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kann doch unmöglich so sein, daß auf ihren Tod gewartet wird? Expertin Nr. 12:4: Es sind schon viele Fälle vorgekommen, daß die Leute von der Pension phantasirt haben. Sie haben sie nicht bekommen und sind gestorben.

Vorsitzender: Wie hoch ist das Krankengeld? Expertin Nr. 128: fl. 4 07.

Dr. Schiff: Die Wöchnerinnen bekommen durch vier Wochen das Krankengeld? Exp. Nr. 123: Ja.

Vorsitzender: Wie lange sehen die Wöchnerinnen aus ? Expertin Nr. 123: Vier Wochen nach der Entbindung, vor der Entbindung nicht. Sie müssen hinein gehen bis zur letzten Minute.

Vorsitzender: Leiden die Kinder darunter? Exp. Nr. 123: Sehr viele sind krank, meist Lungenkatarrh.

Dr. Ofner: Sind die Beamten oder die Werkführer gegen die Mädchen zudringlich? Exp. Nr. 123: Das kann ich nicht sagen.

Dr. Ofner: Sind sie grob? Exp. Nr. 123: Sehr brutal, z. B. wenn die Arbeiterin über die Arbeit sich beim Herrn Werkführer beschwert, so pflegt der Herr Werkführer uns zu sagen:Halten S' 's Maul!" Wir haben einen Werksührer; ich kann den Ausdruck gar nicht wieder geben; er hat sich gewöhnlich so ausgedrückt:Wann's net bald die Goschen halt's, hau' i Enk a paar abi, daß d'Füß' in d'Höh' reckt's", und dann solche Aus­drücke, wie:Sie Trottel."

Dr. Verkauf: Wie ist es mit der ärztlichen Hilfe bei Ihnen? Exp. Nr. 123: Wir haben unseren Vereinsarzt.

Dr. Verkauf: Wie viele haben Sie? Exp. Nr. 124: Einer ist für den Rennweg und einer für die Roßau.

Dr. Verkauf: Reicht das aus? Exp. Nr. 124: Ich bin einmal erkrankt, es war mir in der Früh sehr schlecht. Mein Mann hat eine pneumatische Karte geschrieben, und erst um 6 Uhr Abends ist der Doctor

Dr. Verkaus: Wo wohnen Sie? Exp. Nr. 123: Im XVI. Bezirk.

Exp. Nr. 122: Ich wohne im IX. Bezirk und bin auch einmal Früh erkrankt und habe den Doctor in der Früh holen lassen. Er ist aber erst um 5 Uhr Nachmittags gekommen.

Dr. Verkauf: Werden Ihnen die Medicamente beigestellt? Exp. Nr. 122: Ja.

Dr. Verkauf: Werden Ihnen auch Behelfe für Bäder gewährt?

Exp. Nr. 122 u. 123: Nein.

Dr. Verkauf: Es kommt aber vor, daß man solche Behelfe braucht. Es wird z. B. behauptet, daß Hautkrankheiten nicht selten sind. Expertin Nr. 123: Ich habe ein Gichtleiden. Der Arzt hat mir Bäder verordnet; ich habe sie aber nicht bekommen; ich hätte sie aus meine Kosten nehmen müssen.

Dr. Verkauf: Sämmtliche Krankenkassen gewähren sie, und ich glaube, eine k. u. k. Krankencasse könnte sie auch geben, da sie gesetzlich dazu verpflichtet ist. Werden sonstige therapeutische Behelfe gegeben? Expertin Nr. 123: Ja, z. B. ein Mädchen hat Gummistrümpfe bekommen.

Dr. Verkauf: Wissen Sie davon, daß häufig Hautkrankheiten vor­kommen? Exp. Nr. 123: Das kann ich nicht sagen.

Dr. Verkauf: Wie ist es mit den Zähnen bestellt? Expertin Nr. 123: Schlecht. Zahnschmerzen sind sehr häufig. Das kommt vom Tabak.

Dr. Verkauf: Was für Krankheiten kommen sonst vor? Expertin Nr. 123: Rheumatismus z. B. habe ich auch. Wir arbeiten jetzt an Blech­bretteln, auf denen wir die Cigarren machen. Die Holzbretteln sind mit Blech überzogen. Früher hat man auf den Holzbretteln gearbeitet. Da aber diese Holzbretteln zerschnitten worden sind, arbeiten wir jetzt auf Blech. Das Blech ist im Winter so kalt wie Eis. Ich habe erst um 10, '/UZ 11 Uhr