirkung das aber hat, kann ich nicht sagen.

Experte Ferdinand Benesch: Ich war in verschiedenen Betrieben beschäftigt, wo eine Lackirerei bestand. Die Arbeiterinnen, welche in der Lackirerei beschäftigt sind, haben einen separaten Raum. Wenn man da hineinkommt, fällt man beinahe um. Ich habe jedesmal von dem starken Terpentingernch Kopfschmerzen bekommen. In dem Raume, wo die Waaren getrocknet werden, herrscht eine sehr große Hitze. In diesen Raum müssen aber die Arbeiterinnen sehr häufig hineingehen. Meistens halten es die Arbeiterinnen in der Lackirerei nicht lange aus, weil sie zu sehr an Kopf­schmerzen und Magenbeschwerden leiden.

Bardorf: Wie viele Mädchen waren in einem Betriebe beim Lackiren beschäftigt? Exp. Benesch: Es dürften neun gewesen sein.

Bardors: Waren die lange dabei? Exp. Benesch: Sie haben oft wechseln müssen, weil die Arbeiterinnen es nicht aushalten tonnten. Diejenigen, die schon beim Lackiren waren, halten es länger aus. Ich habe die Erfahrung gemacht, daß Arbeiterinnen, die anfangs in die Lackirerei kommen, in der ersten Zeit immer krank sind.

Bardorf: Es ist mir bekannt, daß man mit Vorliebe solche Arbeiterinnen nimmt, die schon bei der Lackirerei waren. Man nimmt also nicht gerne frische aus? Exp. Benesch: Das kommt auf die Ver­hältnisse an. Wenn der Herr eine genügende Anzahl von Arbeiterinnen hat, und wenn ihn: eine mehr macht als zwei andere, dann kann er sich auch solche nehmen, die noch nicht beim Lackiren waren. Natürlich werden immer Diejenigen bevorzugt, die schon dabei waren. Das sind aber immer solche, die wo anders haben austreten müssen, weil sie es nicht ausgehalten haben.

Wittelshöfer: Ist die Arbeiterin während der ganzen Arbeits­zeit in diesem Locale? Exp. Benesch: Ja.

Wittelshöfer: Und wie lange muß sie sich im Trockenraume aushalten? Exp. Benesch: Solange, bis sie die Sachen zusammen­gestellt hat. Sie muß die srischlackirten Waaren hineinstellen und die trockenen herausnehmen. Das erfordert 15 bis 20 Minuten und kommt vielleicht im Tage dreizehnmal vor.

Wittelshöfer: Wie hoch ist die Temperatur in diesem Raume?

Exp. Benesch: Etwa 40 Grad Reaumur. Exp. Drechsler «über Befragen seitens des Vorsitzenden): Gelernte Arbeiterinnen gibt es wenige. Sie werden gleich zur Arbeit gestellt, denn die Maschinen sind so