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Exp. Nr. 115: Das kommt oft vor. Auch der Terpentin ist, insbesondere für die Augen, sehr schädlich.

Vorsitzende: Was für Terpentin wird verwendet? Wahrscheinlich dürfte es der schlechteste sein? Exp. dir. 115: Er stinkt sehr stark. Die Arbeiterinnen, die damit umgehen müssen, können nie lange dabei bleiben, weil sie offene Hände bekommen.

Witte lshöfer: Kommen Verletzungen durch Schneiden vor? Exp. Nr. 115: Da muß man halt aufpassen.

Dr. Osner: Ist Ihnen schon etwas passirt? Exp. Nr. 115: Ich war schon zweimal krank; das erste Mal war ich im ersten Jahre acht Wochen krank, da habe ich mir die Sehne gezerrt und war angeschwollen. Das zweite Mal war ich magenkrank. Auch jetzt muß ich im Monat einen oder zwei Tage zn Hause bleiben.

Vorsitzende: Früher waren Sie gesund? Exp. Nr. 115: Ja, ich habe nie Magenbeschwerden gehabt. (Aus Befragen der Vorsitzenden.) Ich bin im Accord. Im ersten Jahre habe ich fl. 3'50 bis 4 verdient, im zweiten Jahre über fl. 5. Dann bin ich auf fl. 6 gekommen. Da habe ich aber schon lehr fleißig arbeiten müssen. Jetzt komme ich auf fl. 0 bis 6tzr. Außer der Saison ist die Arbeit sehr schlecht. Da werden meistens gebrauchte Sachen in die Arbeit gegeben, und da habe ich zu thun, daß ich auf fl. 3'50 bis 4 komme.

Vorsitzende: Gibt es auch solche, die mehr verdienen als Sie?

Exp. Nr. 115: Wir sind Alle gleich gezahlt. In anderen Betrieben gibt es auch Wochenlohn. Da bekommen die Arbeiterinnen meist fl. 3, und da gibt es solche, die schon 10, 12 Jahre bei dieser Arbeit sind. Mehr als fl. 5 bekommen sie nicht. Bei S. sind sie auf fl. 6 und 7 gekommen. Da war eine 18« und 21jährige Arbeiterin.

Dr. Hainisch : Wie wird der Accord berechnet? Exp. Nr. 115 : Bei jedem Artikel sind drei Gattungen. Badestühle und Wannen sind gleich, dann Kinderwannen und Sitzbadschaffel und endlich Douchetassen. Ob dies neue oder alte Sachen sind, bleibt sich gleich.

Mittel shöfer: Wie lange arbeiten Sie an einer großen Wanne?

Exp. Nr. 115: Eine Stunde. Dafür bekomme ich 10 kr., und zwar auch in der stillen Saison. (Ueber Befragen der Vorsitzenden.) Arbeitsmaterial haben wir nicht anzuschaffen. Für Ueberstunden bekommen wir den Accord- lohn. Abzüge gibt es vom Chef aus nicht, wir haben aber Vorgesetzte, die immer aus Abzüge drängen. Da wird meist eigentlich gleich die Hälfte abgezogen. Ich weiß nicht, was die für ein Interesse daran haben, es ist ihnen die Arbeit wahrscheinlich zu theuer. Wenn etwas schlecht gemacht ist, kommt es zurück und muß noch einmal geputzt werden. Wenn wir aber in der Woche über fl. 6 verdienen, so meint der Werkführer, das ist schon zn viel. Er bedenkt nicht, daß im Magazin Frauen sind, die fl. 0 in der Woche haben und sich nicht anzustrengen brauchen. Wenn aber eine von uns in seine Nähe kommt, fürchtet er sich lungenkrank zu werden, wegen des Staubes, der auf unseren Kleidern ist.

Vorsitzende: Was sind das für Frauen in den Magazinen? Exp. Nr. 115: Die haben die Commissionen zusammenzustellen und zu packen.

Wittelshöfer: Wie kommt das, daß sie besser gezahlt sind? Exp. Nr. 115: Das weiß ich nicht. Sie sind aus besseren Häusern. Experte Drechsler: Die höhere Bezahlung erklärt sich daraus, daß sie alle Artikel, welche im Geschäfte vorkommen, genau kennen müssen. Um solche Commissionen zusammzustellen, bedarf es einer großen Uebung.

Dr. Schiff: Haben Sie Lohnbücher? Exp. Nr. 115: Ja, wir schreiben uns die Arbeit selbst ein. Abends müssen wir sie dem Magazineur ansagen, und dann wird sie eingetragen, und zwar in unsere Bücher und in sein Buch.