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eingerichtet, daß man gleich bei ihnen arbeiten kann. Anfangs werden die Arbeiterinnen eben schlechter bezahlt. Es kommt Wochen- nnd Stücklohn vor, in den größeren Betrieben meist Stücklohn. Wenn die Arbeiterin auf­genommen wird, zeigt sich ja gleich, was sie leisten kann. Darnach bekommt sie dann st. 2, 2'50 oder 3 pro Woche. Wenn sie sich für einen Artikel ausgebildet hat, wird dann zum Stücklohn übergegangen. Das hängt von der Art des Artikels ab und kann schon in einigen Wochen geschehen. Sie kann beim Accord bei einem Verdienste von fl. 2 bleiben, sie kann es aber bis zu fl. 12 oder 14 bringen. Das verdienen aber nur Wenige. Die Männer verdienen zum Mindesten fl. 5 und höchstens fl. 17 bis 18.

Vorsitzende: Machen die Frauen dasselbe, was die Männer machen? -- Exp. Drechsler: Ja.

Vorsitzende: Kann sie das leisten, was der Mann leistet, der fl. 16 verdient? Exp. Drechsler: Wenn sie länger im Betriebe ist, ja.

Vorsitzende: Wird auch Arbeit nach Hause gegeben? Experte Drechsler: Mir ist kein Fall bekannt. Meistens sind ja die Gegenstände sehr umfangreich.

Expertin Nr. 115: Man kann in drei bis vier Stunden etwa 20 bis 25 Stück Siebe machen. Da muß man aber einen Artikel drei bis vier­mal in die Hand nehmen, so viel kann man aber doch nicht nach Hause tragen.

Bardorf: Gibt es überhaupt bei der Spenglerei eine Arbeit, die Männer und Frauen zugleich machen? Exp. Drechsler: Nein, die Frauen würden die Arbeit erst dann machen, wenn die Männer von der Arbeit verdrängt sind.

Mittels höfer: Kommt es aber vor, daß eine Arbeit in einem Betriebe von Männern gemacht wird, die in einem anderen von Frauen gemacht wird? Exp. Drechsler: Das kommt schon vor.

Exp. 0: Ich glaube, es ist nothwendig, die Frage klarzustellen, ob in einer Werkstätte ein- und dieselbe Arbeit besser und schlechter bezahlt wird. Das ist in der Metallwaarenfabrik E. der Fall. Dort werden meistens Tabaksdosen u. s. w. erzeugt. Dort werden die Frauen zum Löthen verwendet. Das erfordert eine besondere Geschicklichkeit, und ein Spengler kann das erst nach zwei bis drei Jahren. Das ist die einzige Werkstütte, wo die Frauen zum Löthen verwendet werden. In dieser Werkstätte arbeiten gleichzeitig Männer mit einem besseren Lohn und Frauen mit einem geringeren Lohn, obwohl beide dieselbe Arbeit verrichten. Es ist nur ein Mann da, der die Aufsicht über die Arbeiterinnen führt, er macht dieselbe Arbeit, bekommt aber vielleicht dreimal so viel bezahlt als die Arbeiterinnen.

Vorsitzende: Warum hat ein Mann die Aussicht? Exp. 0: Der Mann muß nicht blos das Löthen verstehen, sondern auch alle anderen Arbeiten, er muß beim Stanzen Herrichten und vieles Andere, was die Frau nicht kann. Er ist jedenfalls geschickter, weil er ein qualisicirter Arbeiter ist, während die Frau sich nur auf die eine Arbeit eingeübt hat.

Dr. Hainisch: Ist es nicht vielleicht so, daß dieser eine Arbeiter von den Männern, die früher gelöthet haben, übrig geblieben ist? Exp. 0: Das ist richtig.

Vorsitzende: Kommt es auch vor, daß Frauen als Aufseherinnen angestellt werden? Exp. 0: Das auch, aber nicht in der Weise, daß sie blos die Aufsicht haben, ohne zu arbeiten. Uebrigens kann man die Arbeiter, die fl. 17 verdienen, zählen. Das ist wohl schon ein Werksührer.

Exp. Drechsler (über Befragen des Vorsitzenden): Die Arbeits­vermittlung geschieht theils durch die Genossenschaft, theils durch den Fach­verein. Die Frauen werden meist durch Umfrage in die Arbeit ausgenommen. Die Arbeitszeit ist in der Regel eine elfstündige. In der hohen Saison, besonders vor Weihnachten, wird auch 12, 13, 14 Stunden gearbeitet. In