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Die Arbeits- und Lebensverhältnisse der Wiener Lohnarbeiterinnen : Ergebnisse und stenographisches Protokoll der Enquete über Frauenarbeit, abgehalten in Wien vom 1. März bis 21. April 1896
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er das Leder umbiegt und passepoilirt, und dann bekommen wir es zum Füttern, Nähen und Steppen.

Dr. Schwiedland: Was wird auf den von Ihnen genannten ver­schiedenen Maschinen genäht? Exp. Nr. 130: Auf der Ringschiff- maschine werden die einzelnen Theile als solche genäht und auch die ver­schiedenen Theile zusammengenäht. Die Rnndlochmaschine ist nur eine Maschine für Luxusarbeit, für Stickereien. Aus der Einfaßmaschine werden die Pariser Schuhe mit einer Schnur oder einem Bortet eingefaßt.

Dr. Schwiedland: Wie lange dauert es, bis man das Nähen auf den Ringschifsmafchinen erlernt? Exp. Nr. 130: Das richtet sich nach der Auffasiungsgabe und nach dem Betriebe. In manchen Betrieben muß man fünf oder sechs Monate lernen, in anderen, wo die Lehrmädchen dafür bezahlen, blos einige Wochen.

Witte lshöfer: Was ist die Tifcharbeit? Exp. Nr. 130: Da werden die paar Stiche vorne am Spitz und die Strupfen rückwärts genäht.

Vorsitzender: Sind bei Ihnen Gruppentheilungen wie bei den Weißnäherinnen, und sind es da Vorarbeiter, welche die Arbeit eintheilen? Exp. Nr. 130: Die Aelteste, die im Hause ist, macht die Eintheilung, aber ohne daß sie etwa eine übergeordnete Stellung hätte. Gruppenein­theilungen wie bei den Weißnäherinnen sind bei uns nicht vorhanden.

Dr. Schiff: Sie bekommen das Material zugeschnitten und herge­richtet und machen dann den Schuh ganz fertig, ohne daß ihn nach Ihnen ein Arbeiter noch in die Hand bekommt? Exp. Nr. 130: Nach unserer Arbeit wird noch die Bödenarbeit und das Aufzwicken u. f. w. gemacht. Das wird gewöhnlich außer Haus gegeben. (Auf weiteres Befragen seitens des Vorsitzenden.) Ich bin 27 Jahre in unserer Branche und bereits 22 Jahre in dem Geschäft, wo ich jetzt bin. Ich bin als 14jähriges Mädchen in unsere Branche gekommen und war früher bei keiner anderen Arbeit. In unserem Betriebe sind jetzt 13 Näherinnen, 9 Tischarbeiterinnen und 2 Mädchen, welche nebst Gängen noch verschiedene leichte Arbeiten verrichten, z. B. das Stanzen, das Einschmieren, die Oesen eindrücken u. s. w. Die Zahl der beschäftigten Männer richtet sich nach dem Geschäftsgänge. Wir haben jetzt neun Zu­schneider, zwei Vorrichter, einen Sohlenschneider, einen Hausdiener und zwei Werkführer, von denen der eine der eigentliche Werkführer ist und der andere ihm in seinen Verrichtungen hilft. Wir stehen jetzt in der Zeit, wo weniger zu thun ist. Diese Zeit dauert aber immer nur einige Wochen, von Ostern bis Mai. Manchmal ist auch im Herbst weniger zu thun. Im Hochsommer haben wir am meisten zu thun, da haben wir mehr Arbeiter als sonst, die, wenn weniger zu thun ist, entlassen werden. Es wird aber immer darauf gesehen, daß die älteren Arbeiter das ganze Jahr bleiben. Das ist überhaupt in allen Fabriken so. Im Kleinbetrieb jedoch wird auf die älteren Arbeiter nicht gesehen. Im Sommer haben wir durch fünf Monate 24 Vorrichter, also um 12 mehr wie jetzt. Dann haben wir auch um drei, vier Näherinnen mehr, also statt dreizehn sechzehn. Wir verfertigen die verschiedensten Arten von Galanterie- und Luxusschuhen, Lederschuhe, Stoffschuhe und Atlasschuhe. Von den Arbeiterinnen, welche im Geschäft arbeiten, nehmen nur die Tisch­arbeiterinnen manchmal die Arbeit nach Hause; das ist ein freiwilliger Nebenverdienst. WirNäherinnen nehmen keine Arbeit nach Hause. Wir haben auch Heimarbeiterinnen, die gar nicht im Geschäft sind, das sind Ausschneiderinnen. Arbeiterinnen, welche eine eigene Ringschiffmaschine zu Hanse haben und darauf arbeiten, gibt es nicht. Die Arbeiter recrutiren sich meist aus Arbeiterkreisen. Wir haben Lehrmädchen, aber nur zur Tischarbeit. Zur Maschinenarbeit werden nur gelernte Arbeiter in's Geschäft genommen. In den Fabriken gibt's überhaupt keine Lehrmädchen bei den Maschinen, sondern die Maschinen­arbeit muß im Kleingewerbe gelernt werden. Ein Mädchen würde blos zwei bis drei Wochen brauchen, bis sie das Nähen auf der Ringschiff-