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den kleinen Betrieben ist häufig eine längere Arbeitszeit, als in den größeren. Es gibt auch Fabriken, wo nur eine neunstündige Arbeitszeit ist.

Vorsitzende: Haben Sie gewöhnlich in kleineren Betrieben länger gearbeitet oder in größeren? Exp. Drechsler: Immer in kleineren. Die Mittagspause wird eingehalten. Vor- und Nachmittag gibt es nur in einigen Betrieben eine Pause. Die Arbeitszeit ist von 6 bis 7 Ühr, Mittag eine Stunde, Vor- und Nachmittag je eine halbe Stunde. An Sonn­tagen wird nicht gearbeitet, an Feiertagen wird nur in einzelnen Betrieben bis 2 Uhr gearbeitet, und dafür bekommen sie den ganzen Tag gezahlt. In kleinen Betrieben kommt, besonders in der Saison, auch Sonntagsarbeit vor. Ueberstunden werden sehr viele gemacht und so bezahlt wie die anderen. Die Saison dauert von Juli oder August bis Weihnachten. lUeber Befragen.) Es gibt einzelne Betriebe, die ganz specielle Artikel machen, z. B. nur Gasmesser, dann Werkstätten, wo nur Messingartikel gemacht werden, oder solche, die nur in Kupfer arbeiten.

Dr. Verkauf: Bei der Bauspenglerei sind keine Frauen? Experte Drechsler: Nein.

Dr. Verkauf: Kommt es vor, daß kleinere Betriebe von größeren abhängig sind? Exp. Drechsler: Ja, aber nicht häufig.

Exp. 0 : Bei Messingarbeiten ist das oft der Fall. Da kauft der kleine Spengler viele Artikel, weil sie der große Fabrikant billiger erzeugt als er. Das bürgert sich erst jetzt ein.

Wittelsh ö fer: Betreiben die Spengler also neben der Erzeugung auch Handel? Exp. 0 : Ja, die kleineren Spengler kaufen in den Fabriken. So Galanteriewaaren oder Küchengeschirr. Da sind einige große Werkstätten, die erzeugen die Waaren für die Händler und auch für die kleinen Meister. Die kleinen Betriebe sind schon so weit, daß sie Küchengeschirr gar nicht mehr erzeugen können, weil sie es vom großen Fabrikanten billiger bekommen.

W itt els h ö f e r: Kommt es aber nicht vor, daß er sich auf die Production einzelner Artikel beschränkt und diese wieder an die großen Fabrikanten liefert? Exp. Drechsler: Das kommt hauptsächlich in der Eisenwaarenbranche vor. Die Artikel in den Eisenhandlungen sind meistens von kleinen Betrieben. Die großen Eisenhandlungen haben drei bis vier Spenglermeister, welche für sie separate Artikel erzeugen, und diese beziehen wieder ihr Rohmaterial aus der Eisenhandlung.

Dr. Verkauf: Liefert ein solcher Meister dann zu billigeren Preisen als der Fabrikant? Exp. Drechsler: Bestimmt.

Exp. 0: Die Leute thun das gewöhnlich aus Noth, weil sie keine andere Arbeit haben, so z. B. machen sie Kohlenständer für die Händler. Von einer Concurrenz kann da absolut nicht die Rede sein.

Exp. Benesch: Mir ist ein Fall bekannt, wo ein Meister, der in der todten Saison nichts zu thun hatte, der aber zwei oder drei Lehrjnngen hatte, solche Kohlenständer von den Lehrjnngen machen ließ; was soll er denn mit den Burschen sonst machen? Er hat aber die Arbeit ohne einen Auftrag von Seite der Eisenhandlung gemacht.

Vorsitzende: Können bei der Herstellung von Kohlenständern auch Dampfmaschinen verwendet werden? Exp. Benesch: Nur Hand­maschinen; solche haben aber auch die kleinen Betriebe; eine kommt auf etwa st. 50.

Exp. Drechsler (über Befragen seitens der Vorsitzenden): Die Bauspengler beschäftigen sich nur mit Bausachen und Ornamentik, während die Galanteriespengler Haus- und Küchengeräthschaften machen. Special- artikel, wie z. B. Gasmesser u. dergl., gehören theilweise zur Galanterie­spenglerei. Mit solchen Artikeln befassen sich aber nur größere Fabriken. Es gibt in allen Geschäften eine Saison. Die Saison in der Bauspenglerei beginnt meistens im Juni und dauert bis October.