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zusammen, kaufen sich Stoff und gehen zu einem billigen Schneider? Exp. Nr. 115: Wenn ich heute ein Kleid brauche, kann ich nicht acht Wochen warten, bis ich mir das Geld zusammengelegt habe, und wenn ich mir auch wöchentlich 50 kr. aus die Seite lege, und es kommt etwas vor, daß ich einen halben oder ganzen Tag versäume, so muß ich das wieder­zusehen, und dann fehlt's mir wieder.

Dr. Ofner: Ist das auch mit den Schuhen so? Exp. Nr. 115: Die nehme ich auf zwei bis drei Raten. Ich gehe immer zu demselben Schuster und zahle ihn wöchentlich.

Dr. Ofner: Was zahlen Sie für ein Paar Schuhe? Expertin Nr. 115: fl. 5 bis 5'50.

Wittelshöfer: Wo kaufen Sie die Kleider? Exp. Nr. 115: Von einer Hausirerin.

Wittelshöfer: Kaufen Viele bei dieser? Exp. Nr. 115: Ja; die kommt an jedem Sonntag eincassiren.

Vorsitzender: Gehören Sie einem Vereine an? Expertin Nr. 115: Nein.

Bardorf: Ich habe in einer Zusammenstellung für Wäsche und Kleider 80 kr. ausgeworfen. Glauben Sie,^ daß Sie mit 80 kr. auskommen und dabei halbwegs anständig gekleidet fein können? Exp. Nr. 115: Man braucht entschieden mehr als 80 kr. pro Woche.

Dr. Verkauf: Was zahlen Sie wöchentlich an Raten? Expertin Nr. 115: fl. 1.

Dr. Verkauf: Das ganze Jahr oder nur einen Theil des Jahres? Exp. Nr. 115: Das ganze Jahr, denn ich muß mir ja bei der Hausirerin auch Wäsche nehmen und Arbeitskleider.

Dr. Verkauf: Die Schuhwaaren sind da extra? Expertin Nr. 115: Ja.

Wittelshöfer: Haben Sie sonst Auslagen für Hüte, Tücher? Exp. Nr. 115: Das nehme ich Alles von der Hausirerin/

Bardorf: Lesen Sie dieArbeiter-Zeitung"? Exp. Nr. 115: Dazu habe ich keine Zeit, ich kann auch nicht in die Volksbibliothek gehen.

Kardorf: Was zahlen Sie in die Krankencasse ? Exp. Nr. 115: 17 kr. Ich bekomme dafür 00 kr. täglich.

Exp. 0: Mir stehen in Bezug aus die Frauen sehr ungenügende Daten zur Verfügung. Die Zahl der Mitglieder der Krankencaffe schwankt zwischen 050 und 1050; ich habe da den Durchschnitt von den Jahren 1802, 1805 und 1804 genommen. Im Jahre 1804 waren in der Krankencasse 16 weib­liche Mitglieder. Die Frauen in unserer Branche sind meistens in größeren Betrieben beschäftigt und diese gehören der Bezirks-Krankencasse an, so daß ich über den Stand der weiblichen Mitglieder keine Aufklärungen geben kann.

Dr. Verkauf: Wie viele Erkrankungen waren bei diesen Mit­gliedern ? Exp. 0: Im Jahre 1894 waren drei Erkrankungen mit 200 Krankheitstagen.

Dr. Verkauf: Es wäre erwünscht, wenn Sie bei der allgemeinen Krankencasse die Daten erheben und uns mittheilen würden. Experte Benesch «über Befragen seitens der Vorsitzenden): Ich bin vier Jahre in einem Betriebe. Es sind dort sechs Hilfsarbeiterinnen, welche putzen und poMen, Lehrmädchen sind keine; die Arbeiterinnen find ständig, nur wenn die Arbeit sehr stark ist, werden noch Hilfsarbeiterinnen aufgenommen, die dann, wenn die Arbeit nachläßt, entlassen werden. ^ In unserem Betriebe werden hauptsächlich Luxusartikel erzeugt, wie russische Samoware, Xon plus nItra-Maschinen u. s. w. Küchengeräthe machen wir nicht. Unsere Arbeiterinnen haben sehr viel mit Säuren zu thun, sowohl beim Putzen als auch sonst, hauptsächlich aber mit concentrirter Lauge, in welcher die