431

sind zwei Aborte, die aber für die Geschlechter nicht getrennt sind, dieselben sind sehr unrein. Die Reinhaltung der Aborte hätte die Hausmeisterin zu besorgen. Die Arbeiterinnen essen zu Mittag in der Wcrkstätte. In Bezug auf die Behandlung und die Sittlichkeit ist nichts zu sagen. In der Werk­stätte befindet sich auch ein Gasmotor. Die Frauen ziehen sich im Arbeits- local Arbeitskleider an.

Vorsitzende: Geniren sie sich da nicht? Exp. Benesch: Sie ziehen ja nichts aus als die Joppe und binden eine andere Schürze um und ein Tuch über den Kopf.

Vorsitzende: Wissen Sie, wie die Arbeiterinnen leben? Exp. Benesch: Sie nehmen sich Kaffee in Flaschen mit, davon leben sie hauptsächlich. Zu Mittag holen sie sich Suppe oder Gemüse aus dem Gast­hause, Fleisch sehr selten.

Vorsitzende: Sind die Frauen organisirt? Exp. Benesch: Sie sind dafür, aber sie stehen nicht in der Organisation, sie fürchten sich zwar nicht, aber sie sagen, sie haben zu wenig Zeit. Wenn sie nach Hause kommen, haben sie ihre Sachen zu machen, und dann kommen sie auch nicht mit dem Gelde aus.

Experte U: Ich bin in einem großen Betriebe. Wir haben eine neun­stündige Arbeitszeit. Die Arbeiterinnen, welche im Accord sind, verdienen oft nur fl. 3 und auch weniger, auch in der Saison. Die Arbeiterinnen sind theils im Accord; jene bei den Pressen find im Wochenlohn, während die Putzerinnen und Tasfenschleiferinnen im Accord find. Der Wochenlohn beträgt zumindest fl. 4'50. Dieser Lohn sinkt nicht. Die älteren Arbeiterinnen es sind dies nur zwei haben fl. 9. Die sind aber schon ein halbes Menschenalter im Geschäft.

Vorsitzende: Aus welchem Grunde sind die Frauen nur theil- weise im Stücklohn? Exp. ?: Das liegt in der Arbeit. lUeber weiteres Befragen.) Nach Hause wird keine Arbeit gegeben. Es sind 28 bis 30 Arbeiterinnen beschäftigt, davon ist die Hälfte verheiratet. Abzüge kommen auch bei uns vor, wenn eine mehr verdient. Es kommt vor, daß eine Arbeiterin sehr flink ist. In den letzten Jahren sind die Preise sehr gedrückt worden, und doch haben sich drei außerordentlich flinke Arbeiterinnen fl. 8, 10 und fl. 12 verdient. Die haben sich aber sehr geschunden. Zwei davon sind verheiratet. Die Eine von ihnen ist durch das viele Arbeiten wirklich zum Krüppel geworden. Sie hat einen Nervenverfall bekommen. Diese Arbeiterin war etwa 36 Jahre alt.

Dr. Ofner: Wie sind die Abzüge gemacht worden? Exp. ?: Man hat gesehen, daß die Arbeiterin zu gut gezahlt ist, und da ist das nächste Mal einfach weniger eingeschrieben worden.

Vorsitzende: Wissen Sie, was aus den beiden verheirateten Frauen geworden ist?Exp. L: Nein. Die Kinder dieser Arbeiterinnen bleiben größtentheils nicht am Leben. (Ueber weiteres Befragen.) Die Pausen werden eingehalten. Zu Mittag bleiben die Arbeiterinnen in der Werk­stätte, während die Arbeiter fortgehen. Die Accordarbeiterinnen arbeiten manchmal während der Mittagspause. Die Putzerinnen waschen sich vor dem Essen gewöhnlich nicht. Sie sind das so gewöhnt, daß sie wahrschein­lich glauben, es muß so sein. Das Waschen würde ja eine Viertelstunde in Anspruch nehmen.

Vorsitzende: Glauben Sie nicht, daß der Kalk schädlich ist, wenn er auf die Wäsche kommt? Exp. k: Die Leute sind ja darnach angezogen. (Ueber weiteres Befragen.) An Sonntagen wird nicht gearbeitet, auch an Feiertagen nicht. Es ist keine Kündigung. Das steht in der Arbeitsordnung. Werkzeuge oder Putzmaterial ist von den Arbeiterinnen nicht beizustellen. Wir haben im Betriebe verschiedene Werkstätten. Die Putzerinnen haben ein großes Fabriksfenster mit kleinen Abtheilungen. Die zwei