464

Dr. Verkauf: Also ein Einfluß der von Ihnen Gewählten scheint nicht vorhanden zu fein? Exp. Nr. 126: Die Ansschußfrauen find nur dazu da, um die Marken einzusammeln.

Vorsitzender: Wer ist der Küchenchef? Exp. Nr. 122: Der Adjunct von der Borrichtnngsabtheilung.

Vorsitzender: Was machen die, welche nicht dort essen ? Expertin Nr. 123: Einige sind da, welche l l kr. nicht zahlen, weil das ihr Verdienst nicht erlaubt: die bringen sich einen Kaffee mit und ein Stück Brot. Der Kaffee ist nicht einmal den Namen Kaffee werth. Oder fie kaufen sich in der Küche eine Suppe um 3 kr. und ein Brot. Die Verheirateten, und das sind Viele, gehen nach Hanse. Exp. Nr. 122: Oder fie bringen das Essen mit und wärmen es in der Küche. Um 6 Uhr wird das Effen dann von Einer hineingestellt.

Vorsitzender: Sie sind verheiratet. Was haben Sie Früh genossen, bevor Sie in die Arbeit gegangen sind? Exp. Nr. 122: Kaffee. Dann habe ich mein Essen in den Korb gegeben und vor 6 Uhr aus's Fenster gestellt, und dann stellt sie es in die Rohre. Wenn das Essen dort verbrennt und man etwas sagt, so wird man angefahren.

Vorsitzender: Was haben Sie sich mitgenommen? Expertin Nr. 122: Größtentheils Zuspeise, auch Fleisch oder Mehlspeise. Suppe schüttet man beim Tragen aus.

Vorsitzender: Wie viel Fleisch haben Sie gewöhnlich gekauft ? Exp. Nr. 122: Meist 50 Deka für mich und für meinen Mann.

Vorsitzender: Sonst dürfen Sie in der Fabrik nichts essen? Exp. Nr. 122: Nein, wenn ich ein Stück Brot essen will, muß ich hinaus­gehen. Man darf aber nicht lange stehen bleiben, weil Einem sonst der Herr gleich hineinjagt. Bei der vielen Arbeit nehmen sich die Arbeiterinnen ohnedies keine Zeit zum Essen und müssen den ganzen Vormittag hungrig bleiben.

Vorsitzender: Was haben Sie Abends gegessen? Expertin Nr. 122: Frisch Gekochtes, meist Suppe, manchmal Fleisch und Zuspeise.

Vorsitzender: Was ist Ihr Mann? Exp. Nr. 122: Binder­in einer Weinhandlung mit st. 12 Wochenlohn.

W i tt el sh ö f er: Muß eine Jede im Unterstützungsfonds sein, oder ist es freiwillig? Exp. Nr. 122: Es muß Jede dabei fein. Expertin Nr. 123: Es wird einer Jeden abgezogen.

W itt els h ö f e r: Werden die Arbeiterinnen gefragt, ob sie beitreten wollen? In den Ausweisen heißt es: Freiwillige Beiträge der Mitglieder.

Exp. Nr. 123: Es wird nicht gefragt. - Exp. Nr. 122: Es sind viele dagegen, aber sie werden dazu gezwungen.

Witte! sh öser: Was geschieht mit dem Gelde aus dem Unter­stützungsfonds? Exp. Nr. 122: Dieses Almosengeld wird zusammengelegt, weil die Arbeiterinnen gesagt haben, daß die Pension zu klein ist, damit sie dieselbe aufbessern können.

Wittelshöfer: Bekommt Jede eine Aufbesserung? Expertin Nr. 122: Es sind da Clauseln.

Wittelshöfer: Wer stellt das fest, wer die Aufbesserung bekommt?

Exp. Nr. 122: Das beschließen die Herren.

Dr. Riedl: Was essen Sie Nachmittags zur Jause? Expertin Nr. 122: Gar nichts. Im Sommer bekommt man in der Küche um 2 kr. Milch.

Dr. Riedl: Betheiligen sich daran Viele? Exp. Nr. 122: Sie nehmen sich nicht die Zeit hinzugehen. Vorne dürfen sie nicht trinken, sie dürfen das nur rückwärts thun; dazu haben die Arbeiterinnen nicht Zeit und lassen es lieber.

Dr. Riedl: Wie viel bekommt man da für die 2 kr. ? Expertin Nr. 122: Einen Viertelliter.