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Vorsitzende: Wie kommt es, daß bei Küchengeschirr eine Saison ist? Exp. Drechsler: Das macht der Export. Das Meiste geht in's Ausland.

Dr. Hainisch: Kommt es nicht häufig vor, daß ein Bauspengler zur Galanteriespenglerei übergeht, und umgekehrt? Exp. Drechsler: Derjenige, welcher in einer Bauwerkstätte gelernt hat, ist in der Galanterie­spenglerei zu sehr wenigen Arbeiten zu verwenden; ein Galanteriespengler kann viel eher zum Baugeschäfte übergehen. Bei der Banarbeit gibt es meistens nur große Artikel, die gelöthet werden, und die einer anderen Behandlung bedürfen als die kleinen Artikel.

Wittelshöfer: Wann ist die Saison? Exp. Drechsler: In den Werkstätten, wo zehn, zwölf Gehilfen beschäftigt sind, bleiben im Winter höchstens zwei, drei Mann sitzen. Die Anderen müssen aussetzen. Diese schlechteste Zeit dauert von März bis Mai. Die Arbeiterinnen werden nicht entlassen, die sind stabil. Den Unternehmern liegt nämlich daran, eine Arbeiterin, die auf einen Artikel abgerichtet ist, die also sehr brauchbar ist, zu erhalten; übrigens kostet das ja nicht so viel, wenn er sie über den Winter erhält. Wenn er sich aber in der Saison eine frische Arbeiterin aufnimmt, so muß er die frische wieder abrichten.

Vorsitzende: Arbeiten die die ganze Woche? Exp. Drechsler: Ja, es kommt aber auch vor, daß die Arbeiterinnen nur drei Tage arbeiten. Dann verdienen sie fl. 2 bis ll.

Vorsitzende: Bekommen sie weniger, weil die Arbeit schlechter gezahlt wird oder weil weniger Arbeit ist? Exp. Drechsler: Weil die Arbeit schlechter gezahlt wird. Der Stücklohn sinkt bis über die Hälfte. «Ueber Befragen seitens der Vorsitzenden.) Die Kündigung ist sehr ver­schieden. Meistens beruht sie auf gegenseitigen Vereinbarungen. Diese werden aber sehr häufig übertreten, und vor den Schiedsgerichten kommen an jedem Sonntag drei, vier Verhandlungen vor. Meistens sind es die Unternehmer, welche die Vereinbarungen übertreten. Wenn ein Arbeiter z. B. zu einer Versammlung geht, und der Herr erfährt es, so wird er am anderen Tage entlassen. Freilich sagt der Unternehmer das nicht, sondern, es sei Mangel an Arbeit, oder die Leute sind zur Arbeit nicht fähig.

Vorsitzende: Woraus schließen Sie das? Exp. Drechsler: Weil das regelmäßig eintrifft. Wir wissen schon im Vorhinein, daß )o und so viele Maßregelungen vorkommen. Wenn eine Arbeiterin oder ein Arbeiter, der so lange denselben Artikel gearbeitet hat, plötzlich nicht mehr brauchbar ist, so liegt das doch aus der Hand.

Vorsitzende: Ist Ihnen bekannt, daß solche Arbeiter anderswo keine Arbeit mehr finden? Exp. Drechsler: Es sind nur einzelne Fälle bekannt.

Vorsitzende: Halten Sie es für möglich, daß die Arbeiterinnen in Wien bei allen Unternehmernschwarz" gemacht werden? Experte Drechsler: Möglich ist es; mir ist aber kein Fall bekannt.

Bardorf: In der flauen Zeit wird also der Stücklohn herab­gesetzt ? Exp. Drechsler: In dieser Zeit wird eben auf Lager gearbeitet, damit sich die Leute über den Winter halten.

Vorsitzende: Müssen die Arbeiterinnen Werkzeuge beistellen? Exp. Drechsler: Nein.

Exp. Benesch: Daß in einer Zeit mehr und in der anderen weniger Leute beschäftigt sind, hängt vom Export ab. Die Waaren gehen nach England, Schweden, Holland; das sind lauter Artikel, die sich nur die reicheren Leute kaufen, Luxusartikel, und nur die großen Fabrikanten erzeugen solche. Wenn also die Leute auf's Land gehen, so werden auch diese Artikel nicht abgesetzt.