machen als auch die Wickel spinnen: Andere können nur die Wickel machen, und diese geben sie dann an andere Arbeiterinnen zum Spinnen.
Dr. Verkauf: Sie sagten, im Sommer sei die Arbeitszeit länger als im Winter. Arbeiten Sie denn nicht auch bei Licht? — Exp. Nr. 122: Nein, nur bei Tag.
Exp. Nr. 12:; (über Befragen des Vorsitzenden): Ich bin Wickleri n. Wir holen den Tabak in der Auswage und sollten so viel bekommen, als wir zur Arbeit brauchen. Die Auswägerinnen geben uns aber nicht das genügende Quantum; das Material, aus dem wir 10<> Eigarreu machen sollen, reicht nur für 80 hin. Wir sollen täglich 500 Stück machen, in Folge dessen fehlen uns oft 100 Stück pro Tag und 100 Stück in der Woche. Nachdem aber im Buch steht, daß mau so und so viel Material gefaßt hat, so muß man am Samstag das nachholen, was Einem fehlt; da man aber doch mit dem Material, das man bekommen hat, schon fertig ist, muß mau oft drei bis vier Stunden unnütz sitzen, bis es dem Herrn Beamten beliebt, neues Material herzugeben. Wenn wir sagen, daß wir nicht genug Material haben, so sagt der Herr, wir verreißen es. Das ist aber nicht möglich, nach Hause nehmen können wir uns auch nichts, folglich ist es klar, daß man uns zu wenig gibt.
Vorsitzender: Das muß sich aber doch beim Zurückwägen herausstellen? — Exp. dir. 123: Es wird nicht zurückgewogen. Was wir an Material bekommen, müssen wir Alles, bis auf den Abfall, einarbeiten.
Vorsitzender: Worin besteht die Arbeit einer Wicklerin? -- Exp. Nr. 123: Zunächst spritzt man sich Abends vorher die Einlage mit Wasser an, weil sie ganz dürr ist, damit man sie dann besser verarbeiten kann. Dann nimmt man die Blätter straußweise in die Hand und rollt sie zusammen, hierauf gibt man die „Puppe" in die Form, dann wird sie gepreßt, und endlich kommt sie zur Spinnerin, die ein seines Deckblatt darüber spinnt, und die Cigarre ist fertig. Früher hat man bei den Brevas, Medias und Regalias Handpuppen gehabt, aber jetzt hat man bei allen Sorten Formen.
Vorsitzender: Wie ist der Vorgang beim Spinnen? —Expertin Nr. 124: Die Spinnerin muß das Deckblatt in Streischen schneiden und damit die Puppe umspinnen. Bei den „Tamas" ist das Deckblatt sehr schlecht; es wird uns so zugewogeu, daß wir mit einem Blatt zwei bis drei Cigarren umspinnen sollen, es reicht aber oft nur für eine Cigarre hin, weil es entweder zerrissen oder so mißfärbig ist, daß wir es nicht verwenden können. Die fertige Cigarre liefern wir dann an die „Uebernehmerin" ab, und was diese als Ausschuß befindet, das gibt sie zurück. Die Ueberuehmerinnen werden von den Beamten unterstützt; sie können die Arbeiterinnen sehr sekiren und ihren Lohn derart Herabdrücken, daß sie statt sl. 0 nur fl.'3 bekommen. Es wird verlangt, daß die Cigarren möglichst weich seien, und eine weiche Cigarre kann leicht zerdrückt werden, so daß eine Spinnerin oft 30 Stück Ausschuß hat, die sie zurückbekommt. Da hat die Betreffende sowohl die Arbeit als auch das Material durch neue Arbeit wieder hereinzubringen. Wenn sie sich beschwert, so wird ihr gesagt, sie soll ruhig sein und besser arbeiten. Am ärgsten geht es dort zu, wo Spinnerinnen und Wicklerinnen zusammenarbeiten; da hängt die Wicklerin von der Spinnerin ab, die Spinnerin von der Uebernehmerin, die Uebernehmerin von den Beamten u. s. w.
W i t t e ls h ös er: Auf welche Weise ersetzen Sie dann das fehlende Materiale? — Exp. Nr. 124: Wir bekommen zum Beispiel 7 bis 10 Manilablätter, das sind Wickelblätter, und aus diesen sollen wir nun 100 Cigarren machen. Das ist ganz unmöglich, weil wir aus einem Blatt, wenn es schön ist, nicht mehr wie 3 bis 4 Cigarren herausbringen. Da müssen wir also schwindeln und den schlechten Sumatra von den anderen dorten verwenden.