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Expertin Nr. 115 (über Befragen seitens der Vorsitzenden): Ich bin bei der Firma C., und zwar in der Putzerei. Es sind dort vier Arbeiterinnen in der Putzerei und im Ganzen gegen 50 Arbeiterinnen und etwa 80 Arbeiter? Ich bin in diesem Betriebe drei Jahre, fünf Jahre war ich bei S. Die Saison ist so, wie es der Herr Experte angegeben hat. In der stillen Zeit werden wir nicht entlassen, aber wir bekommen wenig gezahlt, weil wir weniger arbeiten und keine neuen Sachen zu arbeiten haben. Die Arbeiterinnen in der Lackirerei werden aber entlassen, und zwar meistens die Hälfte. Jugendliche Arbeiterinnen gibt es bei uns nicht. In der Lackirerei sind meistens Mädchen von 15 bis 10 Jahren. Bei uns werden Badewannen, Knchengeräthe, Tassen u. s. w. gemacht. Es wird Alles mit der Hand gemacht. Hausarbeiter haben die Fabriken nicht, Arbeit wird uns nicht nach Hause gegeben. Die Arbeiterinnen recrutiren sich aus Arbeiterkreisen, Lehrmädchen gibt es. Die Arbeitsvermittlung geschieht durch Umfragen.

Wittelshöfer: Haben Sie immer geputzt? Exp. Nr. 115: Ja. Bei S. waren wir sieben Putzerinnen. Auch dort sind die Putzerinnen in der schlechten Zeit nicht entlassen worden.

Dr. Verkauf: Wer unterrichtet die Lehrmädchen? Expertin Nr. 115: Die älteren Arbeiterinnen.

Dr. Verkauf: Erhalten die dafür eine Entschädigung? Expertin Nr. 115: Das Lehrmädchen bekommt für die Arbeit weniger, und die Arbeiterin, die im Accord ist, wird für das, was sie versäumt, bezahlt.

Dr. Verkauf: Wie lange dauert der Unterricht ? Exp. Nr. 115: Ich habe ein Lehrmädchen abgerichtet, das hat acht Tage gedauert.

Dr. Verkauf: Wie ist es bei der anderen Arbeit? Expertin Nr. 115: Das weiß ich nicht.

Dr. Verkauf: Ist die Arbeit, die Sie zu machen haben, sehr schwierig? Exp. Nr. 115: Ja; die Badewannen, Badestühle, Kinder­wannen u. s. w. werden mit Schwefelsäure, dann mit Stearinöl und Wiener Kalk geputzt.

Dr. Verkauf: Kommen Verbrennungen vor? Exp. Nr. 115: Wenn man die Säure zu scharf nimmt, schon, zum Beispiel bei Reparaturen, da muß man sie sehr scharf machen.

Dr. Verkauf: Wie stark ist sie verdünnt? Exp. Nr. 115: Auf einen halben Liter Wasser kommen zwei bis drei Eßlöffel Schwefelsäure.

Dr. Verkauf: Haben Sie sich schon beschädigt? Exp. Nr. 115: Im Anfang bekommt man offene Hände.

Wittelshöfer: Wie machen Sie die Arbeit? Exp. Nr. 115: Ich habe einen Stoffsetzen, diesen rolle ich zusammen. Die Fetzen werden uns vom Chef gegeben? «Ueber Befragen.) Dieser kauft sie bei den Lumpen­weibern. Ob diese Lappen desinficirt sind, weiß ich nicht. Nach Carbol riechen sie nicht.

Exp. 0: Ich kann bestimmt sagen, daß sie nicht desinficirt sind.

Exp. Nr. 115: Den Fetzen muß ich in die Schwefelsäure tauchen und dabei auch mit der Hand hineinfahren. Damit wird der Artikel rein­gewaschen, dann wird der Fetzen in feinen Sand getunkt, und damit wird geputzt, dann wird mit einem anderen Fetzen ausgewischt und mit Oel und Wiener Kalk eingestaubt und polirt. Auch das geschieht mit der Hand. Diese Arbeit erfordert eine große Anstrengung. Das Putzen von gebrauchten Waaren ist viel schädlicher, weil man da mehr Säure nehmen muß, um den Schmutz wegzubringen, da man bei der Arbeit immer darüber gebeugt ist, muß man auch den Gestank einathmen.

Dr. Verkauf: Arbeiten Sie den ganzen Tag in derselben Lage? Exp. Nr. 115: Ja.

Vorsitzende: Kommt es vor, daß einer Arbeiterin schlecht wird?